# taz.de -- Klimapolitik in der EU: Alle mögen Greta | |
> Anfangs interessierten Politiker sich nicht für die Schülerproteste. Kurz | |
> vor der Europawahl will plötzlich jeder mit Greta befreundet sein. | |
Bild: Mitte April durfte Greta Thunberg im EU-Parlament sprechen – das wurde … | |
Als die [1][„Fridays for Future“]-Proteste in Brüssel begannen, nahm die EU | |
in ihrem – etwas abseits gelegenen – Europaviertel davon kaum Notiz. Und | |
als Greta Thunberg zum ersten Mal das Europaparlament besuchte, bekam sie | |
kein Rederecht. Doch nun, da die Europawahl naht, will jeder mit Greta | |
befreundet sein. Und natürlich teilen alle die Anliegen der Schülerproteste | |
– jedenfalls im Prinzip. | |
Besonders wendig zeigte sich der Spitzenkandidat der konservativen | |
Europäischen Volkspartei, Manfred Weber (CSU/ EVP). Nachdem er wochenlang | |
verhindert hatte, dass die Anliegen der Klimabewegung im Europaparlament | |
zur Sprache kommen, schaltete der amtierende EVP-Fraktionsvorsitzende in | |
der letzten Sitzungswoche um – und gönnte Thunberg einen großen Auftritt im | |
Umweltausschuss. | |
Dort wurde die junge Schwedin mit Ovationen empfangen. Weber ließ es sich | |
nicht nehmen, sie zu einem Vier-Augen-Gespräch zu treffen und ein paar | |
werbewirksame Fotos zu machen. Doch seine politische Linie hat sich nicht | |
geändert. Natürlich sei der Klimaschutz wichtig, sagte der | |
EVP-Spitzenkandidat bei seinem Auftritt in der Fernseh-Wahlarena. Doch | |
gleichzeitig lehnt er eine CO2-Steuer oder andere Eingriffe in die | |
Wirtschaft ab. | |
Nicht viel mehr als Lippenbekenntnisse kamen auch von den führenden | |
EU-Umweltpolitikern. Der Vorsitzende des Umweltausschusses, Peter Liese | |
(CDU), begrüßte Thunbergs Engagement – [2][forderte die Schüler aber | |
zugleich auf], doch künftig nicht mehr während der Schulzeit zu | |
demonstrieren. Das EU-Parlament sei kein „Verhinderer“, sagte Liese. | |
Vielmehr befürworte man die Klimaneutralität, wie von der EU-Kommission für | |
2050 vorgeschlagen. | |
## Greta feiern und Fracking-Gase fördern | |
„Bitte mach weiter Druck“, forderte der für Energie- und Klimapolitik | |
zuständige spanische EU-Kommissar Miguel Arias Cañete. Dabei ist er selbst | |
bisher vor allem als Lobbyist für die Industrie aufgetreten. Zuletzt | |
organisierte Cañete auf Wunsch von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker | |
eine Konferenz mit den Bossen der großen amerikanischen und europäischen | |
Energiekonzerne. Einziges Ziel der Kungelrunde: den [3][Import des | |
schmutzigen und klimaschädlichen Fracking-Gases] in die EU zu fördern. | |
Wesentlich glaubwürdiger haben Grüne, Linke und Sozialdemokraten auf die | |
„Fridays for Future“-Bewegung reagiert. Die Grünen begreifen sich als Teil | |
der Bewegung und unterstützen sie nach Kräften. Und der sozialdemokratische | |
Spitzenkandidat Frans Timmermans setzt sich für eine CO2-Steuer sowie für | |
eine Kerosinsteuer für den Flugverkehr ein. Sollte er zum Kommissionschef | |
gewählt werden, werde er sich persönlich um den Klimaschutz kümmern, | |
versprach er beim Schlagabtausch mit Weber in der Wahlarena. | |
10 May 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Fridays-For-Future/!t5571786/ | |
[2] /Rede-der-Klimaktivistin-im-EU-Parlament/!5588960 | |
[3] /EU-Kommission-kuscht-vor-Donald-Trump/!5588657 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
## TAGS | |
Greta Thunberg | |
Greta Thunberg | |
Schwerpunkt Fridays For Future | |
Klima | |
EU-Parlament | |
Schwerpunkt Europawahl | |
europawahl Politik | |
Greta Thunberg | |
Klima | |
CO2-Steuer | |
Greta Thunberg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
All year long for future: Greta nimmt sich ein Jahr schulfrei | |
Greta Thunberg möchte zu den Klimakonferenzen. Die „Bild“ wirft der | |
Klimaaktivistin „schwänzen“ vor. Zu Unrecht, wie ein CDU-Politiker | |
feststellt. | |
Parlament in Großbritannien: London erklärt den Klimanotstand | |
Einstimmig ruft das britische Parlament als wahrscheinlich erstes der Welt | |
den Notstand in Umwelt- und Klimafragen aus. Die Folgen? Keine. | |
CO2-Steuer, aber mit Kompensation: Klimastreber Schweden | |
CDU/CSU warnen vor „Gelben Westen“ als Folge der Einführung einer | |
Kohlendioxidsteuer. Muss nicht sein – das zeigt das Beispiel Schweden. | |
„Fridays for Future“-Bewegung: Zukunft nicht nur für die Elite | |
Es gibt Menschen, die nicht das Privileg haben, fürs Klima auf die Straße | |
gehen zu können. Unsere Aufgabe ist es, global und divers zu handeln. |