# taz.de -- MAD-Prozess in Köln: Hannibal schaffte Computer weg | |
> Neue Erkenntnisse im Fall Uniter: Vor einer Razzia der Bundesanwaltschaft | |
> ließ der Soldat einen Laptop verschwinden. | |
Bild: Am Mittwoch sagten Zeugen vor dem Kölner Landes- und Amtsgericht gegen H… | |
KÖLN taz | Neue Details im Hannibal-Komplex: Aus dem Prozess gegen einen | |
Mitarbeiter des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) in Köln ergeben sich | |
neue Details im Hinblick auf die Rolle des Bundeswehrsoldaten André S. | |
alias Hannibal. Wie mehrere Zeugen am Mittwoch vor dem Kölner Amtsgericht | |
aussagten, soll Hannibal, [1][über den die taz in der Vergangenheit | |
mehrfach berichtet hatte], vor einer Razzia der Bundesanwaltschaft im | |
September 2017 gewarnt gewesen sein – und mögliches Beweismaterial beiseite | |
geschafft haben. | |
Vor dem Amtsgericht Köln hat am Mittwoch der Prozess gegen einen | |
Mitarbeiter des Militärischen Abschirmdienstes begonnen. Peter W., 43, wird | |
vorgeworfen, den damaligen KSK-Soldaten André S. alias Hannibal vor | |
anstehenden Maßnahmen gewarnt zu haben. W. bestreitet die Vorwürfe. | |
Hintergrund des Verfahrens ist eine groß angelegte Durchsuchung des | |
Bundeskriminalamts (BKA) in Calw, wo das Kommando Spezialkräfte stationiert | |
ist. Die Bundesanwaltschaft hatte die Kaserne im September 2017 im | |
Zusammenhang mit Ermittlungen gegen den [2][rechtsextremen | |
Bundeswehrsoldaten Franco A.] durchsuchen lassen. Davon erhofften sich die | |
Ermittler auch Aufschluss über ein mögliches rechtsextremes Netzwerk in der | |
Bundeswehr. Darüber hatte die taz im November 2018 erstmals ausführlich | |
berichtet. | |
Die Ermittler wollten seinerzeit herausfinden, welche Bedeutung die | |
Soldaten rund um André S., der sich in Internetforen selbst Hannibal nennt, | |
im Rahmen eines mutmaßlich rechtsextremen Netzwerkes in der Bundeswehr | |
spielten. In Chatgruppen, in denen auch der rechtsextreme Bundeswehrsoldat | |
Franco A. Mitglied war, und bei Treffen, die Hannibal organisiert hatte, | |
waren die Ermittler auf Bezüge gestoßen, wonach an einem möglichen „Tag X�… | |
auch die Bundeswehrkaserne in Calw als ein sogenanntes „Safe House“ genutzt | |
werden sollte. | |
## Soldaten waren offenbar vorgewarnt | |
Bei ihrer groß angelegten Razzia in Calw wurden die Beamten allerdings | |
nicht fündig. Stattdessen stellten sie fest, dass die Soldaten offenbar | |
bereits gewarnt gewesen waren. | |
Für die Öffentlichkeit neu ist nun: Wie unterschiedliche Zeugen aus dem | |
Kommando Spezialkräfte am Mittwoch bestätigten, hatte Hannibal am Tag vor | |
der Razzia einen Laptop beiseite geschafft und sich vor seinen Kameraden | |
damit gebrüstet, über die bevorstehende Durchsuchung Bescheid zu wissen. | |
Ein damaliger Vorgesetzter von Hannibal sagte am Mittwoch vor Gericht aus, | |
Hannibal selbst habe ihn noch vor der Razzia über die bevorstehende | |
Maßnahme in Kenntnis gesetzt und gesagt, dass sich niemand Sorgen machen | |
müsse. Dabei soll S. auch gesagt haben: „Es ist alles save, weil wir wissen | |
ja davon.“ | |
Hannibal selbst war zu diesem Zeitpunkt in regelmäßigem Kontakt mit dem | |
Militärischen Abschirmdienst und seinem dortigen Kontaktmann Peter W., der | |
jetzt angeklagt ist. Dieser war unter anderem für die Aufklärung des Falles | |
Franco A. zuständig und auch damit befasst, den dubiosen Verein Uniter zu | |
durchleuchten, dessen Hintermann Hannibal ist. In dem Verein organisieren | |
sich Soldaten, Polizisten und Sicherheitsleute. Sie bieten unter anderem | |
Zivilisten militärtaktische Trainings an. Zuletzt hatte Baden-Württembergs | |
Innenminister Thomas Strobl (CDU) die Bundesregierung aufgefordert, den | |
Verein stärker zu durchleuchten. | |
Besonders an dem Verfahren an diesem Mittwoch ist, dass auch Hannibal | |
selbst aus dem Schatten getreten ist. Die taz hatte auf unterschiedlichen | |
Wegen versucht, mit André S. in Kontakt zu kommen. Auf eine erste | |
Presseanfrage im Jahr 2018 hin drohte er der taz damit, den MAD einschalten | |
zu wollen. | |
## Vor Gericht mit Uniter-Krawatte und Emblem | |
Als er am Mittwoch vor Gericht erscheint, trägt er eine rote | |
Uniter-Krawatte und ein Emblem des Vereins am Kragen seines schwarzen | |
Sakkos. André S., 33, sitzt am Holztisch des Amtsgerichts Köln. Er ist als | |
Zeuge geladen. Der Soldat blickt nach vorn auf die Richterin. Es ist ein | |
besonderer Moment: Jetzt also redet Hannibal. Aber er redet nicht viel. | |
Die Pressebänke sind vollbesetzt. Die Journalisten und das Gericht wollen | |
wissen: War der KSK-Soldat, der zu diesem Zeitpunkt dem Militärischen | |
Abschirmdienst der Bundeswehr als Auskunftsperson diente, im September 2017 | |
vor der Durchsuchung des Bundeskriminalamts gewarnt worden? Am Ende des | |
Prozesstages steht fest: Ja, er war es. | |
Hannibal ist begleitet von einem Rechtsanwalt. Er beantwortet an diesem | |
Mittwoch einige Fragen, will sich aber nicht umfassend zum Hergang | |
einlassen – auch, um sich nicht selbst belasten zu müssen. Als er gefragt | |
wird, ob er Kenntnis von den bevorstehenden Durchsuchungen hatte, antwortet | |
er schließlich doch: „Die Kenntnis hatte ich.“ | |
## Urteil könnte am Mittwoch fallen | |
Woher er diese Kenntnis hatte, muss nun das Gericht bewerten. Der | |
Angeklagte Peter W. hatte Hannibal noch zwei Tage vor der schließlichen | |
Razzia in einem Hotel in Sindelfingen getroffen. Zu diesem Zeitpunkt hatte | |
die Bundesanwaltschaft darum gebeten, dass der MAD seine Tätigkeiten rund | |
um den Komplex bis auf weiteres einstellt, um mögliche Ermittlungen nicht | |
zu gefährden. Die Bundesanwaltschaft sieht sich offenbar durch W. | |
hintergangen. | |
Der erklärte dagegen am Mittwoch, dass er selbst gar keine Kenntnis von der | |
bevorstehenden Razzia gehabt habe. | |
Für das Verfahren ist ein weiterer Prozesstag angesetzt. Ein Urteil könnte | |
gegebenenfalls kommenden Mittwoch fallen. | |
20 Mar 2019 | |
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## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
Christina Schmidt | |
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