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# taz.de -- Waldbrände in Brasilien: Was tun!
> Die EU ringt um den richtigen Umgang mit Brasilien. Sollte sie Druck auf
> die Wirtschaft des Landes ausüben? Ein Pro und Contra.
Bild: Viel ist vom Regenwald am Rande eines Highways in Nova Santa Helena, Mato…
## Bolsonaro boykottieren
[1][Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen
Wirtschaftsverbund Mercosur] sollte umgehend gestoppt werden. Es ist fatal,
dass sich die Bundesregierung dafür starkmacht, dass der Pakt in Kraft
gesetzt wird. Er ist ein gigantisches Geschenk für den brasilianischen
Präsidenten Bolsonaro. Denn seine Unterstützer, die Agrarindustriellen
seines Landes, würden enorm von den Zollvergünstigungen profitieren und
noch mehr klimaschädliche Sojabohnen und Steaks in die EU liefern.
Unter [2][Bolsonaros Regierung] werden systematisch Menschenrechte
verletzt, vor allem die Rechte der indigenen Bevölkerung missachtet,
Oppositionelle verfolgt. Der Regenwald interessiert ihn nur als
auszubeutender Wirtschaftsraum, wie das Brandinferno am Amazonas zeigt. Wer
diesen Mann belohnt, unterstützt seine Verbrechen. Ein Präsident, der sein
Land und seine Leute derart malträtiert, darf keine Handelserleichterungen
als Trophäe bekommen. Er muss wirtschaftlichen Druck spüren, damit er seine
Politik ändert, etwa mit einem Boykott auf Waren aus dem (ehemaligen)
Regenwald.
Ist das Abkommen erst einmal unter Dach und Fach, wird die EU kaum noch
Einfluss auf den Präsidenten haben. Mag sein, dass das EU-Mercosur-Abkommen
ein starkes Kapitel zur Nachhaltigkeit hat. Aber: Bei den
Wirtschaftsabkommen, die die amtierende EU-Kommission ausgehandelt hat, hat
so etwas im wirklichen Leben keine Durchschlagskraft.
Die vorgesehenen Sanktionsmöglichkeiten sind zahnlos. Bei diesen Verträgen
geht es um Profite für Konzerne, nicht um Menschenrechte oder ökologische
Aspekte. Die neue EU-Kommission unter Ursula von der Leyen sollte sich von
diesem Erbe befreien und die Handelsbeziehungen ganz neu aufstellen – im
Dienst der Menschenrechte, der Armutsbekämpfung und mit dem Vorrang der
Ökologie vor der Ökonomie. Den EU-Mercosur-Pakt in den Aktenschredder zu
stecken, ist ein erster Schritt dahin. (Anja Krüger)
## Auf Verträge setzen
Das Amazonas-Becken brennt und die Welt schreit auf. Und weil keiner weiß,
was zu tun ist, greifen etliche Politiker*innen und
Nichtregierungsorganisationen zu einem der wenigen Strohhalme, die ihnen
noch bleiben: dem sofortigen Stopp des Mercosur-Abkommens, einer der
größten Freihandelsvereinbarungen der Welt. Doch die lauten Schreie sind
wohlfeil und blauäugig.
Knapp 20 Jahre hat es gedauert, bis sich etwa die EU mit den
lateinamerikanischen Staaten auf eine Vereinbarung nur annähernd geeinigt
hat. Jetzt fällt so manchem ein, das Ganze zu kippen? Die Forderung ist
mehr als verzweifelt. Besser wäre doch, auf klare Standards zu setzen und
ein solches Abkommen mit aller Macht voranzubringen. Ein Boykott des
Abkommens kommt einer Kapitulation vor dem Regime des brasilianischen
Präsidenten Jair Bolsonaro gleich.
Seit ich mich politisch engagiere – und das sind doch etliche Jahre –,
kämpfen Umweltschützer*innen um den Erhalt des Regenwalds. Aber sie
wurden für ihren Einsatz im ach so weit entfernten Amazonas-Becken oft
belächelt. Nun bekommen sie die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Wir
brauchen jetzt zusätzlich zum Abkommen unmissverständliche Vereinbarungen,
die die Entwicklungszusammenarbeit stärken.
Zum Beispiel den [3][Amazonas-Fonds]. Brasilien aus dem Fonds
rauszuschmeißen, ist keine Option. Stattdessen muss es weltweit mehr
Investitionen in den Waldschutz geben. Ähnlich sieht es mit Projekten für
die indigene Bevölkerung aus, für landwirtschaftliche Kooperativen, für
Alternativen zum Export von Soja und Rindfleisch. Hier sind EU und G7
gefragt, die Vertragsstaaten – also alle, die jahrelang den Durchbruch
eines Abkommens verzögert haben. Nun wirkt es wie aus der Zeit gefallen.
Verträge und Verhandlungen stagnieren zu lassen, wäre ein fatales Zeichen.
Das Amazonas-Becken brennt jetzt. Retten lässt sich, was davon übrig ist,
nur mit den Brasilianer*innen. (Tanja Tricarico)
25 Aug 2019
## LINKS
[1] /Grossbraende-in-Brasilien/!5620450
[2] /Bolsonaro-attackiert-Macron/!5620304
[3] /Feuer-im-brasilianischen-Regenwald/!5617079
## AUTOREN
Anja Krüger
Tanja Tricarico
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Brasilien
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