# taz.de -- Verzicht auf Atomtransporte: Hamburger Hafen wird atomfrei | |
> Zwei Hafenunternehmen verzichten freiwillig auf weitere Atomtransporte | |
> durch den Hamburger Hafen. Rot-Grün feiert das als Zeichen des | |
> Atomausstiegs. | |
Bild: Knapp an der Katastrophe vorbei: Der brennende Uranfrachter „Atlantic�… | |
Hamburg taz | Hamburgs Hafen ist künftig atomfrei. „Es gibt keinen Umschlag | |
von Kernbrennstoffen wie Uran und Plutonium mehr“, erklärte am Dienstag | |
Susanne Meinecke, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde. | |
Die beiden Hafenunternehmen Eurogate und C. Steinweg hätten sich „nach | |
einem konstruktiven Dialog“ mit der Wirtschaftsbehörde verpflichtet, auf | |
solche Transporte freiwillig zu verzichten. Voriges Jahr hatten sich | |
bereits die Terminalbetreiber Hapag-Lloyd und Hamburger Hafen und Logistik | |
AG (HHLA) dazu bereit erklärt. „Es werden keine Schiffe mehr abgefertigt, | |
die Kernbrennstoffe geladen haben“, versichert Meinecke. Minder radioaktive | |
Abfälle, vor allem aus der Medizin- und Röntgentechnik, würden aber | |
weiterhin umgeschlagen. | |
„Atomenergie ist von gestern“, freut sich der SPD-Hafenpolitiker Joachim | |
Seeler. „Atombrennstäbe haben nichts im Herzen einer Großstadt zu suchen“, | |
kommentiert sein grüner Kollege Dominik Lorenzen: „Es hat sich gelohnt, | |
dass wir so hartnäckig geblieben sind.“ | |
Die Grünen hatten 2015 in den rot-grünen Koalitionsvertrag den Verzicht auf | |
den Umschlag atomarer Stoffe hineinverhandelt. Ein Verbot war nicht | |
durchsetzbar gewesen, weil vor allem die SPD Konflikte mit dem | |
übergeordneten Bundesrecht befürchtete. Der Verzicht der Hafenunternehmen | |
mache aber deutlich, so der grüne Fraktionschef Anjes Tjarks, „dass Hamburg | |
es ernst meint mit dem Atomausstieg“. | |
Noch im Januar hatte der Senat auf eine Schriftliche Anfrage der | |
Linksfraktion eingeräumt, dass sich die Zahl der Atomtransporte durch den | |
Hafen im Jahr 2018 trotz der freiwilligen Selbstverpflichtungen von | |
Hapag-Lloyd und HHLA keineswegs verringert habe. Wie im Jahr zuvor hatten | |
fast 180 Atomtransporte die Stadt passiert (siehe Kasten). | |
Obwohl die drei norddeutschen Atommeiler in Stade, Brunsbüttel und Krümmel | |
längst stillgelegt sind, blieb Hamburg ein wichtiger Umschlags- und | |
Durchfahrtsort für Atomtransporte. Auch 2018 sei der Hafen „eine | |
internationale Drehscheibe für die Ver- und Entsorgung von Atomkraftwerken“ | |
gewesen, klagte der linke Hafenpolitiker Norbert Hackbusch. | |
Ein Wendepunkt in der Beurteilung solcher Transporte war der Brand auf dem | |
Frachter „Atlantic Cartier“ am 1. Mai 2013. Während auf einer Halbinsel der | |
Hafencity an der Norderelbe 50.000 Menschen die Eröffnung des Deutschen | |
Evangelischen Kirchentages feierten, schlugen 300 Meter entfernt am anderen | |
Ufer Flammen aus dem mit radioaktivem und explosivem Material beladenen | |
Frachter. Nur das rasche Eingreifen der Feuerwehr verhinderte damals eine | |
Katastrophe mitten in der Stadt. | |
Als „wichtigen Schritt für eine nachhaltigere Politik im Hafen“ bewertet | |
auch der linke Umweltpolitiker Stephan Jersch die Verzichtserklärung von | |
Eurogate und C.Steinweg. Zugleich aber fordert er, durch eine förmliche | |
Entwidmung des Hafens von Atombrennstoffen die Freiwilligkeit verbindlich | |
zu machen: „Erst dann wird der Hafen sicherer sein und Hamburg kann ruhiger | |
schlafen.“ | |
Hamburgs BUND-Chef Manfred Braasch moniert, dass Uranerze weiterhin | |
umgeschlagen würden. Angereichert kämen auch diese in Atommeilern zum | |
Einsatz. „Als konsequentes Signal muss also auch der Transport von | |
Uranerzen auf die Schwarze Liste, doch hier will der Senat offensichtlich | |
nicht ran“, so Braasch. | |
3 Apr 2019 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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