| # taz.de -- Linke streitet über Polizeigesetz: „Autoritäre Gesetzesverschä… | |
| > Rot-Rot in Brandenburg will ein neues Polizeigesetz einführen. Linke aus | |
| > Bund und Ländern fordern nun ihre Parteikollegen auf, dieses abzulehnen. | |
| Bild: Protest gegen das Polizeigesetz – auch innerhalb der Linkspartei | |
| BERLIN taz | Am Mittwoch soll entschieden werden: Dann will der | |
| Brandenburger Landtag über das neue Polizeigesetz abstimmen. [1][Seit | |
| Monaten hatte die rot-rote Landesregierung darum gerungen] – weil in der | |
| Linken das Gesetz hoch umstritten ist. Nun, kurz vor Schluss, bekommt die | |
| märkische Linke noch einmal Druck aus den eigenen Reihen: VertreterInnen | |
| aus der Bundespartei und anderen Landesverbänden fordern ihre | |
| ParteikollegInnen auf, dem Gesetz nicht zuzustimmen. | |
| Am Montag veröffentlichten die GegnerInnen des Polizeigesetzes in der | |
| Linkspartei einen offenen Brief an die Brandenburger Linksfraktion. Ihre | |
| Partei stehe für den Widerstand gegen „autoritäre Gesetzesverschärfungen�… | |
| heißt es darin. Kein einziges Mal habe eine Linken-Fraktion bisher | |
| Einschränkungen von Freiheitsrechten zugestimmt. So habe man sich als | |
| glaubwürdige Bürgerrechtspartei profiliert. „Diese Glaubwürdigkeit steht | |
| aktuell in Brandenburg zur Disposition.“ | |
| Unterschrieben ist der Brief von neun Bundestagsabgeordneten der Linken, | |
| von vier Bundesvorstandsmitgliedern, von mehreren Parteivorständen aus | |
| Sachsen, Niedersachsen, Hessen oder Nordrhein-Westfalen und weiteren | |
| Parteimitgliedern. | |
| Das neue Polizeigesetz begründet Rot-Rot damit, [2][die Brandenburger | |
| PolizistInnen besser für Anti-Terrormaßnahmen rüsten zu müssen]. | |
| Terrorverdächtige sollen nun bis zu vier Wochen präventiv inhaftiert werden | |
| können. Die Videoüberwachung würde ausgeweitet. PolizistInnen bekämen | |
| Bodycams und könnten im Terrorfall Handgranaten und Sprengstoff einsetzen. | |
| GefährderInnen könnten Auflagen erhalten, ihren Wohnsitz nicht zu | |
| verlassen. Die Schleierfahndung würde landesweit eingeführt. Gleichzeitig | |
| soll der Verfassungsschutz von 93 auf 120 MitarbeiterInnen aufgestockt | |
| werden. | |
| ## „Nicht bis zur Unkenntlichkeit verbiegen“ | |
| Die Initiative kam vom SPD-geführten Innenministerium – auch mehrere andere | |
| Bundesländern hatten zuletzt ihre Polizeigesetze verschärft oder sind | |
| gerade dabei. Die Brandenburger Linke hatte zuletzt noch mehrere Maßnahmen | |
| aus dem Polizeigesetz rausverhandelt: So soll es keinen | |
| Staatstrojaner-Einsatz auf Handys oder PCs mehr geben, auch keine | |
| Fußfesseln für GefährderInnen. Und für mehrere Maßnahmen bräuchte es nun | |
| die Zustimmung von RichterInnen. | |
| In der Gesamtpartei aber brach das den Widerstand nicht. Auch die | |
| verbliebenen Maßnahmen seien nicht vertretbar, heißt es im Offenen Brief. | |
| „Jede einzelne dieser Maßnahmen muss für die Linke inakzeptabel sein und | |
| bleiben.“ Die verschärften Polizeibefugnisse könnten am Ende auch gegen | |
| linke AktivistInnen eingesetzt werden. „Eine Linke darf niemals zu ihrer | |
| weiteren Kriminalisierung beitragen.“ Auch gehöre der Verfassungsschutz | |
| nicht ausgebaut, sondern abgeschafft. | |
| Man wisse, dass eine Ablehnung des Gesetzes einen Koalitionsbruch in | |
| Brandenburg bedeuten könne, so die UnterzeichnerInnen. Sie plädieren | |
| dennoch für diesen Schritt: Es dürfe nicht passieren, dass sich die Linke | |
| „in Regierungsverantwortung bis zur Unkenntlichkeit verbiegt und | |
| überflüssig macht“. | |
| ## Zustimmung schade der Glaubwürdigkeit | |
| Schon am Sonntag hatte sich auch der Bundesausschuss der Linkspartei in | |
| dieser Frage klar positioniert. Nach längerer Debatte forderte er mit | |
| deutlicher Mehrheit die Brandenburger Linke auf, kein neues Polizeigesetz | |
| mitzutragen, das polizeiliche Befugnisse ausweitet und Grundrechte abbaut. | |
| Präsidiumsmitglied Willi van Ooyen warnt: „Eine Zustimmung widerspräche der | |
| Parteiprogrammatik. Das schadet der Glaubwürdigkeit der ganzen Partei.“ | |
| Die Brandenburger Linksfraktion wird sich am Dienstag noch einmal über das | |
| Gesetz beraten. Dort würden dann auch der Offene Brief und der | |
| Bundesausschuss-Beschluss thematisiert, sagte Vize-Fraktionschefin Kathrin | |
| Dannenberg der taz. Den Gesetzesentwurf aber verteidigte sie: Man habe | |
| diesen „in wesentlichen Punkten entschärft“ und die Bürgerrechte immer im | |
| Blick gehabt. | |
| Dannenberg verwies auf die Koalitionspflichten: „Es geht jetzt auch um | |
| Zuverlässigkeit in der Regierung.“ Sie gehe davon aus, dass die | |
| Linken-Fraktion am Mittwoch dem Gesetzentwurf mehrheitlich zustimmen werde. | |
| 11 Mar 2019 | |
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| [1] /Polizeiaufgabengesetz-in-Brandenburg/!5567795 | |
| [2] /Verschaerfte-Polizeigesetze-in-den-Laendern/!5547223 | |
| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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