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# taz.de -- Waldbrände in Brasilien: Gouverneure geben Bolsonaro Kontra
> Die regionalen Regierungschefs der Amazonasregion sorgen sich um das
> Image des Landes. Selbst die Landwirte mahnen zur Mäßigung.
Bild: In Brasilien brennt es – tatsächlich und politisch
Brasília dpa | Wegen seiner umstrittenen Umweltpolitik bekommt der rechte
Präsident Jair Bolsonaro nun auch in Brasilien Gegenwind zu spüren: Die
Gouverneure des Amazonasgebiets fürchten internationale
Wirtschaftssanktionen und einen schweren Imageschaden wegen des Streits um
die verheerenden Waldbrände und [1][das Hilfsangebot der G7-Staaten]. „Wenn
sich Brasilien auf internationaler Ebene isoliert, setzt es sich ernsten
Handelssanktionen gegen unsere Produzenten aus“, sagte der Regierungschef
des Bundesstaates Maranhão, Flávio Dino, am Dienstag bei einem Treffen der
Gouverneure mit Bolsonaro.
Der Staatschef hatte zuvor eine Entschuldigung von Frankreichs Präsidenten
Emmanuel Macron gefordert, bevor er die von den Industrieländern angebotene
Hilfe bei den Löscharbeiten annehmen will. Er warf Macron vor, ihn als
Lügner bezeichnet und die Souveränität des Amazonasgebiets infrage gestellt
zu haben.
„Ich denke, jetzt sollten wir uns um unsere Probleme kümmern und der Welt
der Umweltdiplomatie ein Zeichen geben, denn sie ist fundamental für die
Landwirtschaft. Sonst erleiden wir einen schweren Imageschaden, der bereits
jetzt allen Anlass zu Sorge gibt“, sagte der Gouverneur von Pará, Hélder
Barbalho.
Der brasilianische Präsident gilt eigentlich als Freund der Agrarindustrie.
Weil wegen [2][Bolsonaros Umweltpolitik] nun aber einige europäische Länder
bei der Ratifizierung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und dem
Mercosur auf die Bremse treten, sorgen sich mittlerweile auch die
brasilianischen Landwirte um ihr Exportgeschäft mit Rindfleisch und Soja.
## Umstrittene Äußerung zu Umweltschützern
„Brasilien hat sich mit Abschluss des Mercosur-Abkommens zu einer
nachhaltigen Waldwirtschaft bekannt“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin
Julia Klöckner (CDU) der Welt. „Wenn das Land dieser Verpflichtung nicht
nachkommt, werden wir nicht tatenlos zuschauen.“ Das Freihandelsabkommen
zwischen der EU und dem Mercosur beinhaltet ein Nachhaltigkeitskapitel mit
verbindlichen Regelungen. „Wenn diese nicht eingehalten werden, kann es die
vereinbarten Zollerleichterungen nicht geben“, sagte Klöckner.
Die Bundesregierung muss sich nach den Worten von Entwicklungsminister Gerd
Müller (CSU) dafür einsetzen, die Abholzung der Wälder zu stoppen. „Der
Regenwald darf nicht für neue Sojafelder brennen“, sagte Müller der
Passauer Neuen Presse. „Ein wichtiger Schritt wäre, auf Schweinemast auf
Basis billiger Sojaimporte von gerodeten Flächen zu verzichten.“
Auch wegen seiner umstrittenen Äußerung zu Umweltschützern bekam Bolsonaro
von den Gouverneuren Kontra. Der Staatschef hatte zuletzt behauptet,
Nichtregierungsorganisationen könnten die Waldbrände gelegt haben, um sich
für die Streichung öffentlicher Mittel zu rächen und seine Regierung zu
diskreditieren. „Ich gehöre nicht zu denen, die
Nichtregierungsorganisationen verteufeln“, sagte nun Gouverneur Dino. „Ich
halte das für einen Fehler, denn es gibt in der Welt und in Brasilien sehr
ernsthafte NGOs.“
Rückendeckung erhielt Bolsonaro hingegen von US-Präsident Donald Trump.
„Ich habe Präsident Jair Bolsonaro gut kennengelernt“, [3][schrieb er auf
Twitter]. „Er arbeitet sehr hart wegen der Brände im Amazonasgebiet und
macht einen großartigen Job für das brasilianische Volk.“
Bolsonaro bedankte sich [4][ebenfalls bei Twitter]: „Vielen Dank, Präsident
Trump. Wir bekämpfen die Waldbrände mit großem Erfolg. Brasilien ist und
wird immer eine internationale Referenz in nachhaltiger Entwicklung sein.
Die Fake-News-Kampagne gegen unsere Souveränität wird nicht funktionieren.“
28 Aug 2019
## LINKS
[1] /Braende-im-Amazonasgebiet/!5621366
[2] /Waldbraende-in-Brasilien/!5618010
[3] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1166357258726498304
[4] https://twitter.com/jairbolsonaro/status/1166375909135441921
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