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# taz.de -- Rassismus in Schulbüchern: Wie Diskriminierung beigebracht wird
> Schulbücher sollen helfen, mündige und reflektierte Bürger*innen
> auszubilden. Aber sie reproduzieren häufig rassistische Inhalte.
Bild: Es braucht vielfältiges Unterrichtsmaterial, um unterschiedliche Perspek…
Rassismus in Schulbüchern ist oft unterschwellig: „Welche Erfahrungen hast
Du mit Aussiedlern gemacht? Wie kann ihre Integration verbessert werden?“,
lautet etwa eine Aufgabenstellung eines Geschichtsbuchs der Mittelstufe. Am
Dienstagabend veranstaltete die SPD Rehberge in den Räumen des Vereins Each
One Teach One (EOTO) im Wedding eine Podiumsdiskussion mit dem Titel:
Vielfalt und Rassismus in Schulbüchern.
Es diskutierten Maisha Auma, Erziehungswissenschaftlerin und
Geschlechterforscherin, Saraya Gomis, Antidiskriminierungsbeauftragte für
Schulen in Berlin, und Mark Rackles, ehemaliger Berliner Staatssekretär für
Bildung. Schnell ist klar: Vielfalt gibt es in Schulbüchern wenig, denn
Minderheiten werden zumeist aus einer weißen Perspektive, als bloße Objekte
betrachtet und beschrieben. „Viele Diskriminierungen sind unterschwellig“,
gibt Gomis zu bedenken. „Ich arbeite mit Lehrer*innen, die diskriminieren,
ohne es zu wissen.“
Ein Beispiel aus einem Berliner Schulbuch verdeutlicht die
Stereotypisierung von Geflüchteten: „Für die Flüchtlinge aus den armen
Ländern bietet das Asylrecht die Möglichkeit, bei uns zu leben und, wenn
auch in bescheidenem Maße, am deutschen Wohlstand teilzuhaben.“ Dabei
könnte sich schnell etwas ändern, denn in Berlin können Schulen selbst
entscheiden, welche Bücher sie bestellen. Fluch und Segen zugleich, denn
somit kommt es auf die Lehrerenden an, welche Inhalte die Schüler*innen
erreichen.
## „Das wird richtig weh tun“
Saraya Gomis sieht allerdings bereits in der Ausbildung von Lehrer*innen
ein Problem. Da seien hauptsächliche weiße Personen, die weiße Perspektiven
mitbringen und vertreten, sagt sie. Mark Rackles will wissen, ob es denn so
nötig sei, dass Schüler*innen 125 verschiedene Diskriminierungsformen
kennen müssten oder es nicht wichtiger sei, Diskriminierungen anhand eines
Schemas zu erkennen. Eine Frage, mit der er sich vor dem Publikum nicht
unbedingt beliebt macht. „Jede Perspektive hilft, eine kollektive Empathie
zu entwickeln, die die weiße Mehrheitsgesellschaft lernen muss“, entgegnet
eine Teilnehmerin.
Doch nicht jede Perspektive komme ins Schulbuch, und das liege unter
anderem daran, dass die Arbeit in Schulbuchverlagen extrem schlecht bezahlt
sei, sagt Auma, man müsse es sich also leisten können, bei der Gestaltung
mitzuwirken.
„Wir sind es leid, als ehrenamtliche Expert*innen für mehr Vielfalt
herangezogen zu werden. Wir wollen richtig gefördert und bezahlt werden und
die Schulbuchverlage sollen auf uns zukommen“, sagt ein Mitglied von EOTO.
Für echte Vielfalt gehe es nicht zuletzt um Verteilung und
Umstrukturierung, sagt Auma und fügt kampflustig hinzu: „Und das wird
richtig wehtun.“
24 Apr 2019
## AUTOREN
Joana Nietfeld
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Diskriminierung
Schule
Diskriminierung
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Literatur
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