| # taz.de -- Unterhalt für Trennungskinder: Giffey will Väter besserstellen | |
| > Die Familienministerin will die Unterhaltsfrage neu angehen. Die aktuelle | |
| > Regelung sei unzeitgemäß und bilde vielfach die Realität nicht mehr ab. | |
| Bild: „Das Rad dreht sich weiter und mit ihm die Wünsche und Erwartungen von… | |
| Berlin dpa | Familienministerin Franziska Giffey will engagierte Väter von | |
| Trennungskindern bei den Unterhaltszahlungen entlasten. Es gehe nicht an, | |
| „dass der Vater weiterhin den vollen Unterhalt zahlen muss, auch wenn das | |
| Kind viel Zeit bei ihm verbringt und sogar ein eigenes Zimmer bei ihm hat“, | |
| sagte die SPD-Politikerin der Neuen Osnabrücker Zeitung (Samstag). „Wir | |
| müssen das Recht hier der gesellschaftlichen Realität anpassen.“ Der FDP | |
| geht Giffeys Vorschlag nicht weit genug. Die CDU appellierte an die | |
| Ministerin, das Kindeswohl im Blick zu behalten. | |
| Aus Giffeys Sicht ist es eine gute Sache, dass nach Trennungen immer mehr | |
| Väter weiter die Erziehungsverantwortung tragen wollten. „Wir brauchen | |
| deshalb sowohl eine Reform des Sorge- und Umgangsrechts als auch Änderungen | |
| im Unterhaltsrecht, die möglichst viel Flexibilität für verschiedene | |
| Betreuungsmodelle lassen.“ Der Staat könne dafür aber keine | |
| allgemeinverbindliche Lösung vorschreiben, sagte Giffey. | |
| Sie sprach sich insbesondere gegen Forderungen der FDP nach einem | |
| sogenannten [1][Wechselmodell für Trennungskinder] aus, bei dem diese zum | |
| Beispiel eine Woche bei der Mutter und eine Woche beim Vater wohnen. | |
| Nach einer Trennung der Eltern leistet der Elternteil, bei dem das Kind | |
| lebt, seinen Beitrag zum Unterhalt meistens durch Pflege, Betreuung und | |
| Erziehung, wie es auf der [2][Seite des Familienministeriums] heißt. Der | |
| andere Elternteil müsse dann seinen Beitrag „normalerweise dadurch leisten, | |
| dass er regelmäßig einen Geldbetrag zahlt“. Richtlinie für die Höhe des | |
| Unterhaltsanspruchs ist die sogenannte Düsseldorfer Tabelle, die nach | |
| Nettoeinkommen und Alter der Kinder differenziert. Sie ist jedoch für die | |
| Gerichte nicht bindend – mit Blick auf die Umstände des Einzelfalls kann | |
| dem Justizministerium zufolge davon abgewichen werden. | |
| ## Das geltende Recht geht vom „Residenzmodell“ aus | |
| Mütter und Väter, die ihre Kinder allein großziehen, leben häufig unter | |
| prekären finanziellen Bedingungen. Das Armutsrisiko von Alleinerziehenden | |
| liegt weit über dem Bevölkerungsdurchschnitt. Zahlt der andere Elternteil | |
| keinen Unterhalt, können Alleinerziehende vom Staat einen | |
| Unterhaltsvorschuss bekommen. Nur selten kann dieser vom säumigen | |
| Elternteil zurückgeholt werden. | |
| Trennen sich heutzutage Eltern, ist es nicht mehr ausgemacht, dass das Kind | |
| bei der Mutter bleibt und der Vater Unterhalt zahlt („Residenzmodell“). Es | |
| gibt viele Zwischenlösungen und auch Trennungseltern, die sich die | |
| Betreuung des Kindes ungefähr hälftig teilen. Das Problem: Das geltende | |
| Recht geht vom „Residenzmodell“ als Leitbild aus. | |
| Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten | |
| Frei (CDU), forderte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag), das | |
| Kindeswohl dürfe bei einer Reform des Unterhaltsrechts nicht vernachlässigt | |
| werden. Lösungen, bei denen Konflikte der Eltern auf dem Rücken der Kinder | |
| ausgetragen würden, müssten vermieden werden, sagte Frei. Er verwies auf | |
| den Koalitionsvertrag: Nach diesem wollten Union und SPD stärker | |
| berücksichtigen, dass zumeist „beide Elternteile nach einer Trennung oder | |
| Scheidung intensiv die Erziehung ihrer Kinder weiterhin mitgestalten | |
| wollen“. | |
| Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Katja Suding findet das | |
| Modell, wonach einer zahlt und der andere betreut, ebenfalls für viele | |
| „nicht mehr zeitgemäß“, wie sie den Funke-Zeitungen sagte. Sie forderte | |
| aber, es müssten neben dem Unterhaltsrecht auch das Sozialrecht, das | |
| Steuerrecht, das Rentenrecht sowie die Regelungen zur rechtlichen | |
| Vertretung des Kindes überprüft werden. Anpassungen seien da nötig, „wo | |
| individuelle Lösungen von elterlicher Betreuung und Kindesaufenthalt es | |
| notwendig machen“. | |
| Die Familienministerin kündigte auch eine [3][Reform des Elterngelds] an, | |
| damit Väter mehr Zeit mit ihren Babys verbringen können. Zwar sei der | |
| Anteil der Männer, die sich zu Hause um ihre Neugeborenen kümmerten, seit | |
| Einführung des Elterngeldes vor zwölf Jahren von 3 auf heute über 35 | |
| Prozent gestiegen. Aber „das Rad dreht sich weiter, und mit ihm die Wünsche | |
| und Erwartungen von Eltern“, sagte Giffey. Ihr Vorschlag komme noch in | |
| diesem Jahr auf den Tisch. | |
| 10 Mar 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Wechselmodell-bei-Trennungskindern/!5569270 | |
| [2] https://www.bmjv.de/DE/Themen/FamilieUndPartnerschaft/Unterhaltsrecht/Unter… | |
| [3] /Bundestag-beschliesst-Elterngeld-Plus/!5029215 | |
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