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# taz.de -- Wölfe in Deutschland: Wolfsjagd soll einfacher werden
> Wenn Wölfe Schafe reißen, soll notfalls das ganze Rudel getötet werden
> können. Umweltverbände kritisieren den neuen Gesetzesentwurf.
Bild: Künftig sollen ganze Wolfsrudel erschossen werden dürfen
Die Bundesregierung will den Abschuss von Wölfen erleichtern, um das Reißen
von Weidetieren wie Schafen oder Kälbern zu verhindern. Das Kabinett
beschloss am Mittwoch einen [1][Gesetzentwurf], wonach Wölfe auch dann
getötet werden dürfen, wenn unklar ist, welches Tier genau zum Beispiel
eine Schafherde angegriffen hat. Es sollen so lange Wölfe geschossen werden
können, bis es keine Schäden mehr gibt, auch wenn damit ein ganzes
Wolfsrudel getötet wird. Die Behörden müssen aber jeden Fall genehmigen, es
gibt zeitliche und räumliche Grenzen.
Die Tierart ist im Jahr 2000 nach ihrer Ausrottung vor 150 Jahren dauerhaft
nach Deutschland zurückgekehrt. Seitdem wächst der Bestand jährlich um etwa
30 Prozent. Nach Schätzungen des Deutschen Jagdverbands leben hierzulande
inzwischen mehr als 1.000 Tiere. Die Zahl der bei Wolfsangriffen getöteten,
verletzten oder vermissten Nutztiere ist laut Behörden 2017 [2][um 54
Prozent] auf 1.667 gestiegen. Viele Bauern sehen die vergleichsweise tier-
und naturfreundliche Viehhaltung auf der Weide gefährdet. Zudem nehmen
Sorgen zu, dass Wölfe Menschen angreifen könnten.
Aus diesen Gründen sieht der Entwurf von Umweltministerin Svenja Schulze
(SPD) vor, dass künftig schon „ernste“ Schäden für einen Abschuss
ausreichen. Sie müssen nicht mehr „[3][erheblich]“ sein. Diese Bedingung
sehen bisher manche Gerichte erst dann als erfüllt an, wenn die Existenz
des betroffenen Hofs gefährdet ist.
Ausdrücklich verbieten will die Regierung nun, wilde Wölfe zu füttern oder
anzulocken. So soll verhindert werden, dass sie sich an die Nähe von
Menschen gewöhnen. Solche Raubtiere könnten Personen gefährlich werden,
heißt es in dem Entwurf. Mischlinge aus Wolf und Hund, sogenannte Hybriden,
sollen der Natur „entnommen“ werden, um die Tierart Wolf (Canis Lupus) zu
erhalten. Bei erwachsenen Exemplaren komme in der Regel nur der Abschuss in
Frage, denn wilde Tiere würden in Gefangenschaft zu stark leiden.
## Klöckner will auch so Wölfe töten können
„Hier ist ein [4][vernünftiger Interessensausgleich] gelungen, der
Herdenschutz und Artenschutz in Einklang bringt“, sagte Umweltministerin
Schulze. Agrarressortchefin Julia Klöckner begrüßte den Entwurf „als einen
[5][ersten Schritt] in die richtige Richtung“. Es müsse aber wie vom
EU-Recht erlaubt eine von den Behörden festgesetzte Zahl von Wölfen getötet
werden können, auch wenn es noch keine Schäden an Nutztieren gab.
Änderungen könnten nun im parlamentarischen Verfahren kommen, teilte die
CDU-Politikerin mit. Der Bundestag muss dem Entwurf noch zustimmen.
Umweltschutzverbänden geht schon der jetzige Plan zu weit. „Wenn durch
Abschüsse die Rudelstruktur zerstört wird, fremde Wölfe einwandern oder
junge Wölfe plötzlich ohne Elterntiere Nahrung jagen müssen, können
Nutztierrisse sogar zunehmen“, warnte der [6][BUND]. Weidetiere sollten
durch Zäune oder Hunde besser geschützt werden. Dafür müssten die
Bundesländer den Tierhaltern mehr Geld geben. Der [7][WWF] kritisierte, das
geplante Gesetz könnte auch die Tötung anderer Tiere wie Biber oder
Fischotter erleichtern, die ebenfalls wirtschaftliche Schäden etwa bei
Fischern oder Bauern verursachen.
22 May 2019
## LINKS
[1] https://www.bmu.de/GE823
[2] /Woelfe-toeten-immer-mehr-Nutztiere/!5570881
[3] https://www.gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009/__45.html
[4] https://www.bmu.de/pressemitteilung/schulze-neuregelung-zum-wolf-ist-vernue…
[5] https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/2019/190522-Erkl%C3%A4run…
[6] https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/bund-kri…
[7] https://www.wwf.de/2019/mai/herdenschutz-statt-wolfsabschuss/
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Tierschutz
Schafe
Wölfe
Tierzucht
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