| # taz.de -- Merkels anstehender Peking-Besuch: Im Zweifel dann eben weniger Chi… | |
| > Bundeskanzlerin Angela Merkel reist wieder einmal nach Peking. Sie sollte | |
| > dabei demokratische Überzeugungen nicht zugunsten der Wirtschaft opfern. | |
| Bild: Eine Demonstrantin steht vor der Chinas Botschaft in Berlin (Archivbild v… | |
| In Hongkong werden [1][DemonstrantInnen verprügelt], Bürgerrechtler | |
| inhaftiert und die Versammlungsfreiheit wird eingeschränkt. Die | |
| kommunistische Führung in Peking, die bei der Übergabe der ehemaligen | |
| britischen Kronkolonie 1997 an die Volksrepublik völkerrechtlich | |
| zugesichert hatte, sich für 50 Jahre nicht in die innenpolitischen Belange | |
| der Sonderverwaltungszone einzumischen, postiert an der Grenze zu Hongkong | |
| Militärfahrzeuge – zur Einschüchterung. Hongkongs Regierungschefin Carrie | |
| Lam soll bereit gewesen sein, Zugeständnisse an die Demonstranten zu | |
| machen. Doch Peking lehnte ab, lässt nicht mal ihren angebotenen Rücktritt | |
| zu. | |
| Inmitten dieser politischen Turbulenzen besucht Bundeskanzlerin Merkel am | |
| Donnerstag Peking. Und wie immer bei ihren inzwischen zwölf China-Reisen | |
| hat sie eine große Wirtschaftsdelegation im Schlepptau. Sollte sie in | |
| Peking nicht die Einhaltung des völkerrechtlichen Vertrags anmahnen? Wird | |
| sie die Ereignisse in Hongkong überhaupt ansprechen? Oder ist der | |
| Bundesregierung Hongkongs Demokratie dann doch nicht wichtig genug, die | |
| wirtschaftlichen Beziehungen aufs Spiel zu setzen? Schließlich ist China | |
| inzwischen Deutschlands wichtigster Handelspartner. | |
| Die Frage ist durchaus berechtigt, ob sich die kommunistische Führung von | |
| Merkel überhaupt noch etwas sagen lässt. Wahrscheinlich gar nichts. Die | |
| Zeiten, als China zum Westen aufschaute und insbesondere auch in | |
| Deutschland einen unverzichtbaren Partner sah, sind vorbei. Peking sieht | |
| sich als Weltmacht, die sich von keinem Land etwas sagen lässt. | |
| Trotzdem ist es Zeit, dass nicht nur die Bundesregierung, sondern auch die | |
| deutsche Wirtschaft umdenkt. China ist eben nicht mehr nur ein | |
| kauffreudiger, ansonsten aber harmloser Handelspartner, sondern verfolgt | |
| unter der Führung von Xi Jinping knallharte Machtinteressen. Und er hat | |
| sich unverhohlen ein Ziel gesetzt: China First – unter der Herrschaft der | |
| Kommunistischen Partei. | |
| ## Weniger Abhängigkeit schadet nicht | |
| In Hongkong hat Peking bereits die Entlassung von Mitarbeitern der | |
| Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific veranlasst, weil diese mit den | |
| Demokratieprotesten sympathisierten. Die kommunistische Führung zeigt damit | |
| einmal mehr, dass sie jederzeit bereit ist, auch [2][Unternehmen politisch | |
| unter Druck zu setzen]. Warum sollte das nicht auch schon bald deutsche | |
| Unternehmen treffen? | |
| Es ist höchste Zeit, dass Merkel der chinesischen Führung klare Kante | |
| zeigt. Damit riskiert sie zwar, die Interessen der deutschen Geschäftswelt | |
| aufs Spiel zu setzen. Dann ist das aber eben so. Ein bisschen weniger | |
| Abhängigkeit von China könnte in heutigen Zeiten wirklich nicht schaden. | |
| 4 Sep 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Felix Lee | |
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