# taz.de -- Demo gegen Erdoğans Angriff in Berlin: Gemeinsam für Rojava | |
> Am Donnerstag demonstrierten Tausende in Berlin-Kreuzberg gegen den | |
> türkischen Angriff auf die kurdischen Gebiete in Nordsyrien. | |
Bild: Demonstration gegen türkischen Angriff auf Syrien in Kreuzberg | |
BERLIN taz | „Jin, Jiyan, Azadi“ – „Frauen, Leben, Freiheit!“, rufen … | |
Frauen, die in der ersten Reihe die Demo anführen. Hinter ihnen laufen | |
mehrere tausend Menschen, schwenken Fahnen Kurdistans und Flaggen der | |
kurdischen Milizen YPG und YPJ. Große Teile der kurdischen Community sowie | |
der linken Szene sind am Donnerstag durch Kreuzberg und Neukölln gezogen, | |
um gegen den [1][Angriff der Türkei] auf die selbstverwalteten kurdischen | |
Gebiete in Nordsyrien zu protestieren. | |
Schon zu Beginn um 18 Uhr sammeln sich Hunderte Menschen am Startpunkt am | |
Kreuzberger Oranienplatz. Nicht wenige der Teilnehmer*innen sind selbst | |
betroffen von Erdoğans Angriff. | |
„Erdoğan greift unsere Familien an“, berichtet Rezo Yusuf. Er kommt selbst | |
aus der Region, der Stadt Hasaka in Nordsyrien, seine Verwandtschaft lebt | |
dort. „Während wir gerade reden, werden meine Brüder und Schwerstern | |
bombardiert.“ | |
Neben den zahlreichen kurdischen Teilnehmer*innen, die Erdoğans Angriff | |
als ein weiteres Kapitel der türkischen Unterdrückung der Kurden sehen, | |
sind auch viele Aktivist*innen aus der linken Szene anwesend. Für das | |
politischen Projekt Rojava, so der kurdische Name der Gebiete, gibt es | |
besonders in der linken Szene starke Sympathien. Erst im vergangenen Juni | |
ging der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg eine [2][Partnerschaft] mit der | |
nordsyrischen Stadt Dêrik ein. | |
## Insel der Utopie | |
„Für mich ist Rojava eine kleine Insel der Utopie“, erklärt Peter Arndt. | |
Dort werde versucht, emanzipatorische Prinzipien wie Basisdemokratie, | |
Feminismus und Ökologie in die Tat umzusetzen, so der Aktivist. Arndt | |
erinnert an die Rolle der Kurden im Kampf gegen die IS. „Die YPG war die | |
gefeierte Armee, die den IS besiegt hat.“ | |
Die Interventionistische Linke Berlin hatte im Rahmen der Kampagne „Rise up | |
for Rojava“ zur Teilnahme an der Demo aufgerufen. Sie fordert die | |
Bundesregierung dazu auf, sofort alle Rüstungsexporte in die Türkei zu | |
stoppen, den Flüchtlingsdeal aufzukündigen und Wirtschaftssanktionen zu | |
verhängen. | |
Gegen 19 Uhr setzt sich die Demo in Bewegung. Die Stimmung ist kämpferisch, | |
aber friedlich. Auf verbotene Flaggen der in Deutschland als | |
Terrororganisation eingestuften kurdischen Arbeiterpartei PKK wurde | |
verzichtet. Die Demonstrant*innen rufen Parolen wie „Erdoğan, | |
Terrorist!“ oder „Lang lebe der Widerstand in Rojava!“ | |
Als die Demonstration den Kottbusser Damm erreicht, gibt es vereinzelt | |
Handgreiflichkeiten mit Erdoğan-Anhängern. Ein Passant zeigt das Zeichen | |
der Grauen Wölfe, der rechtsextremen türkischen Bewegung. | |
Demonstrant*innen bedrängen ihn, schließlich greift die Polizei ein. | |
## Extinction Rebellion zeigt sich solidarisch | |
Freundlichere Szenen gibt es auf der Kottbusser Brücke. Klimaaktivist*innen | |
von [3][Extinction Rebellion] hatte diese zuvor blockiert, sie aber für die | |
Demo wieder frei gemacht. Während einer Kundgebung auf der Brücke | |
skandieren beide Gruppen gemeinsam „Alle zusammen gegen den Faschismus“. | |
Schließlich erreicht die Demo gegen 21 Uhr ihren Endpunkt am Kottbusser | |
Tor. Solange Erdoğan den Angriff fortsetzt, dürften weitere Aktionen | |
folgen. In der Nacht zu Freitag wurde das Fahrzeug eines türkischen | |
Diplomaten angezündet. | |
11 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Erdoans-Einmarsch-in-Nordsyrien/!5628761 | |
[2] /Praktische-Solidaritaet-mit-Rojava/!5601996 | |
[3] /Extinction-Rebellion-in-Berlin/!5628655 | |
## AUTOREN | |
Jonas Wahmkow | |
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