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# taz.de -- Waldbrände in Brasilien: Bolsonaro verbietet Brandrodungen
> Brasiliens Präsident untersagt das Abbrennen von Wald – für die nächsten
> 60 Tage. Viele Menschen leiden bereits an Atemwegserkrankungen.
Bild: Ackerflächen dürfen erst mal nicht mehr abgebrannt werden
Berlin taz | Die brasilianische Regierung hat jegliche Brandrodung im
Amazonaswald für die nächsten 60 Tage verboten. Rund eine Woche nachdem
Rauchschwaden aus dem Herzen Südamerikas die brasilianische Metropole São
Paulo mitten am Tag in Dunkelheit gehüllt und damit das [1][Augenmerk auf
den seit Monaten brennenden Regenwald] gelenkt hatten, sind dies die ersten
Schutzmaßnahmen von Präsident Jair Bolsonaro.
Zumindest während der Trockenzeit, die auf der südlichen Halbkugel bis in
die dortige Sommerzeit im Dezember reicht, soll das legale Abbrennen von
gerodeten Feldern ausgesetzt werden. Das Dekret gilt seit Donnerstag.
Ausnahmen betreffen Fälle von Pflanzenschutz, Brandbekämpfung und die
Landwirtschaft indigener Völker.
Brasilien erlebt derzeit die schlimmsten Waldbrände seit Langem. Im
Bundesstaat Amazonas hat es seit der Brandaufzeichnung 1998 [2][noch nie so
viele Brände in einem Monat gegeben] wie in diesem. Bis vergangenen
Dienstag hat das brasilianische Weltrauminstitut Inpe dort 6.145 Feuer
registriert. Im ganzen Amazonasgebiet, das neun Staaten umfasst, waren es
35.147 einzelne Brände. Seit Bolsonaro im Januar die Präsidentschaft
übernommen hat, sind die illegalen Brände im Regenwald um rund 82 Prozent
gestiegen, meldet Inpe, das seine Daten über einen eigenen Satelliten
bezieht. Gründe für die Ausbreitung der Feuer ist einerseits die
herrschende Dürre.
Beobachter sind sich jedoch sicher, dass die Verringerung der
Strafzahlungen für Brandstifter, eine umweltfeindliche Rhetorik der
Regierung und die finanziellen Kürzungen bei Organisationen wie der
Umweltbehörde Ibama eine Rolle spielen. Die G7-Staaten hatten bei ihrem
Treffen in Biarritz 22 Millionen US-Dollar für Soforthilfemaßnahmen gegen
den brennenden Amazonaswald in Aussicht gestellt.
## Feuerwehrleute aus Frankreich und Israel
[3][Bolsonaro hatte die Gelder zunächst abgelehnt], das Angebot dann an die
Bedingung geknüpft, der französische Präsident Emmanuel Macron, mit dem er
sich über Twitter gestritten hatte, müsse sich entschuldigen. Inzwischen
hat die Regierung zumindest den Anteil von Großbritannien von rund 11
Millionen Euro akzeptiert. Das brasilianische Militär ist derweil mit
47.000 Soldaten und zwei Löschflugzeugen der Ibama im Einsatz.
Feuerwehrleute und Löschflugzeuge unter anderem aus Frankreich und Israel
wurden bereits nach Amazonien geschickt.
Bereits am Montag meldete das brasilianische Verteidigungsministerium, die
Brände seien „unter Kontrolle“. Am Mittwoch zog Admiral Ralph Dias,
Einsatzleiter der Militärintervention „Operation Grünes Brasilien“, eine
positive Bilanz. „Insgesamt halte ich das, was wir bis heute erreicht
haben, für positiv.“ Ein Vertreter der Umweltbehörde Ibama sagte jedoch, es
sei nicht möglich, verlässliche Zahlen über die Eindämmung der Brände zu
liefern.
Am Mittwoch informierte Ibama darüber, dass die Brände das 219.000 Hektar
große Reservat Areôes im Bundesstaat Mato Grosso erreicht hätten. [4][Viele
Indigene in den betroffenen Gebieten sind bereits erkrankt]. Der Kazike
Carlos Wa’arâiró spricht von einer großen Gefahr, nicht zuletzt weil viele
Häuser in den Reservaten aus Stroh seien. Auch die Distriktchefin für
indigene Gesundheit des Xavante-Volkes, Luciene Cândida Gomes, bestätigte
gegenüber dem Nachrichtenportal Globo1, dass die Fälle von
Atemwegserkrankungen dramatisch zugenommen hätten.
29 Aug 2019
## LINKS
[1] /Feuer-im-brasilianischen-Regenwald/!5617079
[2] /Waldbraende-in-Brasilien/!5618016
[3] /Umgang-mit-Jair-Bolsonaro/!5621397
[4] /Indigene-in-Brasilien-unter-Bolsonaro/!5609058
## AUTOREN
Sunny Riedel
## TAGS
Brasilien
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Schwerpunkt Klimawandel
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