# taz.de -- „Fridays for Future“-Bewegung: Zukunft nicht nur für die Elite | |
> Es gibt Menschen, die nicht das Privileg haben, fürs Klima auf die Straße | |
> gehen zu können. Unsere Aufgabe ist es, global und divers zu handeln. | |
Bild: Mittlerweile eine Berühmtheit: Greta Thunberg aus Schweden | |
„Die Jugend geht auf die Straßen“, das ist der Tenor, den die Medien und | |
Politik deuten, wenn es um die Bewertung der [1][„Fridays for | |
Future“-Bewegung] geht. [2][Die Forderungen] werden als die der | |
einheitlichen Jugend gesehen, die für eine bessere Welt kämpfen und der | |
Politik den Kopf waschen will. Aber: Von welcher Einheit reden wir | |
überhaupt? | |
[3][Greta Thunberg], [4][Luisa Neubauer]. Junge Frauen sind an der Spitze | |
der Klimabewegung. Doch manchmal ist nicht klar, was die Bewegung genau | |
will. Protest? Braucht sie mehr Ideen? Wo bleibt die Politik? Es zeigt | |
sich: In einer Bewegung steckt oft auch Opportunismus. Für diese können die | |
Protestler nichts, aber die Sozialisierung und Ethnie muss dringend | |
nachgefragt werden. Das Gefühl von weißer Mittelschicht spiegelt sich in | |
den Antworten der Politik und Gesellschaft wider. Fürs Image werden | |
Demonstranten eingeladen und Greta vielleicht sogar mit dem | |
Friedensnobelpreis abgespeist. Es ist ein tätschelndes „Gut gemacht“, das | |
darauf abzielt, sich an der Genugtuung zu ergötzen. | |
Die, die öffentlich auftreten sind meist: weiß. Umfragen geben an, rund 17 | |
Prozent der Teilnehmer geben einen „Migrationshintergrund“ an. Öffentlich | |
und medial wird dieser unterrepräsentiert. Manchmal könnte es so wirken, | |
als sei die Sorge ums Klima ein weißes Anliegen, um das sich nur diese | |
kümmern, dabei sind die gravierendsten Auswirkungen nicht in westlichen | |
Ländern zu finden. | |
Nach eigenen Angaben rechnen sich rund 69 Prozent der unteren/oberen | |
Mittelschicht zu, nur 5 Prozent zur Arbeiterschicht. Dieses akademische | |
Flair spiegelt sich auch in den angestrebten Abschlüssen wieder. 92 Prozent | |
gaben an, derzeit ein Abitur anzustreben oder bereits auf Hochschulen zu | |
sein. Nun stellt sich die Frage: Sollte das nicht das Mindestmaß an Rage | |
sein, welches die privilegierte akademische Mittelschicht aufbringen sollte | |
für dieses Thema? | |
Ja, das sollte sie. Die selbstverständliche Politisierung der Jugendlichen | |
ist charakterbildend. Nur: Was kommt danach? Und: Wen nimmt es mit? | |
Das ist der Wunsch und der Appell, den ich bei der Verfolgung dieser | |
Bewegung verspüre. Die Energie, solche politischen Zeichen zu setzen, nicht | |
nur dann, wenn man weiß, dass wir nur noch 11 Jahre Zeit haben, um uns zu | |
retten. Denn in Folge der Kolonialisierung und des Neokolonialismus gibt es | |
Menschen, die nicht das Privileg haben für solche Dinge auf die Straße | |
gehen zu können. Klimawandel ist auch ein Produkt der westlichen | |
Konsumgesellschaft. Dafür ist es nötig, global und divers zu handeln. Ohne | |
elitäres Gehabe. | |
17 Apr 2019 | |
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## AUTOREN | |
Yasmine M'Barek | |
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