# taz.de -- Kommentar EU-Wahl in Ostdeutschland: Wir sind ein Land. Ihr ein and… | |
> Die Europawahl zeigt erneut, dass das Misstrauen gegen die als | |
> westdeutsch empfundene Parteiendemokratie noch immer groß ist. Aber es | |
> gibt Hoffnung. | |
Bild: Ostdeutschland? Gut ausgebaute Straßen ins Nirgendwo | |
Deutschland ist geteilt. [1][Der Osten ist im innerdeutschen Vergleich] | |
rechter, demokratieferner; der Westen liberaler und weltoffener. Bei der | |
Europawahl haben die WählerInnen in Brandenburg und Sachsen die | |
rechtspopulistische AfD zur stärksten Partei gekürt. In Thüringen, | |
Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern liegen die Rechten auf Platz zwei | |
hinter der CDU. | |
Für die Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen verheißt das | |
nichts Gutes. Die Botschaft vieler Ostdeutscher lautet: [2][Wir sind ein | |
Land]. [3][Und ihr ein anderes]. | |
All die schönen Steuermilliarden konnten nicht heilen, woran der Osten | |
krankt. Dreißig Jahre nach der Wende misstrauen viele – zum Glück nicht | |
alle – Ostdeutsche der Demokratie. Dieses Land ist noch immer nicht ihr | |
Land, dieses politische System eines, das sie meinen, per Stimmabgabe | |
bekämpfen zu können. | |
Aus dieser verächtlichen Haltung spricht die Erfahrung von sich als | |
Unbeteiligte verstehenden BürgerInnen. Hier, das bin ich – da oben, das ist | |
der Staat. Es ist erschütternd, wie vor allem ältere BürgerInnen eines sich | |
selbst als antifaschistisch verstanden habenden Staates, der DDR, heute | |
einer rechtskonservativen bis rechtsextremistischen Partei, der AfD, die | |
Türen zu ihren Parlamenten öffnen. | |
## Hoffnung gibt es immer | |
[4][Wenn dieser Sommer endet], werden in Brandenburg und Sachsen neue | |
Landesparlamente gewählt, wenig später in Thüringen. Es ist illusorisch, zu | |
meinen, bis dahin könnte „die Politik“ noch was reißen. Die oben erwähnt… | |
Soli-Milliarden, sie sind verbaut in tiptop Straßen ins Nirgendwo – dahin, | |
wo die Alten ihrer kommoden Diktatur nachtrauern. Und von wo die Jungen | |
weggehen – dorthin, wo die besser bezahlten Jobs sind. Wo sie etwas anderes | |
finden als eine weiße Mehrheitsgesellschaft, die sich gegen Neues | |
abschottet. | |
Gibt es noch Hoffnung? Immer. In den Uni-Städten im Osten haben die | |
demokratischen Parteien, vor allem die Grünen, zugelegt. Man kann den Osten | |
ruhig doof finden, unerträglich, nicht zu begreifen. Aufgeben darf man ihn | |
nicht. Wir sind ein Land. Der Osten gehört dazu. | |
27 May 2019 | |
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## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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