# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Guatemala: Rechtskonservativer gewinnt | |
> Alejandro Giammattei hat sich bei der Stichwahl um das höchste Amt in | |
> Guatemala durchgesetzt. Der neue Präsident steht dem Militär wie der | |
> extremen Rechten nahe. | |
Bild: Auch mit den USA wird sich Alejandro Giammattei wohl anlegen | |
Guatemala-Stadt epd/dpa | Der rechtskonservative Politiker Alejandro | |
Giammattei wird neuer Präsident von Guatemala. Der 63-Jährige kam in der | |
Stichwahl um das höchste Staatsamt auf 52,8 Prozent der Stimmen, wie die | |
Nationale Wahlbehörde am Sonntagabend (Ortszeit) nach Auszählung von rund | |
95 Prozent der Wählerstimmen mitteilte. Seine Kontrahentin, die | |
Sozialdemokratin Sandra Torres, die nach dem ersten Wahlgang noch führte, | |
erhielt 42 Prozent der Wählerstimmen. | |
Giammattei steht dem Militär und der extremen Rechten nahe. Er will im | |
Kampf gegen die Bandenkriminalität die Todesstrafe wieder einführen, | |
außerdem lehnt er die Homo-Ehe und Abtreibungen kategorisch ab. 2007 saß | |
Giammattei in eine Zeit lang in Haft. | |
Der amtierende Staatschef Jimmy Morales durfte sich nicht zur Wiederwahl | |
stellen. Er steht in der Kritik, weil er eine UN-Kommission zu Korruption | |
ausweisen wollte. Zudem schloss er mit den USA ein umstrittenes Abkommen, | |
das Guatemala als „sicheren Drittstaat“ zur Rücknahme von Migranten | |
verpflichtet, die über Guatemala in die USA reisen. Rund 70 Prozent der | |
etwa 18 Millionen Menschen in Guatemala leben nach UN-Angaben in Armut. | |
Giammatteis Kontrahentin Torres hatte die erste Wahlrunde am 16. Juni mit | |
fast 26 Prozent der Stimmen gewonnen. Ihre sozialdemokratische Partei UNE | |
wurde bei der gleichzeitigen Parlamentswahl die mit Abstand stärkste Kraft | |
im Kongress des mittelamerikanischen Landes. Giammattei kam als Kandidat | |
seiner Partei Vamos auf knapp 14 Prozent. Weil kein Bewerber eine absolute | |
Mehrheit erreichte, kam es zur Stichwahl zwischen den beiden 63-Jährigen. | |
## „Verdruss über Eliten“ soll Torres Stimmen gekostet haben | |
Gegen Sandra Torres sprach nach Ansicht von Experten der Verdruss vieler | |
Wähler über die traditionellen politischen Eliten, zu denen sie gehört. | |
Dieser äußerte sich auch in der niedrigen Beteiligung an der Stichwahl von | |
deutlich unter 50 Prozent. | |
Gegen Torres wird wegen des Vorwurfs illegaler Wahlkampffinanzierung | |
ermittelt. Aber auch Giammattei hatte bereits Ärger mit der Justiz: Wegen | |
eines blutigen Einsatzes der Sicherheitskräfte in einer Haftanstalt im Jahr | |
2006 – während seiner Zeit als Chef der nationalen Gefängnisverwaltung – | |
saß er fast ein Jahr lang in Untersuchungshaft. Letztlich wurde Giammattei | |
aber freigesprochen. | |
Kriminalität, Arbeitslosigkeit und Korruption spielten Umfragen zufolge für | |
die Wähler eine große Rolle. Ein wichtiges Thema ist außerdem [1][das | |
umstrittene Migrationsabkommen mit den USA], das die Regierung vor zwei | |
Wochen unterzeichnet hatte. Demnach können Migranten, die auf dem Weg in | |
die USA Guatemala betreten haben, kein Asyl in den USA beantragen, sondern | |
müssen dies in Guatemala tun. | |
Davon betroffen wären vor allem Menschen aus Honduras und El Salvador. Aus | |
den beiden Ländern und aus Guatemala kommt die Mehrheit der Zehntausenden | |
Migranten, die jeden Monat über Mexiko in die USA einzureisen versuchen. | |
Giammattei lehnt das Abkommen ab – ebenso wie Torres. Es wird vor | |
Guatemalas Verfassungsgericht angefochten. | |
Ein weiteres kontroverses Erbe der [2][Morales-Regierung] ist die | |
Nicht-Verlängerung des Mandats der Internationalen UN-Kommission gegen | |
Straflosigkeit (Cicig). Diese hat zusammen mit der Staatsanwaltschaft | |
entschlossen gegen den „Pakt der Korrupten“ aus Politikern, Unternehmern | |
und Militärs ermittelt und erstaunliche Erfolge erzielt. Nun soll sie ihre | |
Arbeit einstellen, nachdem sie auch vor der Morales-Familie nicht | |
haltgemacht hatte. Das Mandat der Cicig läuft am 3. September aus. | |
Giammattei hat sich nicht für eine Verlängerung ausgesprochen. | |
12 Aug 2019 | |
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