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# taz.de -- Im Haifischbecken: Späti in Oranienstraße soll raus
> Gentrifizierung in Berlin: Seit 20 Jahren gibt’s den Späti Ora35 in
> Kreuzberg, jetzt droht die Räumung. Mit einer Demo wehrt sich nun der
> ganze Kiez.
Bild: Viele Anwohner und Läden im Kiez erklären sich solidarisch gegen Verdr�…
Die Hilferufe mehren sich: Ein Café hier, ein Buchladen da, ein
Kindergarten oder gleich ein ganzes Mietshaus – überall in der Stadt
fürchten MieterInnen und Gewerbetreibende um ihre Existenz. Sie werden
hinausgentrifiziert, gekündigt, zwangsgeräumt. Und immer mehr von ihnen
wehren sich. Wir erzählen in der Kolumne Im Haifischbecken in loser Folge
ihre Geschichten.
Die kleinen Fische: Wer die Oranienstraße kennt, kennt wahrscheinlich auch
Zekiye Tunc und ihre Familie. Seit 20 Jahren betreibt Tunc ihren Spätkauf
Ora35. Jetzt soll sie ihren Laden räumen, und zwar bald, erzählt sie der
taz. Eine Frist von fünf Wochen habe ihr der Gerichtsvollzieher gewährt, am
23. Juli läuft sie ab.
Ihr Mietvertrag sei bereits 2017 ausgelaufen, sagt die Späti-Betreiberin.
Tunc sagt, sie würde den Vertrag gern verlängern und dass sie weiter ihre
Miete zahle. Auch eine Mietsteigerung würde sie in Kauf nehmen. Doch die
Gegenseite blocke ab.
Der große Fisch: Die Eigentümerin, die Bauwerk Immobilien GmbH, sitzt im
Grunewald. Tunc sagt: „Man könnte sich zusammensetzen und reden.“
Allerdings laufe der Kontakt bisher nur über Rechtsanwälte, für eine
Stellungnahme ist Bauwerk auch auf taz-Anfrage am Mittwoch nicht zu
erreichen. Tunc: „Wir waren am 26. März in Grunewald, mit einer Kundgebung.
Es waren viele Leute da, auch die Polizei. Niemand hat die Tür aufgemacht.“
Bereits im Juli und August 2017 habe es Verhandlungen zwischen der Familie
und der Immobiliengesellschaft gegeben. Man habe damals einen
Gegenvorschlag eingebracht, mit dem man sich bei der Mieterhöhung
entgegengekommen wäre, sagt Tunc. Doch seither herrsche Funkstille.
Wer frisst hier wen? Zekiye Tunc gibt nicht auf: „Ich gehe hier nicht raus.
Ich mag, was ich mache. Ich mag diese Straße. Sie ist meine Heimat.“ Tunc
will kämpfen, und mit ihr die gesamte Nachbarschaft. Überall hängen
Plakate, Flaggen, Spruchbänder. Der Späti soll gerettet werden.
Konstantin Sergiou, Nachbar des Spätis und aktiv bei Bizim Kiez, sagt: „Wir
wollen der Immobiliengesellschaft zeigen: Ihr legt euch mit dem ganzen Kiez
an.“
Am Donnerstag, den 4. Juli, findet eine Kundgebung vor dem Laden statt,
organisiert von den Nachbarschaftsinitiativen Bizim Kiez und OraNostra. Es
gibt ein offenes Mikrofon und Musik, die Rapper Beatyov, Kobito und
Special-K treten auf. Los geht’s um 18 Uhr in der Oranienstraße 35.
4 Jul 2019
## AUTOREN
Lukas Waschbüsch
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