| # taz.de -- Jens Spahn will Masern bekämpfen: Bundestag beschließt Impfpflicht | |
| > Jens Spahn setzt sich durch: Viele Menschen müssen bald gegen die Masern | |
| > geimpft sein. Nur die AfD war dagegen. Grüne und Linke enthielten sich. | |
| Bild: Tut eigentlich gar nicht weh: Die Masern-Impfung ist bald für viele Mens… | |
| Berlin taz | „Wenn ich so etwas höre, werde ich sauer“, sagte | |
| [1][Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)] am Donnerstagmittag im | |
| Plenum des Deutschen Bundestags und bezog sich damit auf die Einstellung | |
| von Impfgegnern, eine Krankheit wie Masern müsse jeder Mensch einmal | |
| „durchmachen“. Schon zuvor hatte er im ARD-“Morgenmagazin“ Impfschutz a… | |
| „eine der größten Errungenschaften der Menschheit“ bezeichnet. | |
| Diese Errungenschaft wird demnächst für einige Menschen Pflicht: Ein | |
| entsprechender Gesetzentwurf von Spahn wurde am Donnerstag vom Bundestag in | |
| namentlicher Abstimmung mit 459 Ja-Stimmen bei 89 Gegenstimmen und 105 | |
| Enthaltungen beschlossen. Gegen das Vorhaben stimmte lediglich die AfD. | |
| Grüne und Linkspartei enthielten sich – eine Haltung, die Spahn zuvor als | |
| „kraftlos“ bezeichnet hatte. Damit gilt ab 1. März 2020 eine Impfpflicht | |
| für Kindertagesstätten, Schulen, andere Gemeinschaftseinrichtungen, bei der | |
| Tagespflege und in Flüchtlingsunterkünften. | |
| [2][Ziel des neuen Gesetzes] ist es, die Masern in Deutschland auszurotten. | |
| Das kann erst bei einer Durchimpfungsquote von 95 Prozent erreicht werden. | |
| Nach Informationen der WHO beträgt die Quote in der Bundesrepublik jedoch | |
| nur 92 Prozent. In diesem Jahr sind in Deutschland bisher 501 Menschen an | |
| Masern erkrankt, wie aus der Online-Datenbank des Robert-Koch-Instituts | |
| hervorgeht. | |
| Spahns Kalkül ist, diese Zahl durch verpflichtende Masern-Impfungen zu | |
| senken. Zumindest für Kinder, die mindestens ein Jahr alt sind, in Kitas | |
| und Schulen sowie für Erzieher, Lehrer, medizinisches Personal und | |
| Asylbewerber soll der Zwang gelten. Sie alle treffen in öffentlichen | |
| Einrichtungen aufeinander. | |
| Konkret bedeutet das, dass Eltern ab kommenden März vor der Aufnahme ihrer | |
| Kinder in Kitas oder Schulen nachweisen müssen, dass diese geimpft sind. | |
| Bei Verstößen sollen Bußgelder bis zu 2.500 Euro drohen. | |
| Für Kinder, die schon in der Kita oder in der Schule sind, müssen ihre | |
| Eltern bis zum 31. Juli 2021 nachweisen, dass sie geimpft sind oder die | |
| Masern schon hatten. Der Nachweis kann durch den Impfausweis oder das gelbe | |
| Kinderuntersuchungsheft erbracht werden – oder durch ein ärztliches Attest, | |
| wenn jemand bereits die Masern hatte. | |
| ## Mit Bußgeld bestraft | |
| Nicht geimpfte Kinder können dann von der Kita ausgeschlossen werden, von | |
| der Schule wegen der allgemeinen Schulpflicht jedoch nicht. Allerdings | |
| müssen Eltern, die ihre Schulkinder nicht impfen lassen, mit Bußgeldern von | |
| bis zu 2.500 Euro rechnen. Auch Kindertagesstätten, die nicht geimpfte | |
| Kinder betreuen, können mit einem Bußgeld bestraft werden. | |
| Wer sich als Mitarbeiter einer Gemeinschafts- oder Gesundheitseinrichtung | |
| verweigert, darf dort keine Tätigkeiten aufnehmen. Menschen, die vor 1971 | |
| geboren wurden oder denen gesundheitliche Schäden drohen, sind von der | |
| Impfpflicht ausgenommen. | |
| Grüne und FDP kritisierten den Gesundheitsminister am Donnerstag deutlich. | |
| Der öffentliche Gesundheitsdienst sei in den letzten Jahren „kaputtgespart“ | |
| worden, monierten sie etwa. Deshalb seien heute nicht ausreichend Bürger | |
| geimpft. | |
| Während ein AfD-Abgeordneter während einer Kurzintervention auf „tausende | |
| Fälle von Impfschäden“ aufmerksam machte, die es angeblich gebe, hatte die | |
| Kritik von Detlev Spangenberg, Obmann der AfD-Fraktion, deutlich | |
| rassistische Untertöne. Nicht bei den Jungen gebe es einen Handlungsbedarf | |
| in Sachen Impfungen, sondern bei Erwachsenen. Hier seien besonders „die | |
| Zuwanderer“ das Problem. Druck erzeuge „nur Unmut“, sagte Spangenberg, in | |
| seiner Partei habe man den „mündigen Bürger“ vor Augen. | |
| Gesundheitsminister Jens Spahn machte im Gegenzug deutlich, dass er einen | |
| anderen Freiheitsbegriff vertritt: „Freiheit heißt auch, dass ich nicht | |
| unnötig gefährdet werde“, sagte er im Plenarsaal. | |
| 14 Nov 2019 | |
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| Dorian Baganz | |
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