# taz.de -- Nach Bericht der Kommission: So schnell geht Kohleausstieg | |
> Die Bundesregierung verhandelt und prüft noch immer. Umweltverbände legen | |
> indes einen fertigen Gesetzesentwurf vor. | |
Bild: Soll schnell vom Netz: Braunkohlekraftwerk Neurath am Tagebau Hambach in … | |
Berlin taz | Über drei Monate sind vergangen, seit die Kohlekommission | |
ihren Abschlussbericht [1][vorgestellt] hat. Der enthält einen konkreten | |
Plan für den Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohle, und die | |
Bundesregierung hat angekündigt, diesen möglichst eins zu eins umzusetzen. | |
Doch passiert ist seit Januar nicht viel. Das Wirtschaftsministerium hat | |
nach eigenen Angaben erste Gespräche mit den Kraftwerksbetreibern geführt; | |
zudem läuft die Arbeit an einem Gesetz, das Geld für den Strukturwandel in | |
den Kohleregionen zur Verfügung stellen soll. Für das eigentliche | |
Ausstiegsgesetz gibt es bisher nur einen groben Zeitplan: Ein erster | |
Entwurf soll „nach der Sommerpause“ vorgelegt werden. | |
Dass das auch schneller gehen kann, haben nun die Umweltorganisationen | |
Greenpeace und Client Earth gezeigt: Sie legten am Donnerstag einen | |
fertigen [2][Entwurf] für ein Kohleausstiegsgesetz vor, das sich eng an den | |
Forderungen der Kohlekommission orientiert. Kern ist eine genaue Liste, | |
welches Kraftwerk wann abgeschaltet wird. | |
Noch in diesem Jahr sollen zwei Braunkohleblöcke in Neurath und zwei in | |
Niederaußem stillgelegt werden, bis 2022 folgen drei weitere Blöcke an | |
diesen Standorten im Rheinland. Diese Stillegung von insgesamt 3,2 Gigawatt | |
soll sicherstellen, dass dort sowohl der Hambacher Wald als auch die | |
bedrohten Dörfer erhalten werden können. Zudem sollen bis 2022 7,9 Gigawatt | |
Steinkohle vom Netz gehen. Enschädigungen soll es nur für Kraftwerke geben, | |
die keine 25 Jahre gelaufen sind. | |
Mit dem Entwurf wollen die Organisationen den Druck auf die Bundesregierung | |
erhöhen, beim Kohleausstieg voranzukommen. „Wir beobachten derzeit, dass | |
RWE und Co auf Zeit spielen und die Entschädigungen hochtreiben wollen“, | |
sagte Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid. Das vorgelegte Gesetz könnte | |
unmittelbar in den Bundestag eingebracht und beschlossen werden, meint | |
Hermann Ott, Leiter des deutschen Büros von Client Earth und ehemaliger | |
Bundestagsabeordneter der Grünen. „Es gibt keine Entschuldigung der | |
Regierung mehr für Nichtstun.“ | |
## Grüne planen eigenen Entwurf | |
Ob der Bundestag sich tatsächlich mit dem Vorschlag beschäftigen wird, ist | |
aber offen. Für die Grünen begrüßte die klimapolitische Sprecherin Lisa | |
Badum den Entwurf zwar als Zeichen, dass eine Kohleausstiegsgesetz „keine | |
Zauberei“ sei. Allerdings arbeitet die Fraktion der Grünen nach | |
taz-Informationen an einem eigenen Gesetzentwurf, der in Kürze vorgestellt | |
werden soll und der bei der Steinkohle, die oft auch für Fernwärme genutzt | |
wird, etwas spätere Stilllegungen vorsieht. | |
Für die Linksfraktion stellte sich Lorenz Gösta Beutin hinter die Forderung | |
nach einem schnellen Gesetz; zur Frage, ob die Fraktion den Entwurf der | |
Umweltorganisationen einbringen wird, äußerte er sich aber nicht. Das | |
zuständige Bundeswirtschaftsministerium teilte auf Anfrage lediglich mit, | |
man habe den Entwurf von Greenpeace und Client Earth „zur Kenntnis | |
genommen“. | |
3 May 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Abschlussbericht-der-Kohlekommission/!5568305 | |
[2] https://www.greenpeace.de/presse/publikationen/kohleausstiegsgesetz | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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