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# taz.de -- Antidiskriminierungsbeauftragte geht: Unabhängige Stelle gefordert
> Um Diskriminierung an Schulen effektiv zu bekämpfen fordern
> Organisationen unabhängige Beschwerdestelle mit echter Macht.
Bild: Viel Lob bekam Saraya Gomis für ihre Arbeit. Dennoch hört sie bald auf
Nach dem [1][angekündigten Abgang von Saraya Gomis], der
Antidiskriminierungsbeauftragten der Bildungsverwaltung, fordern zahlreiche
Organisationen die Einrichtung einer unabhängigen Beschwerdestelle. Dass
Gomis ihr Amt zum Jahresende niederlegen will, zeige, „wie schlecht es um
die Antidiskriminierungspolitik der Bildungsverwaltung steht“, [2][heißt es
in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung des Migrationsrats], die
mehr als 20 in dem Bereich tätige Organisationen unterzeichnet haben –
darunter der Türkische Bund Berlin-Brandenburg, die Initiative Schwarze
Menschen in Deutschland und der Antisemitismusbeauftragte der Jüdischen
Gemeinde.
„Wir gehen davon aus, dass Gomis geht, weil sie nicht die Befugnisse
bekommen hat, die sie braucht, um wirklich etwas zu verändern“, sagte
Sanchita Basu vom mitunterzeichnenden Berliner Netzwerk gegen
Diskriminierung in Schule und Kita (BeNeDiSK) der taz. Gomis selbst hat
bislang keine Gründe für ihr Ausscheiden genannt.
Die Stelle der Antidiskriminierungsbeauftragten war im Sommer 2016
eingerichtet worden. Gomis berät Betroffene von Diskriminierung an Schulen,
organisiert Fortbildungen für LehrerInnen, vermittelt Hilfe und
Unterstützung durch externe Träger. „Sie war auch eine gute
Ansprechpartnerin für uns“, lobt Basu.
Vergangenen Winter hatte Gomis erstmals Zahlen zu ihr bekannten
Vorkommnissen veröffentlicht. Danach geht Diskriminierung an Schulen in den
meisten Fällen von Lehrkörpern und anderen dort tätigen Erwachsenen aus,
die wichtigste Diskriminierungskategorie ist Rassismus. [3][Der taz sagte
Gomis in einem Interview], die Schulen reagierten höchst unterschiedlich
auf ihre Ansprache nach Vorfällen. „Es gibt Schulleitungen, die ablehnend
reagieren.“
## Keine Handhabe bei Verweigerungshaltung
In solchen Fällen, erklärte Basu, habe Gomis keinerlei Handhabe. „Aber die
Antidiskriminierungsbeauftragte muss die Befugnis haben, SchulleiterInnen
Maßnahmen vorzuschreiben. Die Schulen dürfen sich der
Antidiskriminierungsarbeit nicht verweigern.“
Dies sei nach ihrer Erfahrung jedoch häufig der Fall – auch Basu kümmert
sich im Zuge ihrer Arbeit beim Verein Reachout um Betroffene. „Viele
SchulleiterInnen leugnen Probleme mit Diskriminierung. Sie sagen, dass
könne nicht sein, schließlich seien sie als ‚Schule ohne Rassismus‘
ausgezeichnet oder als 'demokratiefördernde Schule.“ Oder es handele sich
um einen Einzelfall. „Und wenn ein Lehrer der Täter sein soll, hören wir:
ein Missverständnis.“
Die unabhängige Beschwerdestelle, wie sie Migrationsrat, der Landesbeirat
für Integration/Partizipation und BeNeDiSK schon 2016 vorgeschlagen haben
und nun erneut fordern, soll nach ihrer Vorstellung nicht von der
Verwaltung, sondern vom Parlament eingesetzt werden. „Wie der
Datenschutzbeauftragte soll diese Beschwerdestelle nur dem Parlament
rechenschaftspflichtig sein und der Verwaltung verbindliche Vorschriften
machen können“, fordert Basu. Der Fall Gomis habe wieder einmal gezeigt,
dass Institutionen sich eben nicht selbst sanktionieren.
Der Sprecher der Bildungsverwaltung antwortete nicht auf die Frage der taz,
was man zu der Kritik und der Forderung sage, sondern erklärte stattdessen:
„Unsere Berliner Stelle für Anti-Diskriminierung hat deutschlandweit einen
sehr guten Ruf und ist für viele Vorbild.“ Man hätte gerne weiter mit Gomis
zusammen gearbeitet. Die Wertschätzung für ihre Arbeit zeige sich auch
darin, das man die Stelle personell verstärken wolle.
20 Jun 2019
## LINKS
[1] /Saraya-Gomis-hoert-auf/!5600172
[2] http://www.migrationsrat.de/beschwerdestelle-bildung/
[3] /Diskriminierung-an-Berliner-Schulen/!5555449
## AUTOREN
Susanne Memarnia
## TAGS
Diskriminierung
Schule
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