# taz.de -- Antirassistischer Shitstorm beim MDR: Meine Fresse, MDR Sachsen | |
> Der MDR kündigte eine Sendung über „Political Correctness“ mit dem N-Wo… | |
> an. Nach einem Shitstorm wurde die Sendung nun abgesagt. | |
Bild: Fand keinen freundlichen Umgangston: der MDR | |
BERLIN taz | Der MDR-Sachsen hatte für Dienstagabend [1][eine ganz | |
aufregende Sendung] geplant. Der ursprüngliche Titel: „Darf man heute noch | |
,Negerʹ sagen? Warum ist politische Korrektheit zur Kampfzone geworden?“ Um | |
sich darüber zu unterhalten, ob Rassismus eigentlich okay ist, waren vier | |
Kartoffeldeutsche (darunter mindestens ein faulig-brauner Erdapfel) | |
geladen. Nach einem Shitstorm strich der MDR die Sendung [2][dem | |
Tagesspiegel zufolge] nun aus dem Programm. | |
Ex-AfD-Vorsitzende Frauke Petry, die Sprecherin der LINKEN im sächsischen | |
Landtag Kerstin Köditz, rechtsgeneigter Journalist Peter Hahne und | |
Politikwissenschaftler Robert Feustel – also vier sehr, sehr weiße Menschen | |
– sollten sich im Jahr 2018 im Radio mal ordentlich über die Zulässigkeit | |
des N-Wortes streiten. Und da man beim MDR-Sachsen nicht nur keinen | |
Anstand, sondern leider auch keine Zeit für die journalistische Bürde der | |
Recherche hatte, konnte blöderweise niemand eine Person of Color | |
auftreiben. | |
Nach Ankündigung der Sendung via Twitter war der Shitstorm vorprogrammiert. | |
Nutzer*innen kritisierten, dass nur weiße Menschen ins Studio eingeladen | |
wurden, dass die Nutzung des N-Worts rassistisch sei und forderten eine | |
Absage der Sendung. Auf die wütenden Kommentare der User*innenschaft | |
reagierte der MDR mit [3][„Meine Fresse“], forderte [4][„einen freundlich… | |
Umgangston]“ und bat darum, die inhaltliche Diskussion auf den Zeitpunkt | |
der Sendung zu verschieben. | |
Die Community lieferte schmerzlich-zynische und deutlich ehrlichere | |
Themenvorschläge für das MDR-Format Dienstag direkt, darunter: [5][„Pro und | |
Contra Holocaust]. Wir haben fünf Neonazis eingeladen, und wollen einfach | |
mal offen diskutieren“ oder „hallo, [6][wir sind ein rassistischer | |
kackhaufen] und haben uns andere rassistische kackhaufen eingeladen, um die | |
frage zu klären, ob es nicht total töfte ist, ein rassistischer kackhaufen | |
zu sein“. | |
Nach zwei Stunden entschuldigte sich der MDR für die „rhetorisch gemeinte | |
Einstiegsfrage des Tweets“ und strich das N-Wort aus dem verlinkten | |
Beschreibungstext. | |
Kerstin Köditz und Robert Feustel sagten wenig später ihre [7][Teilnahme an | |
der Sendung ab]. Köditz erklärte, sie und Robert Feustel seien zum Thema | |
„politische Korrektheit“ angefragt worden, einem „Kampfbegriff der | |
Rechten“, den sie nicht unwidersprochen lassen wollten. Den zwei | |
verbliebenen Gästen heute Abend noch beim Jammern über die schlimme | |
sprachliche Beschneidung ihrer Privilegien zuzuhören erschien dann wohl | |
nicht mehr ganz so reizvoll. | |
17 Apr 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/MDR_SN/status/986177099353460736 | |
[2] https://www.tagesspiegel.de/medien/debatte-mit-frauke-petry-mdr-sendung-pla… | |
[3] https://twitter.com/MDR_SN/status/986191356677836800 | |
[4] https://twitter.com/MDR_SN/status/986190471625134082 | |
[5] https://twitter.com/nicosemsrott/status/986205269976862720 | |
[6] https://twitter.com/mspro/status/986226297117528064 | |
[7] https://twitter.com/kerstinkoeditz/status/986241967959896064 | |
## AUTOREN | |
Lin Hierse | |
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