# taz.de -- Protest gegen China in Hamburg: Der Angst getrotzt | |
> Rund 80 Menschen machten in Hamburg erneut auf den Konflikt zwischen | |
> Hongkong und China aufmerksam. Sie verdecken ihre Gesichter. | |
Bild: Zeigen Solidarität mit den Protesten in Hongkong: die „Hongkong Hambur… | |
HAMBURG taz | Die Gruppe „The Hongkong Hamburgers“ hat am Samstag erneut | |
für ein freies Hongkong demonstriert. Auf den Plakaten der rund 80 | |
Teilnehmenden auf dem Jungfernstieg war beispielsweise „Kämpfe für | |
Freiheit“, „Demokratie sofort“ oder „no violence!“ zu lesen. Unter dem | |
Motto „Stand with Hongkong“ protestierten sie gegen Repressalien wie etwa | |
eingeschränkte Freiheitsrechte, denen die Bürger*innen in der | |
Sonderverwaltungszone Hongkong ausgesetzt sind. | |
Es geht der Gruppe darum, auf den politischen Konflikt zwischen China und | |
Hongkong sowie auf die aktuellen Gefahren für Deutschland aufmerksam zu | |
machen. Die Gruppe sieht die nationale Sicherheit durch Technologien | |
chinesischer Unternehmen gefährdet und hält Deutschland dadurch für | |
ökonomisch erpressbar. | |
Sie appellieren daher an die Bundesregierung, ihre vier Forderungen | |
umzusetzen: „Sanktionen von Personen, die Menschenrechte verletzt haben“, | |
ein „erhöhtes Bewusstsein für und Vorsicht bei chinesischen | |
Großinvestitionen und strategischen Unternehmenskäufen auf dem deutschen | |
Markt“, der „Einsatz für die demokratische Bewegung Hongkongs auf | |
internationaler Ebene“ und die „Gewährung von Asyl für politische | |
Dissidenten aus Hongkong“. So ist es auf der [1][Facebook-Seite der Gruppe] | |
sowie auf Flyern zu lesen, die sie am Samstag verteilten. | |
Es ist nicht die erste Aktion der „Hongkong Hamburgers“. Bei einer | |
Kundgebung Mitte August auf dem Rathausmarkt war es zuletzt zu Störungen | |
durch wohl regimetreue Chines*innen gekommen, [2][berichtete die | |
Süddeutsche Zeitung]. Die unangemeldeten Gegendemonstrant*innen breiteten | |
eine chinesische Flagge aus, filmten und fotografierten die Teilnehmenden | |
und drohten, die Aufnahmen ans chinesische Konsulat zu schicken. | |
## Dieses Mal bleibt es friedlich | |
„Ich habe Angst“, erzählt eine Demonstrantin, die die Kundgebung vor dem | |
Rathaus mitorganisiert hatte und unbenannt bleiben will. „Wir hatten nicht | |
mit so vielen Gegendemonstranten gerechnet. Es ist ein gefährliches | |
Zeichen, wenn wir uns selbst in Deutschland verstecken wollen.“ | |
Sie ist am Samstag trotzdem wieder mit auf die Straße gegangen – mit | |
Mundschutz und Sonnenbrille. Dieses Mal blieb es friedlich, keiner störte | |
die Aktion. Nur eine Chinesin habe im Vorbeigehen überlegt, ein Foto zu | |
machen, steckte ihr Handy dann aber wieder ein, erzählt die | |
Mitorganisatorin. | |
Einige der Demonstrant*innen trugen ein schwarzes T-Shirt und Mundschutz, | |
als Erinnerung an das von der Hongkonger Polizei eingesetzte Tränengas. | |
Einige trugen auch Augenklappen als Symbol und aus Solidarität mit den | |
Aktivist*innen, die in Hongkong von Gummigeschossen der Polizei im Gesicht | |
getroffen worden waren. | |
## Demo in Hongkong verboten | |
„Es braucht ein deutliches Statement in Richtung China, auf dessen | |
menschenrechtsverletzende Politik zu wenig geachtet wird“, sagt die | |
Demonstrantin Tamara R., die bewusst auf den Dresscode verzichtete. Auf | |
ihrem Plakat steht: „Wo ist die Stimme Deutschlands?“ | |
Ihr Mann habe beruflich in Hongkong zu tun, sie war bereits einige Male | |
dort und sie sieht die Demonstration auf dem Jungfernstieg als | |
Parallelversammlung zu der ursprünglich für den gleichen Tag geplanten Demo | |
in Hongkong. Die [3][Demo in Hongkong wurde verboten], zuvor hatten | |
[4][Aktivist*innen das Parlamentsgebäude] gestürmt und Polizist*innen | |
angegriffen, [5][führende Aktivisten wurden zwischenzeitlich festgenommen]. | |
Von der Regierung Hongkongs fordern auch die Demonstrierenden in Hamburg | |
den Widerruf des Auslieferungsgesetzes, einen unabhängigen | |
Untersuchungsausschuss der Polizeigewalt bei den Protesten sowie die | |
[6][Freilassung aller festgenommenen Aktivist*innen] und die Beilegung | |
ihrer Anklagen. | |
Die Gruppe fürchtet weitere Einschränkungen ihrer Freiheitsrechte sowie die | |
Einflussnahme Chinas auf Hongkong. Tamara R. wünscht sich, dass die | |
Bewegung auch in Deutschland lauter wird. „Wir müssen uns für die Rechte | |
derjenigen einsetzen, die unterdrückt werden“, sagt sie. „Denn wir sehen | |
diese Rechte als selbstverständlich an.“ | |
1 Sep 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.facebook.com/hhongkongers/?eid=ARAwD9hE6Nsv8rXzJT-Iaej2RX4Y5wQy… | |
[2] https://www.sueddeutsche.de/politik/hongkong-hamburg-protest-1.4580538 | |
[3] /Demonstrationen-in-Hongkong/!5621942/ | |
[4] /Protest-in-Hongkong/!5620451/ | |
[5] /Traenengas-gegen-Protest-in-Hongkong/!5622085/ | |
[6] /Neue-Ausschreitungen-in-Hongkong/!5613983/ | |
## AUTOREN | |
Katharina Gebauer | |
## TAGS | |
Hongkong | |
Hamburg | |
Demo | |
Hongkong | |
Hongkong | |
Hongkong | |
Ai Weiwei | |
Hongkong | |
KP China | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Wie Hongkong wurde, was es ist: Mystische Stadt | |
Seit Wochen gibt es in Hongkong Proteste und Aufruhr. Warum die Lage in der | |
ehemaligen britischen Kronkolonie heute so kompliziert und gefährlich ist. | |
Politische Krise in Hongkong: Auslieferungsgesetz beerdigt | |
Hongkongs Regierung zieht den Entwurf zurück, der es erlaubt hätte, | |
Gefangene nach China zu überstellen. Der Plan war Auslöser für anhaltende | |
Proteste in der Stadt. | |
Merkels anstehender Peking-Besuch: Im Zweifel dann eben weniger China | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel reist wieder einmal nach Peking. Sie sollte | |
dabei demokratische Überzeugungen nicht zugunsten der Wirtschaft opfern. | |
Ai Weiwei über sein Exil in Deutschland: „Deutschland hat sich angestrengt“ | |
Der Künstler Ai Weiwei möchte sein Berliner Exil verlassen. Ein Gespräch | |
über unfreundliche Taxi-Fahrer, die Arroganz von VW und einen Schatten auf | |
der „deutschen Seele“. | |
Demonstrationen gegen Pekings Einfluss: Protest in Hongkong geht weiter | |
Aktivist*innen versuchten am Montag das U-Bahn-Netz der Millionenstadt zu | |
blockieren. Zeitgleich streikten Schüler*innen. | |
Tränengas gegen Protest in Hongkong: Sturm aufs Parlament | |
In Hongkong haben Demonstranten versucht, Sperren zu durchbrechen. Die | |
Polizei reagiert mit Wasserwerfern. Zehntausende sind auf der Straße. |