| # taz.de -- Kurdische Symbole in Deutschland: Rechtslage? Mal so, mal so | |
| > Ob das Zeigen von Symbolen der kurdischen Milizen YPG und YPJ gestattet | |
| > ist, entscheidet die Polizei nach Gutdünken. Verboten ist nur die PKK. | |
| Bild: Biji Rojava! | |
| Berlin taz | Am Rande einer prokurdischen Kundgebung am Brandenburger Tor | |
| stehen am Montag mehrere Polizisten mit beschlagnahmten Fahnen. Sie | |
| vergleichen die Symbole mit Bildern auf ihren Handys. Einige Fahnen wandern | |
| nach links – verboten, andere auf den rechten Haufen – erlaubt. | |
| Vor allem bei zwei Symbolen sind sich die Polizisten unsicher, es sind die | |
| gelben und grünen Wimpel der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG und | |
| ihrer Fraueneinheiten YPJ. Zusammen bilden diese den militärischen Arm der | |
| kurdisch-syrischen Partei der Demokratischen Union (PYD). Seit vergangenem | |
| Mittwoch wehren sie sich gegen den [1][türkischen Angriffskrieg auf die | |
| Region Rojava]. | |
| Nach einigem Hin und Her bleiben beide Symbole an diesem Tag verboten, | |
| nicht ganz konsequent, denn auf einem Banner bleibt das YPG-Dreieck zu | |
| sehen. An anderer Stelle gibt es dagegen gar keine Probleme. Seit Montag | |
| hängt am [2][Karl-Liebknecht-Haus, der Linken-Parteizentrale, ein riesiges | |
| Plakat mit dem roten Stern der YPG]. Auch bei den prokurdischen Demos am | |
| [3][Donnerstag] und Sonntag in Kreuzberg und Neukölln störten sich zwar ein | |
| paar türkische Faschisten an den Symbolen, nicht aber die Polizei. Wie kann | |
| das sein? | |
| Auf Anfrage erklärt die Polizei die Rechtsgrundlage. Die Antwort, | |
| zusammengefasst: Die ist mal so, mal so. Verboten seien lediglich die | |
| Symbole der kurdischen [4][Arbeiterpartei PKK], die in Deutschland seit | |
| 1993 nach dem Vereinsgesetz verboten ist, und ihrer Unterorganisationen. | |
| Kennzeichen der nicht verbotenen YPG können unter dieses Verbot fallen, | |
| „wenn im konkreten Einzelfall ein Bezug zur PKK hergestellt werden kann | |
| bzw. das Zeigen des YPG-Kennzeichens einen Ersatz für die verbotene | |
| PKK-Symbolik darstellt“. So weit, so willkürlich. | |
| ## Entscheiden nach Gutdünken | |
| Wie es im konkreten Fall gehandhabt wird, entscheide die | |
| Versammlungsbehörde oder auch die Einsatzleitung vor Ort, sagt Lukas | |
| Theune, Vorsitzender des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins, | |
| der selbst schon prokurdische Demonstrationen angemeldet hat. | |
| Letztlich ist der polizeiliche Umgang mit den kurdischen Symbolen eine | |
| politische Entscheidung. Laut Theune dürfte die momentan nur in eine | |
| Richtung gehen: „Die aktuellen Demos nehmen ja gerade Bezug auf Rojava und | |
| sind offensichtlich keine PKK-Demos“, so seine Einschätzung. | |
| So oder so: Der Protest wird sich davon nicht aufhalten lassen. Am Mittwoch | |
| enterten prokurdische AktivistInnen die Bundespressekonferenz, am Samstag | |
| wird zur nächsten großen Demo am Potsdamer Platz mobilisiert. | |
| 16 Oct 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Luft--und-Bodenoffensive-der-Tuerkei/!5632506 | |
| [2] https://twitter.com/michael_muell80/status/1183770964267540480?s=20 | |
| [3] /Demo-gegen-Erdoans-Angriff-in-Berlin/!5629004 | |
| [4] /PKK/!t5012674 | |
| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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