# taz.de -- Streit um Golanhöhen: Von Trumps Gnaden | |
> Die USA erkennen das von Israel besetzte Gebiet als israelisch an. Die | |
> alteingesessenen syrischen Bewohner sind nicht begeistert. | |
Bild: 60 Kilometer von Damaskus: Seit 1967 besetzt Israel die Golanhöhen | |
EIN SIWAN/MADSCHD AL-SCHAMS taz | Etwa 200 Kilometer östlich von Tel Aviv, | |
vorbei am See Genezareth und dann Richtung Norden liegt der Golan. Es geht | |
stetig aufwärts in eine bergige, grüne, wilde Landschaft. Alle paar | |
Kilometer steht auf roten Dreiecken eine „Warnung vor kreuzenden Kühen“. | |
Auf diesen dünn besiedelten Hügeln sind die milchspendenden Vierbeiner noch | |
glücklich. Am Straßenrand verkauft ein Druse frische Pita mit Labane, Brot | |
und Yoghurt. | |
Zwischen schwarzen Basaltfelsen blühen Klatschmohn und Disteln. Am Himmel | |
kreist ein Bussard, und ein paar Dutzend Störche fliegen vermutlich | |
Richtung Afrika. Je weiter nördlich die Fahrt auf der kurvenreichen Straße | |
geht, desto karger wird das Land. Die Ruinen eines syrischen Militärlagers | |
sind von der Straße aus zu sehen und kurz darauf der eingezäunte | |
israelische Armeestützpunkt der „Brigade Golan und Hermon“. | |
Auf dem Golan gibt es, was in Israel Mangelware ist: Platz. Nur knapp | |
50.000 Menschen leben in dem 20 mal 60 Kilometer großen Gebiet, das Israel | |
im Sechstagekrieg gegen Syrien 1967 eroberte und später annektierte. Gut | |
die Hälfte der Bewohner gehören zu der im Islam wurzelnden Sekte der | |
Drusen. Sie sind die altansässigen Bewohner der Golanhöhen im Gegensatz zu | |
den Israelis, die sich nach der dauerhaften Besatzung 1967 überwiegend in | |
den Kibbuzim (Landwirtschaftskooperativen) niederließen oder in der | |
Kleinstadt Katzrin. Viele von ihnen sind eingewanderte Juden. | |
So wie Giora und Karina Tschaplinsky. Vor 17 Jahren sind die Eheleute aus | |
Argentinien direkt in das besetzte Gebiet gekommen. „Wir waren in den 90er | |
Jahren zu Besuch hier und haben uns sofort in den Golan verliebt“, sagt | |
Giora Tschaplinsky, der die Entfernung zum Landeszentrum, die viele | |
Israelis schreckt, nicht als so schlimm empfindet, weil er doch | |
argentinische Maßstäbe gewohnt sei. | |
## Ganzes Vermögen investiert | |
Im Kibbuz Ein Siwan gibt es einen Ulpan, eine Hebräischschule für jüdische | |
Immigranten. „Die Leute hielten uns für verrückt“, erinnert er sich. Noch | |
im Frühjahr 2000 erschien ein Frieden zwischen Israel und Syrien zum | |
Greifen nah – für den Preis der Golanhöhen. Trotz der ungewissen Zukunft | |
investierte die junge Familie ihr gesamtes Vermögen in den Kauf und die | |
Renovierung eines alten Hauses im Kibbuz. | |
Tschaplinsky ist Mitte 50, hat angegrautes Haar, einen Schnauzbart und | |
trägt Jeans. Seine Frau kommt aus einer Familie von Chocolatiers und ist | |
auf die Herstellung von Pralinen spezialisiert. Sie beaufsichtigt die | |
Produktion des handgefertigten Konfekts und Workshops für Touristengruppen. | |
Er managt den Laden und das Café De Karina. Das Ehepaar beschäftigt 30 | |
Mitarbeiter, darunter sieben Drusinnen und Drusen. Das Geschäft läuft. | |
Eine Gruppe aus Dänemark verlässt gut gelaunt und bepackt mit eigenhändig | |
dekorierten Pralinen den „Klassenraum“ der Schokoladenmanufaktur. Der | |
Lärmpegel in dem Laden ist enorm. Tschaplinsky schüttelt angespannt den | |
Kopf über ein quengelndes kleines Mädchen, das von dem süßen Überfluss wohl | |
gern einen Vorrat mit nach Hause nehmen genommen hätte. | |
Immer wieder klingelt sein Handy – Tschaplinsky signalisiert einer | |
Mitarbeiterin, Kaffee und Kostproben des feinen Konfekts zu bringen. Dann | |
konzentriert er sich auf das Gespräch. Die Entscheidung von US-Präsident | |
Donald Trump, [1][die Golanhöhen offiziell als israelisches Gebiet | |
anzuerkennen], gibt ihm Sicherheit. „Die USA stärken uns den Rücken, Israel | |
ist nicht mehr allein“, und er müsse sich nicht länger um die Zukunft | |
seiner Familie und das Haus sorgen. | |
Trumps Botschaft sei, dass es heute nicht nur erlaubt ist, sondern sogar | |
empfohlen wird, auf dem Golan zu investieren. Vielleicht würden sogar | |
andere Staaten seinem Schritt folgen, hofft er mit übereilter Euphorie, | |
denn vorläufig halten EU und UN strikt an der Prämisse fest, dass es sich | |
bei den Golanhöhen um syrisches Gebiet handelt. | |
## Ein Kibbuz namens Trump | |
Außer der Schokoladenmanufaktur locken gemütliche Gästezimmer mit Whirlpool | |
und Kamin, ein Schwimmbad und zwei Winzer zum Besuch in die gepflegte | |
Kibbuzidylle, die nur wenige Kilometer von der syrischen Grenze entfernt | |
liegt. Als die Tschaplinskys nach Ein Siwan zogen, lebten 60 Familien in | |
der Landwirtschaftskooperative. „In so einem kleinen Ort hat man | |
Einflussmöglichkeiten und kann mitgestalten“, erinnert sich Giora | |
Tschaplinsky an die ersten Jahre in Israel. | |
Inzwischen leben 120 Familien in Ein Siwan, und Tschaplinsky kann sich gut | |
vorstellen, dass der Kibbuz noch einmal auf den doppelten Umfang anwächst, | |
nur sollte dabei der ländliche Charakter, bei dem „jedes Haus von | |
Grünflächen umgeben ist“, erhalten bleiben. | |
Das schnelle Heranwachsen von Ein Siwan ist untypisch für die jüdischen | |
Ortschaften auf dem Golan. Insgesamt blieb die Zahl der Israelis in den | |
vergangenen 20 Jahren nahezu konstant. Nun aber plant die Regierung den | |
Zuzug von nicht weniger als einer viertel Million Neubürger und die | |
Gründung neuer Ortschaften, von denen eine nach Trump benannt werden soll. | |
[2][Der soeben im Amt bestätigte Regierungschef Benjamin Netanjahu] will | |
seinem Busenfreund in Washington Dankbarkeit demonstrieren und möglichst | |
rasch Tatsachen schaffen, damit „Israel niemals vom Golan abziehen“ muss, | |
wie er jüngst versprach. | |
Tatsächlich führte Netanjahu selbst bis kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges | |
in Syrien Friedensverhandlungen, wohl wissend, dass eine Einigung mit | |
Baschar al-Assad nicht ohne Rückgabe der Golanhöhen erreichbar sein würde. | |
Netanjahu hoffte damals, dass ein Frieden mit Syrien den Erzfeind Iran und | |
damit seine libanesischen Handlanger der Hisbollah schwächen würde. Acht | |
Jahre später sitzen die iranischen Revolutionsgarden mit ihren | |
Luftwaffenstützpunkten nicht weit hinter Damaskus, die Hisbollah ist so | |
stark wie nie, und [3][von Friedensverhandlungen spricht in Israel kein | |
Mensch] mehr. | |
„Wenn sich über die kommenden Jahre 40 oder 50.000 Leute hier ansiedeln, | |
wäre ich sehr zufrieden.“ Giora Tschaplinsky findet, dass die Regierung dem | |
Golan mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Er denkt an eine Universität und | |
neue Arbeitsmöglichkeiten. Sein ältester Sohn ist Offizier in der Armee und | |
müsste nach seinem Militärdienst wegziehen, wenn er studieren will. Dass | |
Israels Souveränität über die Golanhöhen und die US-Anerkennung einen | |
Frieden mit Syrien utopischer werden lässt, glaubt Tschaplinsky nicht. | |
## „Es gibt kein Syrien mehr“ | |
Das Prinzip Land für Frieden habe sich spätestens mit Israels Abzug aus dem | |
Gazastreifen als unsinnig entpuppt. Ob Israel den Golan an Syrien | |
zurückgibt oder nicht, sei bedeutungslos, denn einen Frieden werde es | |
ohnehin nicht geben. „Mit wem auch?“, fragt er und beantwortet selbst: „Es | |
gibt kein Syrien mehr. Die Regierung in Damaskus wird von fremden | |
Interessen bestimmt, wie dem Iran, der die Zerstörung Israels will.“ | |
Damit gibt er eine Meinung wider, die in den Kibbuzim Konsens ist. Nirgends | |
war der Protest lauter, als Israels Ex-Regierungschef Jitzchak Rabin in den | |
frühen 1990er-Jahren zum ersten Mal einen Abzug in Aussicht stellte. Die | |
jüdischen Golanbewohner, die mehrheitlich für den Sozialdemokraten gestimmt | |
hatten, fühlten sich damals von Rabin betrogen. Die Drusen hingegen fordern | |
das Ende der mehr als 50 Jahre währenden israelischen Besatzung auf dem | |
Golan. | |
Trotz der politischen Meinungsverschiedenheiten leben Juden und Drusen in | |
friedlicher Koexistenz, wobei sie eine Distanz zueinander wahren. Drusen | |
würden niemals in einen Kibbuz ziehen, vermutlich würde man sie dort gar | |
nicht aufnehmen, und umgekehrt lebt kein Jude in einem der vier drusischen | |
Dörfern. Man arbeitet und handelt miteinander, man besucht sich | |
gegenseitig, aber eine echte Vermischung findet nicht statt. | |
Die Drusen sind bekannt für ihre Gastfreundschaft und die gute Küche: | |
Gegrilltes Fleisch, Reis, Bohnen, Auberginen und Joghurt gehören zu jedem | |
Menü. „Die besten Restaurants in der Gegend und neuerdings sogar Kneipen | |
gibt es in Madschd al-Schams“, meint Tschaplinsky, der mit seiner Familie | |
gern herkommt. | |
## Nur Drusen durften bleiben | |
Von dem winzigen Alawiten-Dorf Radschar an der Grenze zum Libanon | |
abgesehen, sind die Drusen die einzigen Syrer, die nach dem Krieg auf dem | |
Golan bleiben durften. Rund 130.000 Sunniten sollen damals vertrieben | |
worden sein. Über ihre geheime Religionslehre spricht die deutlich in sich | |
geschlossene drusische Gemeinde ungern. Äußerlich fallen die Männer mit | |
ihren weißen Turbanen auf oder den runden Hüten, ihren dichten | |
Oberlippenbärtchen und den schwarzen Gewändern mit dem Schritt der Hosen | |
auf Kniehöhe. | |
Als Druse muss man geboren werden. Das allerdings geht öfter, denn die | |
Drusen glauben an die Wiedergeburt. Ambitionen auf nationale | |
Selbstbestimmung hegen sie nicht, sondern sie sind stets dem Staat | |
patriotisch ergeben, dem sie sich zugehörig fühlen. Viele der Drusen auf | |
dem Golan sind bis heute treue Anhänger des syrischen Präsidenten Baschar | |
al-Assad. | |
Von Ein Sivan aus sind es bis Madschd al-Schams, dem größten der vier | |
drusischen Dörfer, noch 25 Kilometer. Der Weg führt parallel zur Grenze | |
Richtung Norden. Auf dem Gipfel des über 2.000 Meter hohen Berges Hermon | |
liegt im April noch Schnee. Den Golan muss man „hören“, schrieb einst der | |
israelische Künstler Amos Kenan. Mit ohrenbetäubendem Lärm stürzen im | |
Frühjahr die Wassermassen des acht Kilometer langen Banyas, einem der drei | |
Jordan-Zuflüsse, talabwärts Richtung See Genezareth. Den Golan muss man | |
auch riechen mit seinen Oleandersträuchen und der wild wachsenden grünen | |
Minze. | |
„Eine Tüte Äpfel für zehn Schekel“ (2 Euro 50), bietet ein Bauer an. Die | |
saftigsten Früchte, Süßkirschen und Trauben, kommen aus dieser Gegend. Ein | |
dreieckiges Warnschild macht auf eine „Feuerzone“ aufmerksam, ein | |
militärisches Trainingsgelände. An einer Bushaltestelle verkauft jemand | |
Wintermützen. | |
## Schon gegen französische Besetzer gekämpft | |
Madschd al-Schams lebt vom Tourismus, vor allem im Winter, wenn sich | |
Skifahrer hier ihre Ausrüstungen ausleihen und in einer der Unterkünfte im | |
Ort übernachten. Aber auch in den wärmeren Monaten zieht es viele | |
Ausflügler in die Gegend. Zum touristischen Pflichtprogramm gehört die | |
Nimrod-Festung aus der Zeit der Kreuzfahrer. | |
In Madschd al-Schams selbst führt kein Weg an dem deutlich jüngeren Denkmal | |
der tapferen drusischen Krieger vorbei, die Syrien vor fast hundert Jahren | |
zuerst von den Türken und später von den französischen Kolonialisten | |
befreien wollten. Mit erhobenem Gewehr zum Kampf bereit und auf dem Rücken | |
seines sich aufbäumenden Pferdes sitzt dort Revolutionsführer Sultan | |
Al-Atrasch Paschaat, der Held der Drusen nicht nur auf dem Golan. | |
Thaer Abu Salach behauptet, direkter Nachfahre einer der Revolutionäre zu | |
sein, die den Sultan auf dem Denkmal in den Kampf begleiten. Der 57-Jährige | |
leitet das klinische Zentrum für ambulante Behandlungen in dem Ort, der | |
„mit 300 Ärzten und noch mehr Zahnärzten“, medizinisch bestens versorgt | |
ist. Die hohe Ärztequote erklärt sich dadurch, dass die jungen Drusen | |
privilegiert sind. Sie dürfen zum Studium nach Damaskus gehen, wo sie, weil | |
sie von den besetzten Golanhöhen kommen, freie Wahl für jedes Fach | |
genießen. | |
„Syrien erkennt die israelischen Zeugnisse nicht an“, die Noten des | |
Abiturs sind nebensächlich. Bis zum Bürgerkrieg ermöglichte die | |
israelische Armee den Drusen, über den von UN-Truppen geregelten | |
Grenzposten bei Kuneitra nach Syrien zu reisen. | |
## „Wir sind nicht Teil dieses Staates“ | |
Abu Salach war 20 Jahre lang Dozent für internationale Beziehungen an einer | |
israelischen Fachhochschule, bevor er vor zwei Jahren zurück nach Madschd | |
al-Schams kam, um hier das klinische Zentrum zu leiten. Seine zwei | |
erwachsenen Töchter studieren in Israel. Von Trumps Golan-Erklärung ist er | |
nicht überrascht. Letztendlich sei der US-Präsident nur dem Wunsch | |
Netanjahus nachgekommen. | |
„Die Regierung unternimmt in den letzten Jahren viel, um die Drusen stärker | |
zu integrieren.“ Im vergangenen Herbst fanden zum ersten Mal Kommunalwahlen | |
in Madschd al-Schams und den anderen Dörfern statt. Daran durften auch | |
Bewohner mit syrischer Staatsbürgerschaft teilnehmen. | |
„Der Staat investiert in die Infrastruktur“, berichtet Abu Salach. Damit | |
habe er kein Problem, nur erwarte Israel, dass „wir uns revanchieren und | |
zeigen, dass wir die Veränderung befürworten“. Damit sei er nicht | |
einverstanden. „Baut uns Fabriken, aber lasst uns unsere Identität“, bringt | |
er es auf dem Punkt. „Wir sind nicht Teil dieses Staates, sondern Syrer.“ | |
Trump setze sich über internationales Recht hinweg und „versperrt jeden | |
Weg, jede Hoffnung zum Frieden“. Israel habe den Sinai an Ägypten | |
zurückgegeben, den Gazastreifen an die Palästinenser, „und wird dasselbe | |
mit dem Westjordanland tun“. Abu Salach räumt ein, dass noch Jahre vergehen | |
können, bis aus Syrien wieder „ein funktionierender Staat“ werde. | |
## Gefährlicher Präzedenzfall | |
Das jedoch sei kein Grund, „keine Legitimation dafür, unser Land zu | |
stehlen“. Überhaupt könne Trump nicht „einfach daherkommen und Gebiete | |
verteilen, die nicht seine eigenen sind“. Mit seinen „neuen Normen“ schaf… | |
er einen „gefährlichen Präzedenzfall“, der sich andernorts wiederholen | |
könnte. | |
Abu Salach spricht Hebräisch ohne Akzent. Er räumt ein, dass es den Drusen | |
wirtschaftlich gut geht, dass sie Freiheit und zivile Rechte genießen. | |
Nichts anderes sei jedoch von der Demokratie Israel zu erwarten. „Wenn ihr | |
uns annektiert, dann muss die Demokratie auch für uns gelten.“ Schließlich | |
stehe den Drusen zu, was alle anderen auch bekommen. | |
Seit der Annexion 1981 können die Drusen die israelische Staatsbürgerschaft | |
beantragen, ein Recht, von dem nur knapp 15 Prozent Gebrauch machten. Als | |
Bewohner mit syrischer Staatsbürgerschaf dürfen sie nicht an der | |
Parlamentswahl teilnehmen, müssen aber auch nicht zur Armee. Ein | |
Arrangement, mit dem es sich ganz gut leben lässt. Nur eine Heimat fehlt | |
Abu Salach. „Wir gehören nicht dazu. Die israelische Flagge ist nicht meine | |
und die HaTikwa (Anmerkung der Redaktion: die israelische Nationalhymne) | |
auch nicht. Wenn ich die syrische Hymne höre, kommen mir die Tränen.“ | |
Vier Jahre nach dem Sechstagekrieg kam Abu Salach zur Welt. In Syrien war | |
er noch nie. Er träumt von einem demokratischen Syrien und versteht nicht, | |
wie einige seiner Landsleute noch immer Assad unterstützen können. | |
„Vielleicht, weil es keine Alternative gibt“, denkt er laut, „aber deshalb | |
den Teufel wählen?“ Assad ist in seinen Augen „nicht besser als der IS“. | |
## Gegner und Fans von Assad | |
Die Familie Safari gehört zu denen, die trotz der acht Jahre, in denen der | |
syrische Despot so schreckliche Verbrechen am eigenen Volk beging, noch | |
immer zu ihm halten. Assad Safari trägt seinen Vornamen mit Stolz. Aus | |
Ergebenheit zur Herrscherfamilie nannte er seinen eigenen Sohn Basil nach | |
dem bei einem Autounfall verstorbenen älteren Bruder Baschar al-Assads. | |
Der 48-Jährige ist hager und wirkt mit seiner dunklen Sonnenbrille, die er | |
auch im Haus nicht absetzt, wie ein Altrocker. Für umgerechnet zwölf Euro | |
plus Trinkgeld wäscht der dreifache Familienvater Autos und scheint damit | |
ganz gut über die Runden zu kommen. | |
Baschar al-Assad habe keine Wahl gehabt, als „mit aller Kraft gegen die | |
Terroristen zu kämpfen“. Dass so viele Zivilisten während des Bürgerkrieges | |
ums Leben kamen, ist für Assad Safari „sehr traurig“, aber so sei es nun | |
einmal im Krieg. „Eine Rakete unterscheidet nicht zwischen Gut und Böse.“ | |
Safari schenkt aus einer Thermoskanne starken Kaffee ein und macht es sich | |
auf dem Sofa in seinem Laden, gleich neben der „Autowaschanlage“ gemütlich, | |
bei der die meiste Arbeit noch per Hand erledigt wird. Die Drusen seien | |
gespalten, erklärt er. „Die Generation meines Vaters will komplett zu | |
Syrien gehören, und ich würde auch gern wieder mit meiner Familie vereint | |
leben, aber mein Sohn könnte das nicht.“ | |
Der junge Mann ist in Israel groß geworden und sei Demokratie gewohnt. | |
„Wenn dich hier ein Polizist erwischt, dann kannst du mit ihm diskutieren, | |
wenn er dir einen Strafzettel geben will. In Syrien geht das nicht.“ Sollte | |
es doch eines Tages ein Abkommen geben und die Golanhöhen wieder zu Syrien | |
gehören, dann würde Safaris Sohn vermutlich nach Galiläa ziehen. | |
Für die Familie müsste das kein Drama sein, denn dann wäre Frieden, es gäbe | |
geregelten Grenzverkehr, und man könnte sich auch ohne die Unterstützung | |
der UN-Truppen gegenseitig besuchen. | |
NaN NaN | |
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## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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