# taz.de -- Kai Gniffke zum SWR-Chef gewählt: Es ist ein Mann | |
> Neuer SWR-Chef wird Kai Gniffke, bisher Chefredakteur der Tagesschau. Die | |
> Delegierten entschieden gegen die Frau aus dem eigenen Haus. | |
Bild: Kai Gniffke wird vom NDR an die Spitze des SWR wechseln | |
Kai Gniffke ist neuer SWR-Chef. Der bisherige Tagesschau-Chefredakteur wird | |
die ARD-Anstalt im Südwesten leiten. Damit setzte er sich am Donnerstag im | |
zweiten Wahlgang gegen Mitbewerberin Stefanie Schneider durch. Schneider | |
war als Landessenderdirektorin eine interne Bewerberin. Sie hatte vorweg | |
ihre Erfahrung mit Reformprozessen in den SWR-Häusern herausgestrichen. | |
Gniffke setzte dagegen eher auf eine erstaunlich konkret ausformulierte | |
Zukunftvision. | |
Gniffke erhielt bei der Wahl im Funkhaus Stuttgart 56 von insgesamt 88 | |
Stimmen der Rundfunk- und Verwaltungsräte. Auch aus den Ländern erhielt der | |
Bewerber vom NDR die nötige Hälfte der Stimmen. Aus Baden-Württemberg 34 | |
von 63 und aus Rheinland-Pfalz 22 von 25. Dieses nach Ländern getrennte | |
Quorum ist neben der Gesamtmehrheit Voraussetzung. Gniffke ist damit für | |
fünf Jahre Chef der ARD-Anstalt im Südwesten. | |
Der bisherige Intendant Peter Boudgoust hatte im Dezember sein Amt zur | |
Verfügung gestellt. Daraufhin hatte eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die | |
Wahl zu organisieren und einen Vorschlag zum verfahren zu machen. Im März | |
wählte diese Kommission aus 15 Bewerbungen die zwei Kandidat*innen | |
Schneider und Gniffke aus. Das sorgte zunächst für eine Kontroverse, da | |
einige Mitglieder der Sendergremien forderten, dass noch mehr Personen | |
antreten sollen. Der Vorsitzende des Landesrundfunkrats Baden-Württemberg, | |
Volker Stich, sprach sogar von „politischer Einflussnahme“. [1][Ein | |
alternatives Verfahren wurde diskutiert, dann aber wieder verworfen.] | |
## Gniffke lässt von Silicon Valley träumen … | |
So standen nun Schneider, eher Grünen-nah und Gniffke, seit Jahrzehnten | |
SPD-Mitglied, zu Wahl, sofern man die politische Zugehörigkeit | |
herausstreichen möchte. Die Kandidat*innen selbst taten das | |
selbstverständlich nicht, sondern sprachen über ihre Visionen. | |
Dafür hatten sie vor der Abstimmung 15 Minuten Zeit, in denen beide vor | |
allem über die Herausforderungen der Digitalisierung sprachen. Sie schlugen | |
dabei aber unterschiedliche Töne an. Schneider sprach eher wie eine, die | |
ihren Laden nicht verunsichern will. Mehr „Das läuft schon gut“ als „Das | |
müssen wir ändern“. „Unsere linearen Programme sind immer noch sehr | |
erfolgreich“, so Schneider. | |
Dennoch forderte auch sie „ein konzeptionelles Update“, blieb aber vage. | |
Gniffke dagegen ließ die Damen und Herren ein bisschen von Silicon Valley | |
träumen. Der SWR solle „Pacemaker in Sachen Digitalisierung“ werden. „Das | |
crossmediale Denken müssen wir stärker mit Leben füllen, viel mehr Kraft in | |
die Digitalen Plattformen stecken“. Dazu gehöre eine stärkere | |
Schwerpunktsetzung. Zugunsten neuer Kanäle müsse man auch mal anderes | |
liegen lassen können. | |
Konkret stellt sich Gniffke ein Innovationszentrum am Standort Baden-Baden | |
vor, der den [2][Kreativlaboren von Plattformen wie YouTube oder dem von | |
Startups] nachempfunden sein soll. Der SWR ist innerhalb der | |
ARD-Sendergruppe zuständig für die Mediathek und das junge Videoangebot | |
Funk, eigentlich also gute Startbedingungen für digitale Innovation. | |
## … und verspricht Frauenquote | |
Gniffkes Idee eines Innovationszentrums in der Kurstadt im Schwarzwald | |
dürfte auch ein Versuch sein, den Standort zu stärken und Ängsten vor einer | |
möglichen Schließung entgegenzuwirken. Einer der Standorte Stuttgart, Mainz | |
und Baden-Baden, so wird immer wieder befürchtet, könnte bei Reformen stark | |
verkleinert oder geschlossen werden. Die ARD-Anstalten müssen sparen und | |
ihren Apparat verschlanken, weil der Rundfunkbeitrag nicht mehr stark | |
ansteigen soll. In Gefahr wäre dabei im SWR am ehesten Baden-Baden, da es | |
sich nicht um einen Hauptstadt-Standort handelt. | |
Und schließlich verspricht Gniffke, Führungspositionen im SWR gleich häufig | |
mit Männern und Frauen zu besetzen. Damit folgt Gniffke [3][dem Vorbild des | |
Rundfunk Berlin-Brandenburg unter Intendantin Patricia Schlesinger]. Der | |
RBB setzt Gleichstellung recht erfolgreich um. Schlesinger und Karola Wille | |
vom MDR sind die einzigen Frauen an der Spitze einer öffentlich-rechtlichen | |
Rundfunkanstalt. Das bleibt nun auch nach dieser Wahl so. | |
23 May 2019 | |
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## AUTOREN | |
Peter Weissenburger | |
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