# taz.de -- Habeck zum USA-Iran Konflikt: Grüne offen für Militäreinsatz | |
> Eine europäische Mission in der Straße von Hormus? Warum nicht, findet | |
> Robert Habeck. Sein Parteikollege Jürgen Trittin pocht auf ein UN-Mandat. | |
Bild: Soll die Straße von Hormus „geschützt“ werden? | |
Die Grünen sind offen dafür, Handelswege im Persischen Golf mit Militär zu | |
schützen. Erste Priorität habe zwar die Diplomatie, sagte Parteichef Robert | |
Habeck am Wochenende der Passauer Neuen Presse. Aber seien „alle | |
diplomatischen Mittel ausgeschöpft, können wir uns eine Beteiligung | |
Deutschlands an einer europäischen Mission vorstellen, wenn das hilft zu | |
deeskalieren und es eine klare Rechtsgrundlage gibt.“ | |
Eine Mission unter US-Kommando kommt für die Grünen aber nicht infrage. „In | |
keinem Fall unter amerikanischer Führung“, betonte Habeck. „Gerade sie | |
tragen ja zur Verschärfung des Konflikts bei.“ Es sei höchstes europäisches | |
Interesse, dass es weder zu Krieg noch atomarem Wettrüsten im Nahen Osten | |
komme. „Deutschland muss in Verantwortung gehen und dafür sorgen, dass | |
Europa in dieser angespannten Situation gemeinsam und mit einer eigenen | |
Stimme agiert.“ | |
Mit dieser Ansage fasst Habeck eine Debatte zusammen, die bei den Grünen | |
schon länger läuft. Auch Habecks Co-Chefin Annalena Baerbock hatte schon | |
eine europäische Mission ins Spiel gebracht, ebenso der außenpolitische | |
Sprecher der Grünen-Fraktion, Omid Nouripour. „Es ist Zeit für eine | |
gemeinsame europäische Außenpolitik, die ihren Namen verdient“, sagte | |
Nouripour. In der aufgeheizten Lage sei eine Beteiligung an einer Mission, | |
an der die Amerikaner mitwirkten, unverantwortlich. „Vielmehr hätte durch | |
eine rein europäische Mission die Möglichkeit bestanden, deeskalierend auf | |
die Akteure in der Straße von Hormus einzuwirken.“ Leider ziehe sich die | |
neue britische Regierung aus solchen Planungen zurück. | |
Die US-Regierung hatte Deutschland und anderen europäischen Verbündeten | |
kürzlich ihre Pläne für eine Marinemission zum Schutz der wichtigen | |
Schifffahrtsrouten in der Straße von Hormus vorgestellt und um Hilfe | |
gebeten. Deutschland hat laut der Bundesregierung keine Beteiligung in | |
Aussicht gestellt. Hintergrund ist die Festsetzung eines britischen Tankers | |
durch den Iran am 20. Juli. Die Beziehungen zwischen dem Iran und dem | |
Westen hatten sich verschlechtert, nachdem die USA im vergangenen Jahr | |
ihren Ausstieg aus dem Atomabkommen verkündet hatten. Danach hatte Teheran | |
erklärt, der Iran sehe sich nicht länger an einzelne Vorgaben des Vertrags | |
gebunden. | |
## Trittin will das Völkerrecht nicht umgehen | |
Jürgen Trittin, der für die Grünen im Auswärtigen Ausschuss sitzt, betonte | |
die Wichtigkeit eines UN-Mandats. „Die grundsätzliche Frage bleibt doch die | |
völkerrechtliche Grundlage“, sagte Trittin. „Und da eine Einladung des | |
Irans sicher nicht zu erwarten ist, braucht es ein Mandat des | |
Sicherheitsrats.“ | |
Trittin erklärte die Gemengelage aus seiner Sicht in einem auf Twitter | |
geposteten Video: Wichtige Passagen der Straße von Hormus führten durch | |
iranisches Hoheitsgebiet. Militärische Operationen könnten dort nur nach | |
einer Einladung des Iran erfolgen – oder eben auf Grundlage eines | |
UN-Mandats. Eine Mission unter US- oder EU-Führung ohne Mandat wäre deshalb | |
rechtlich angreifbar. Trittin argumentierte: „Man kann nicht auf Einhaltung | |
des Völkerrechts pochen und dann gleichzeitig versuchen, ebendieses | |
Völkerrecht mit einer Koalition der Willigen zu umgehen.“ | |
Ein Mandat des Sicherheitsrats ist aber nicht in Sicht – und nicht gerade | |
wahrscheinlich. Dafür gehen die Interessen der ständigen Mitglieder zu weit | |
auseinander, die USA, Russland und China verfolgen sehr unterschiedliche | |
Interessen. Der Vorstoß der Grünen ist daher auch symbolischer Natur. | |
Habeck will mit Blick auf eine künftige Regierungsbeteiligung | |
signalisieren, dass seine Partei in der Außenpolitik nicht nur mit | |
Samthandschuhen agieren würde. | |
Ein rechtlich korrekt eingebetteter Einsatz läge zudem auf der Linie der | |
grünen Außenpolitik der vergangenen Jahre. 2008 beschloss der | |
UN-Sicherheitsrat, Piraten vor der Küste Somalias zu bekämpfen, die Schiffe | |
bedrohten. Die Grünen stimmten damals der Operation Atalanta im Bundestag | |
mehrheitlich zu. Erst als die Operation 2012 auf Landeinsätze ausgeweitet | |
wurde, enthielten sich die Grünen mehrheitlich. Jene bedeuteten | |
„substanzielle Risiken“. | |
5 Aug 2019 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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