# taz.de -- Brände im Amazonasgebiet: Brasilien lehnt G7-Soforthilfe ab | |
> Die G7-Staaten hatten Bolsonaro Millionenhilfen im Kampf gegen die | |
> Waldbrände zugesagt. Die brasilianische Regierung wirft Macron indes | |
> erneut Kolonialismus vor. | |
Bild: Abgebrannte Landschaft im brasilianischen Canarana | |
BRASÍLIA afp | Die brasilianische Regierung hat die von den G7-Staaten | |
zugesagten Millionenhilfen [1][im Kampf gegen die Waldbrände] in der | |
Amazonas-Region zurückgewiesen. Der Kabinettschef von Präsident Jair | |
Bolsonaro, Onyx Lorenzoni, sagte am Montag dem Nachrichtenportal „G1“, die | |
20 Millionen Dollar sollten vielmehr dazu verwendet werden, die Wälder in | |
Europa wieder aufzuforsten. Das Präsidentenbüro bestätigte der | |
Nachrichtenagentur AFP die Ablehnung der Soforthilfe. Die brasilianische | |
Regierung warf Macron erneut Kolonialismus vor. | |
Die G7-Staaten hatten Brasilien angesichts der verheerenden | |
Amazonas-Waldbrände umgerechnet 18 Millionen Euro an Soforthilfen zugesagt. | |
Damit sollten vor allem Löschflugzeuge finanziert werden, sagte | |
[2][Frankreichs Präsident Emmanuel Macron] am Montag beim Gipfeltreffen der | |
führenden Industrieländer im südfranzösischen Seebad Biarritz. | |
Lorenzoni setzte die während der vergangenen Tage von Präsident Bolsonaro | |
und brasilianischen Regierungsmitgliedern gestarteten Attacken gegen Macron | |
fort. „Macron schafft es nicht mal, einen vorhersehbaren Brand in einer | |
Kirche zu verhindern, die Teil des Welterbes ist, und er will uns Lektionen | |
für unser Land erteilen?“, sagte Lorenzoni in Anspielung auf das verehrende | |
Feuer in der Pariser Kathedrale Notre-Dame im April. | |
Vielmehr solle sich Macron um „die französischen Kolonien“ kümmern, sagte | |
Lorenzoni. Er bezog sich dabei auf das Überseegebiet Französisch-Guyana, | |
das eine gemeinsame Grenze mit Brasilien hat und in dem ein kleiner Teil | |
der Amazonas-Wälder liegen. „Brasilien ist eine demokratische und freie | |
Nation und hatte niemals koloniale und imperialistische Verhaltensweisen, | |
wie es vielleicht das Ziel des Franzosen Macron ist.“ | |
## Der Umweltminister begrüßte die Unterstützung zunächst | |
Brasiliens Außenminister Ernesto Araújo erklärte, niemand benötige eine | |
„neue Initiative für das Amazonas-Gebiet“. Es bestünden bereits Strukturen | |
im Rahmen der UN-Klimakonvention für den Kampf gegen die Abholzung sowie | |
zur Aufforstung. | |
Der brasilianische Umweltminister Ricardo Salles begrüßte zunächst die | |
Unterstützung durch die G7. Bolsonaros Kabinettschef Lorenzoni erteilte dem | |
Vorschlag dann aber eine Absage: Brasilien danke für die angebotene Hilfe, | |
sagte er zu „G1“. „Aber vielleicht wäre es wichtiger, mit den Mitteln | |
Europa wieder aufzuforsten.“ | |
Die brasilianische Regierung hat Macron in den vergangenen Tagen wiederholt | |
scharf angegriffen, weil der französische Präsident die Amazonas-Waldbrände | |
auf die Agenda des G7-Gipfels gesetzt hatte. Bolsonaro selbst warf Macron | |
eine „kolonialistische Mentalität“, eine „Instrumentalisierung“ der | |
Amazonas-Waldbrände sowie einen „sensationsgierigen Ton“ vor. Der | |
ultrarechte Politiker schreckte selbst vor einer sexistischen Attacke gegen | |
Macrons Ehefrau Brigitte nicht zurück. | |
Im ökologisch für die ganze Welt wichtigen Amazonasgebiet lodern derzeit | |
tausende Waldbrände. Nach jüngsten Angaben des brasilianischen | |
Forschungsinstituts Inpe gab es in Brasilien seit Jahresbeginn mehr als | |
80.000 Feuer, davon mehr als die Hälfte im Amazonasbecken. | |
27 Aug 2019 | |
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