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# taz.de -- Kurdische Demos in Deutschland: Ungelöster Konflikt
> Tausende protestieren gegen den türkischen Militärangriff. Die Spannungen
> zwischen Kurden und Türken könnten hierzulande zunehmen.
Bild: 10.000 Menschen demonstrierten in Köln
ta |z/dpa | Die Stimmung ist angespannt. Mit der türkischen
Militäroffensive wachsen die Befürchtungen, dass sich Konflikte zwischen
Menschen mit türkischen und kurdischen Wurzeln auch in Deutschland
entladen. Die Mehrheit der geschätzten bundesweit 1 bis 1,2 Millionen
Kurdischstämmigen kommt aus der Türkei. „Je nachdem, in welcher Länge und
mit welcher Intensität die Invasion der Türkei in Nordsyrien andauert,
werden auch die Polarisierung und die Konflikte zwischen Deutsch-Türken und
Deutsch-Kurden zunehmen“, sagt der Politikwissenschaftler und Türkeiexperte
Burak Çopur, Professor an der privaten Hochschule IUBH Dortmund.
In Berlin zogen am Samstag etwa 5.000 Menschen vom Neuköllner Hermannplatz
zum Kottbusser Tor in Kreuzberg. Angemeldet war die Demonstration als
Veranstaltung im Rahmen des „Antikolonialen Monats Berlin“, doch neben
lateinamerikanischen und palästinensischen Gruppen dominierten angesichts
der aktuellen politischen Lage Kurd*innen den Zug. Sie machten etwa zwei
Drittel der Teilnehmenden aus; unter ihnen waren auch viele alte Menschen
und Kinder.
Trotz teils aggressiver Slogans („Scheiß-Erdoğan“) blieb der Umzug zunäc…
friedlich. Auch Provokationen türkischstämmiger Anwohner*innen längs der
Strecke blieben aus. Laut Polizei kam es später zu sechs Festnahmen, weil
Böller gezündet und Polizist*innen mit Flaschen beworfen worden seien. Auch
in Köln, Hamburg, Hannover, Frankfurt am Main und Bremen demonstrierten
insgesamt einige Tausend.
„Die Kurdenfrage ist ein ungelöster Identitätskonflikt in der Türkei, der
mit der Migration auch nach Deutschland getragen wurde“, sagt
Politikwissenschaftler Copur. Die türkische Community hierzulande sei von
einem islamisch-konservativen Milieu dominiert. Ankara versuche mithilfe
seiner Organisationen und über die sozialen Netzwerke auf Kurdischstämmige
und Andersdenkende Druck auszuüben. „Die Kriegspropaganda des
Erdoğan-Regimes ist über die türkischen Medien und Social Media in
Sekundenschnelle bei der türkischen Community in Deutschland und heizt dort
die Stimmung weiter an.“
Der Journalist Hüseyin Topel meint, es gebe Kurdischstämmige, die sich
schon im Jugendalter ausgeschlossen fühlten. In Betrieben seien Spannungen
etwa unter Azubis ebenso spürbar wie auf dem Schulhof, erzählt der
Deutsch-Türke. Schwierig auch: Unter den Kurden gebe es nicht nur eine
Auffassung, sondern unterschiedliche Positionen – manchmal sogar in ein und
derselben Familie. Copur sieht die Kritiker indes in der Mehrheit. Viele
Kurden seien aus der Türkei geflüchtet und hätten ein großes Problem mit
dem türkischen Staat und Erdoğan.
13 Oct 2019
## AUTOREN
Alke Wierth
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Kurden
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