# taz.de -- Tempelhofer Feld: Wohnen in Randlage | |
> Führende SPDler wollen Wohnungsbau im Westen und Süden des Ex-Flughafens | |
> und erfinden dafür den Begriff „Tempelhofer Rand“ | |
Bild: Nicht auf der Startbahn, aber am Rand des Tempelhofer Felds will die SPD … | |
Alter Wein in neuen Schläuchen? Oder der berechtigte Versuch, ein Projekt | |
sprachlich zu konkretisieren? In „Tempelhofer Rand“ haben drei führende | |
SPD-Funktionäre jetzt das Gebiet umgetauft, das sie am Tempelhofer Feld | |
bebauen wollen. Sven Kohlmeier, Vizekreischef in Marzahn-Hellersdorf, | |
Abgeordneter und einer der Autoren eines dreiseitigen Papiers dazu, | |
bestreitet auch nicht, dass der neue Begriff eine Debatte zurechtrücken | |
soll: Zu oft war verkürzt von „Bebauung des Tempelhofer Felds“ die Rede und | |
nicht von einer Randbebauung. | |
Grundsätzlich hat sich die Berliner SPD bereits im November für eine | |
Bebauung der Ränder ausgesprochen. Kohlmeier und seine beiden Co-Autoren | |
Harald Georgii und Lars Rauchfuß, SPD-Chefs von Friedrichshain-Kreuzberg | |
und Tempelhof-Schöneberg, konkretisieren das jetzt: Gebaut werden soll an | |
der Westseite am Tempelhofer Damm und am „südlichen Rand hin zur Autobahn“, | |
und zwar sollen es „mehrere Tausend Wohnungen“ werden. Dem Einwand, dass | |
das im Süden wegen zu viel Lärm und Abgasen schwierig sein könnte, begegnet | |
Kohlmeier gegenüber der taz so: „Warum warten wir nicht einfach den | |
Ideenwettbewerb ab?“ Denn solch ein Wettbewerb soll die Basis für eine | |
Bebauung sein, ausgelobt „für Fachleute, Stadtentwicklungsbüros, aber auch | |
Studentinnen und Studenten“. | |
Durch den Volksentscheid von 2014 steht das Tempelhofer Feld unter Schutz. | |
Anlass, das zu ändern, ist für die SPD-Autoren die Wohnungsnot in Berlin, | |
wo binnen zehn Jahren mindestens 194.000 neue Wohnungen entstehen müssten. | |
Das sei im Prinzip unstrittig, aber nicht, wenn es konkret wird: Werde im | |
Hinterhof verdichtet, protestiere die Nachbarschaft, „werden Potenziale auf | |
Freiflächen ausgelotet, protestiert sofort ein Eidechsenschutzverein | |
dagegen“. Man könne mit der Bebauung des Tempelhofer Randes nicht länger | |
warten, heißt es weiter, „bedauerlich ist, dass von Grünen und Linken | |
selbst eine Vorverhandlung ausgeschlossen wird“. Über eine Randbebauung | |
sollen aus Sicht der SPDler wie 2014 alle Wahlberechtigten entscheiden | |
können, und zwar zur Abgeordnetenhauswahl 2021: entweder auf dem | |
dreistufigen Weg bis zum Volksentscheid oder über eine wesentlich | |
einfachere vom Parlament angesetzte Volksbefragung. Die aber ist bislang | |
nicht in der Verfassung vorgesehen – die SPD will sie, aber nicht der Rest | |
der rot-rot-grünen Koalition. Für Kohlmeier kein unlösbares Problem: „Das | |
ist alles Verhandlungssache.“ | |
17 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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