# taz.de -- Kritik an MDR-Umgang mit der AfD: Die Unschärfe | |
> Eine MDR-Moderatorin nennt die AfD „bürgerlich“. Der Sender spricht von | |
> einem Versehen und entschuldigt sich. Darf das passieren? | |
Bild: MDR-Moderatorin Binder Sonntagabend mit dem sächsischen AfD-Spitzenkandi… | |
Darf sich eine MDR-Moderatorin am Wahlabend einen Ausrutscher erlauben? Und | |
warum blicken eigentlich alle so unglückahnend auf die Performance des | |
Mitteldeutschen Rundfunks am Wahlabend? Dazu muss man nur ein paar Wochen | |
zurückschauen. Aber zunächst, was passiert ist. | |
Beim Wahlabend im Ersten interviewte die MDR-Journalistin den CDU-Politiker | |
Marco Wanderwitz und sprach von einer „stabilen bürgerlichen Koalition“, | |
die rechnerisch mit CDU und AfD möglich sei. Wanderwitz widersprach, eine | |
bürgerliche Koalition mit der AfD sei nicht möglich. Zuschauer*innen und | |
Journalist*innen kritisierten im Netz, dass Binder mit dem Wort | |
„bürgerlich“ die Selbstdarstellung der AfD übernommen hatte. Üblicherwei… | |
werden für die Partei die Attribute „rechtspopulistisch“, „völkisch“ … | |
„rechtskonservativ“ verwendet, teilweise auch als „rechtsextrem“. | |
„Bürgerlich“ hingegen suggeriert eine liberale, gemäßigt konservative | |
Ausrichtung und eine Position in der politischen Mitte. | |
Ein Ausrutscher? Eine provokante Frage, um eine klare Reaktion des | |
CDU-Interviewpartners zu erwirken? Oder versagt der MDR bei der Abgrenzung | |
nach rechts außen, wie der ARD-Journalist Arnd Henze vom Westdeutschen | |
Rundfunk andeutet? | |
Der MDR sieht die Äußerung als Versehen, wie ein Sprecher auf taz-Anfrage | |
sagt. Keine Absicht, keine Provokation des Gegenüber, sondern ein | |
„Versprecher“. „Wir entschuldigen uns für das Versehen“, es werde im | |
Nachhinein ausgewertet. Übermäßige Kritik an der Moderatorin sei jedoch | |
nicht angebracht. „Wiebke Binder ist unser Nachrichtengesicht.“ Binder | |
moderiert deshalb auch den Brennpunkt am Abend. | |
## Der entscheidende Nachrichtenabend | |
Das Problem ist: Der Sender hätte es an diesem Abend dringend nötig gehabt, | |
zu zeigen, dass er bei der kritischen Abgrenzung zur AfD die nötige | |
Kompetenz hat. | |
Erst kürzlich war dem [1][MDR eine Diskussionsveranstaltung um die Ohren | |
geflogen]. Zum Ausstrahlungstermin der Doku „Chemnitz – Ein Jahr danach“ | |
hatte der Sender den Rechtsextremisten Arthur Österle eingeladen – | |
woraufhin mehrere Diskussionsgäste absagten. | |
Ein Versprecher in einer anstrengenden Livesituation wäre natürlich zu | |
verzeihen – würde nicht das Land seit mindestens 2015 darüber diskutieren, | |
wie man sensibel mit Begriffen rund um die AfD umgeht. Und es ist eben | |
nicht irgendein Nachrichtenabend, sondern der, wo das Land auf der Suche | |
nach Einordnungen aktueller Wahlergebnisse den Fernseher anmacht. | |
Einfacher wird es dadurch jedenfalls nicht für den MDR, den Verdacht zu | |
entkräften, dass er als Sender an der schreitenden Normalisierung des | |
Rechtspopulismus aktiv mitmacht. | |
2 Sep 2019 | |
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[1] /MDR-Diskussion-mit-Neonazi/!5618464 | |
## AUTOREN | |
Peter Weissenburger | |
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