# taz.de -- Atomtransporte durch Hamburg: Kein Ende in Sicht | |
> Trotz antiatomarer Selbstverpflichtung und dem Aus für drei norddeutsche | |
> AKW: Die Zahl der Atomtransporte durch die Stadt nimmt einfach nicht ab. | |
Bild: Gibt es schon lange: Proteste gegen Atomtransporte durch Hamburg – hier… | |
HAMBURG taz | Es galt als wichtiger Schritt zur atombrennstofffreien Zone | |
Hamburg: Vergangenen April erklärten mit der Hamburger Hafen und Logistik | |
(HHLA) und der Reederei Hapag Lloyd zwei führende Unternehmen der Hamburger | |
Schifffahrt und Hafenwirtschaft, Atombrennstoffe nicht mehr im Hamburger | |
Hafen umzuschlagen. Freude darüber herrschte im rot-grünen Senat, aber auch | |
in den Umweltverbänden. Hamburgs BUND-Chef Manfred Braasch damals: „Der | |
Anfang ist gemacht.“ | |
Ist er nicht. Ein dreiviertel Jahr nach der antiatomaren | |
Selbstverpflichtung belegt jetzt die Antwort des Senats auf eine Anfrage | |
der Linken: Die Zahl der Atomtransporte durch den Hamburger Hafen ist nicht | |
gesunken, der angekündigte Atomverzicht noch gegenstandslos. 2018 | |
passierten rund 180 Atomtransporte die Stadt – nicht weniger als in den | |
Jahren zuvor. 80 dieser Transporte enthalten Kernbrennstoffe für | |
Atomkraftwerke, 99 andere strahlende Materialien. | |
Und das, obwohl die drei norddeutschen Atomkraftwerke in Brunsbüttel, Stade | |
und Krümmel längst stillgelegt sind, Hamburg bleibt weiterhin ein wichtiger | |
Umschlags- und Durchfahrtsort für Atomtransporte. Und „der Hafen bleibt | |
auch 2018 eine internationale Drehscheibe für die Ver- und Entsorgung von | |
Atomkraftwerken“, klagt der Bürgerschaftsabgeordnete der Linken, Norbert | |
Hackbusch. | |
Für die Linke ist damit die rot-grüne Strategie gescheitert beim maritimen | |
Atomausstieg auf Freiwilligkeit zu setzen. 2015 vereinbarten die beiden | |
Koalitionäre, die betroffenen Unternehmen dazu zu drängen, freiwillig auf | |
den Transport von Kernbrennstoffen durch Hamburg zu verzichten. Anders als | |
Bremen, dass den Unternehmen die Daumenschrauben anlegte, Verbote aussprach | |
und sich nun deshalb vor dem Verfassungsgericht wiederfindet. | |
Die Erklärung von HHLA und Hapag-LLoyd aus dem vergangenen Jahr, freiwillig | |
auf Transport und Umschlag atomarer Fracht zu verzichten, hätte ein Anfang | |
sein können. Doch obwohl auf den drei von der HHLA betriebenen Terminals | |
keine Kernbrennstoffe mehr umgeschlagen werden, blieb eine antiatomare | |
Kettenreaktion bislang aus. Was der Senat nicht an die große Glocke hing: | |
Firmen wie Eurogate und C. Steinweg, Betreiber des Süd-West-Terminals, | |
hatten auf die atomaren Ausstiegsbitten des Senats noch nicht einmal | |
reagiert. | |
So rollen auch weiter – im Schnitt mehrfach pro Woche – ätzendes | |
Uranheraflurid, strahlende Uranoxide und Brennelemente für noch laufende | |
Atomkraftwerke in Deutschland und den Nachbarländern über Hamburgs Straßen, | |
Schienen und Wasserwege. Dass die Zahl der Transporte nuklearen Materials | |
noch größer ist als sich in den Anfragen findet, befürchtet der | |
umweltpolitische Sprecher der Linken, Stephan Jersch. Denn viele Transporte | |
„sonstiger radioaktiver Stoffe“, etwa aus dem medizinischen Bereich, seien | |
nicht einmal meldepflichtig. | |
Viel Zeit bleiben SPD und Grünen auch nicht mehr, ihre | |
Koalitionsvereinbarung umzusetzen. „Ein Jahr vor der Bürgerschaftswahl | |
lässt die rot-grüne Parlamentsmehrheit immer noch zu, dass Hamburg eine | |
Drehscheibe des atomaren Geschäfts weltweit ist“, erinnert Jersch die | |
Regierung daran, dass der Atom-Ausstieg Hamburgs längst überfällig ist. | |
7 Feb 2019 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
## TAGS | |
Radioaktivität | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Hamburg | |
Hamburger Hafen | |
Atomtransport | |
Anti-Atom-Bewegung | |
Anti-Atom-Bewegung | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Uran | |
Protest | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Wirkungslose Selbstverpflichtung: Doch noch Atom im Hamburger Hafen | |
Obwohl große Firmen erklärten, auf den Umschlag von Kernbrennstoffen | |
verzichten zu wollen, fanden weiter Atomtransporte durch Hamburg statt. | |
Verzicht auf Atomtransporte: Hamburger Hafen wird atomfrei | |
Zwei Hafenunternehmen verzichten freiwillig auf weitere Atomtransporte | |
durch den Hamburger Hafen. Rot-Grün feiert das als Zeichen des | |
Atomausstiegs. | |
Atomtransporte im Hamburger Hafen: Betriebe lassen Finger vom Brennstoff | |
Zwei große Hafen-Unternehmen verzichten freiwillig, bestimmte | |
Atombrennstoffe in Hamburg umzuschlagen. Einen Transportstopp gibt es | |
nicht. | |
Urteil gegen Umweltschützer: Hindernis in fünf Metern Höhe | |
Robin-Wood-Aktivist wegen Demo vor Atomtransport im Hamburger Hafen wegen | |
Nötigung verurteilt. Hafen bleibt Drehscheibe des Uranhandels. | |
Mahnwache gegen Urantransport: Warten auf den Atomzug | |
Noch immer rollen radioaktive Stoffe, die zu Brennelementen umgearbeitet | |
werden, vom Hamburger Hafen aus durch Bremen und Niedersachsen. |