| # taz.de -- Klage wegen Mobbing: Ex-Betriebsrätin scheitert vor Gericht | |
| > Das Berliner Arbeitsgericht hat die Mobbing-Klage einer | |
| > Ex-Allianz-Betriebsrätin abgewiesen. Schikanen am Arbeitsplatz sind | |
| > schwer zu beweisen. | |
| Bild: Klage abgewiesen: Das Berliner Arbeitsgericht hat die Mobbing-Klage von E… | |
| Berlin taz | 80.000 Euro Schmerzensgeld hatte Elke S. wegen Mobbings durch | |
| Vorgesetzte gefordert, dazu Schadenersatz – am Dienstag wurde der Fall der | |
| ehemaligen Verkaufsleiterin beim Versicherungskonzern Allianz vor dem | |
| Berliner Arbeitsgericht verhandelt. | |
| S. hatte behauptet, durch ihre Vorgesetzten jahrelang schikaniert worden zu | |
| sein. Die Rede war von systematischen Einschüchterungen und Anfeindungen, | |
| Erniedrigungen, Beleidigungen sowie Entwürdigungen. Dies habe zu | |
| Verletzungen des Persönlichkeitsrechts und schließlich zu einer | |
| schwerwiegenden Gesundheitsschädigung geführt. Mittlerweile befindet sich | |
| S. im Vorruhestand. | |
| Bereits im Juni 2015 hatte der Fall das Arbeitsgericht beschäftigt. Die | |
| frühere Betriebsrätin bei der Allianz sah sich jedoch damals aus | |
| gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage, den Prozess weiterzuführen. Das | |
| Verfahren wurde auf Eis gelegt, eine außergerichtliche Einigung scheiterte, | |
| die Klägerin nahm die Ruhestandsregelung in Anspruch. Rund vier Jahre | |
| später beschloss S. dann, die Klage weiterzuführen: „Das Mobbing hat nach | |
| wie vor erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit“, sagte ihr Anwalt | |
| Hans-Eberhard Schultz. | |
| ## Elke S. fühlte sich ungerecht behandelt | |
| 2011 gingen für die S. die Probleme los. S. war inzwischen in den | |
| Betriebsrat gewählt. Zudem bekam S. nach einer Umstrukturierung neue | |
| Vorgesetzte. „Dann ging das Mobbing los“, sagte S. zur taz. Zunächst sei | |
| sie in eine andere Geschäftsstelle gedrängt worden, womit sie ihr | |
| Betriebsratsamt verloren hätte. Sie habe sich ungerecht behandelt gefühlt. | |
| Bei Personalgesprächen mit Vorgesetzten sei sie daran gehindert worden, | |
| Vertreter*innen des Betriebsrates hinzuzuziehen. Dann habe sie sich um | |
| neue, größere Aufgabengebiete kümmern müssen: „Ich habe absichtlich | |
| überfordernde Aufgaben bekommen“, sagte sie vor Gericht. „Sie wurde als | |
| engagierte Betriebsrätin unbequem“, ist sich ihr Anwalt sicher. | |
| Elke S. sei mit der Situation überfordert gewesen und nach einigen | |
| 80-Stunden-Wochen krank geworden. Sie habe dann sogar Aufträge bekommen, | |
| als sie krankgeschrieben war. Es habe keine Vertreterregelung gegeben. Sie | |
| sagte auch, dass ihr Standortgespräche und Schulungen verwehrt worden | |
| seien. Der Anwalt stritt am Dienstag ab, dass S. während ihrer | |
| Krankschreibung weiterhin Aufträge bekommen habe. | |
| Das Arbeitsgericht wies die Klage am Dienstag ab. Mobbing-Klagen sind für | |
| die Kläger*innenseite nicht einfach, weil diese darlegungs- und | |
| beweispflichtig ist. Übersetzt heißt das: Alle Anfeindungen, Schikanen, | |
| Diskriminierungen und Erniedrigungen müssen genau geschildert werden. Aus | |
| Sicht von Schultz ein Problem: „Das sogenannte Mobbing ist leider immer | |
| noch nicht gesetzlich definiert. Auch in Rechtsprechung und Literatur ist | |
| noch nicht wirklich geklärt, was es eigentlich genau bedeutet.“ | |
| ## Anwalt fordert Regelung für Mobbing-Klagen | |
| Er fordert deshalb vom Gesetzgeber eine Regelung, wonach es bereits | |
| ausreicht, wenn Arbeitnehmer*innen Indizien für eine Benachteiligung | |
| vortragen. Aber auch auf der allgemeinen rechtlichen Ebene gebe es einen | |
| Ansatz: „Das soziale Menschenrecht auf Arbeit nach dem UN-Sozialpakt | |
| verpflichtet alle Staaten, dieses Menschenrecht zu gewährleisten“, so | |
| Schultz. Der Gesetzgeber habe also für einen diskriminierungsfreien Zugang | |
| zur Arbeit zu sorgen. | |
| Elke S. sagte vor Gericht, dass sie von sich aus auch vor den Europäischen | |
| Gerichtshof ziehen würde, falls nötig: „Die Mobbing-Verursacher sollen zur | |
| Rechenschaft gezogen werden.“ Ihr Anwalt möchte auf die Begründung des | |
| Gerichts warten, das Urteil prüfen und dann weitere Schritte gehen. Er geht | |
| davon aus, dass gute Chancen für eine Berufung bestehen, wie er der taz | |
| mitteilte. In dem Fall geht es dann in der zweiten Instanz vor das | |
| Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg. | |
| 27 Aug 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Gabriel Rinaldi | |
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