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# taz.de -- Fehlverhalten beim Führungspersonal: Machtmissbrauch und Mobbing
> Was tun, wenn Führungspersonal nicht korrekt mit Mitarbeitern umgeht? Die
> Max-Planck-Institute wollen sich einen Handlungsleitfaden geben.
Bild: MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig: Mitarbeiter und …
Der Jahresrückblick wird 2018 für die [1][Max-Planck-Gesellschaft (MPG)]
nicht ganz so glorreich wie gewohnt ausfallen. Dies liegt weniger an den
wissenschaftlichen Leistungen, sondern an Umständen, unter denen sie
produziert werden. Fälle von Mobbing und Machtmissbrauch durch
Führungspersonen wurden an zwei Instituten bekannt, die für erhebliche
Unruhe sorgten. Inzwischen hat die MPG-Zentrale in München Konsequenzen
gezogen.
Betroffene unter den rund 5.000 MPG-Doktoranden hatten Anfang des Jahres,
zunächst anonym, über einen Artikel im [2][Spiegel] auf die Situation am
[3][MPI für Astrophysik (MPA)] in Garching bei München aufmerksam gemacht.
Die dortige Direktorin habe wissenschaftliche Mitarbeiter fortgesetzt
drangsaliert und herabgesetzt. Das Onlinemagazin [4][Buzzfeed Deutschland]
machte später den Namen publik und veröffentlichte [5][im August einen
zweiten Fall] am [6][Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und
Neurowissenschaften], der zudem über das führende Wissenschaftsjournal
[7][Science] auch international Beachtung erlangte.
Das bundesweite Netzwerk von Doktorandinnen und Doktoranden der
Max-Planck-Institute [8][„PhDnet“] sah in den Vorwürfen „nur die Spitze …
Eisbergs“. Nach den ersten Veröffentlichungen hätten sich 30
Wissenschaftler aus einem halben Dutzend anderer Institute mit ähnlichen
Vorwürfen gegen Direktoren gemeldet. Wie eine #MeToo-vergleichbare Umfrage
in der internationalen Astronomen-Community zeigte, gibt es solche Fälle
von wissenschaftlichen Fehlverhalten auch in anderen Ländern.
Das deutsche Doktoranden-Netzwerk formulierte ein Positionspapier zu
[9][„Machtmissbrauch und Konfliktlösung“ (pdf-Datei)]. Darin wird
gefordert: „Jede wissenschaftliche Führungspersönlichkeit in der MPG, die
mit der Betreuung von Doktorand_innen betraut ist, muss verpflichtende und
regelmäßige Führungstrainings absolvieren, die Module zu Kommunikation,
Konfliktlösung und Betreuung beinhalten“, lautete eine der Forderungen zur
Prävention.
## „Coaching wirkt“
MPG-Präsident Martin Stratmann hielt die „Anlaufstellen und Instrumente im
Umgang mit Fehlverhalten auf Führungsebene“ in ersten Reaktionen
prinzipiell für ausreichend, zeigte sich aber „offen für sinnvolle
Ergänzungen und Nachjustierungen“.
Wie eine Sprecherin der MPG-Zentrale in München jetzt auf Anfrage der taz
mitteilte, sei der MPA-Direktorin Guinevere Kauffmann bereits 2016 ein
Coaching angetragen worden, das sie nach wie vor in Anspruch nehme. „Wir
haben intern klare Hinweise, dass das Coaching wirkt“, so die Sprecherin,
die zudem „die identifizierende Berichterstattung von Buzzfeed auch nicht
für zulässig“ bezeichnete.
## Erhebliches Fehlverhalten
Zur Klärung der gegen die Leipziger Neurowissenschaftlerin Tania Singer
erhobenen Vorwürfe habe der Präsident im September 2018 eine Kommission
eingesetzt. Diese habe im November ihren Bericht vorgelegt, „der
erhebliches Führungsfehlverhalten bestätigt“, erklärte die Sprecherin.
„Die Max-Planck-Gesellschaft und Frau Singer haben vereinbart, dass sie
ihre Leitungsfunktion als Direktorin von sich aus niederlegt“. Sie werde
ihre Tätigkeit „als Wissenschaftlerin ohne Leitungsfunktion außerhalb des
Leipziger Instituts in kleinem Rahmen fortsetzen“.
Die Max-Planck-Gesellschaft hatte bereits im Sommer 2018 eine externe
Kanzlei beauftragt, an die sich Betroffene in Fällen von Machtmissbrauch,
Mobbing oder sexueller Belästigung wenden können und die Vertraulichkeit
sicher stellen soll, erklärte die Sprecherin gegenüber der taz weiter. „Die
Betroffenen können selbst entscheiden, ob sie anonym bleiben möchten und ob
ihre Hinweise weitergeleitet werden sollen.“
Wie Fälle von Machtmissbrauch in der MPG generell künftig sanktioniert
werden sollen, sei derzeit Gegenstand interner Diskussionen. Im kommenden
Jahr solle dazu „ein entsprechender Handlungsleitfaden“ vorgelegt werden.
Präsident Stratmann will zudem in Erfahrung bringen, „ob es sich hier um
Einzelfälle handelt oder um ein systemisches Problem“.
Dazu soll es eine wissenschaftlich gestützte Umfrage durch externe Dritte
geben, deren Ergebnisse ebenfalls erst in 2019 vorliegen werden. Die MPG
will die Ergebnisse dann auch öffentlich machen.
27 Dec 2018
## LINKS
[1] https://www.mpg.de/de
[2] http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/max-planck-institut-leipzig-direkt…
[3] https://www.mpa-garching.mpg.de/2371/de
[4] https://www.buzzfeed.com/de/pascalemueller/star-wissenschaftlerin-max-planc…
[5] https://www.buzzfeed.com/de/pascalemueller/mobbing-max-planck-leipzig
[6] https://www.cbs.mpg.de/de
[7] https://www.sciencemag.org/news/2018/12/empathy-expert-resigns-head-max-pla…
[8] https://www.phdnet.mpg.de/
[9] https://www.phdnet.mpg.de/44931/Machtmissbrauch-und-Konfliktlo_sung.pdf
## AUTOREN
Manfred Ronzheimer
## TAGS
Max-Planck-Gesellschaft
MPG
Mobbing
Machtmissbrauch
Schwerpunkt #metoo
MPG
Arbeitsrecht
Buzzfeed
Leben
Mobbing
Schmerzensgeld
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