# taz.de -- Aufnahme von Geflüchteten aus Italien: Gerettete dürfen noch nich… | |
> Eigentlich wollte Deutschland 185 aus dem Mittelmeer gerettete | |
> Flüchtlinge aufnehmen. Angekommen ist bislang aber nicht einmal die | |
> Hälfte. | |
Bild: Wo kommen sie hin? Diese Menschen hat die Besatzung der „Aquarius“ im… | |
Berlin taz | Von den 185 aus Seenot geretteten Geflüchteten, die | |
Deutschland sich seit Sommer 2018 aufzunehmen bereit erklärt hat, sind fast | |
100 noch immer in Italien und Malta. Das geht aus der Antwort des | |
Bundesinnenministeriums auf eine schriftliche Anfrage der | |
Linken-Abgeordneten Ulla Jelpke hervor, die der taz vorliegt. | |
Seit Monaten streiten die EU-Mitglieder darüber, wer für die oft von | |
privaten Schiffen aus dem Mittelmeer geretteten Menschen zuständig ist. | |
Italien und Malta hatten sich wiederholt geweigert, Schiffe in ihre Häfen | |
einlaufen zu lassen, solange es keine Zusagen von anderen Mitgliedstaaten | |
gebe. [1][Mehrfach fanden sich schließlich Länder], die erklärten, die | |
Gruppen untereinander aufzuteilen – nach tagelangen Hängepartien, bei denen | |
Hunderte Menschen unter immer schlechter werdenden Bedingungen ausharren | |
mussten. | |
Deutschland erklärte sich dabei bereit, 126 Personen aus Malta und 59 aus | |
Italien aufzunehmen, damit diese hier ihr Asylverfahren durchlaufen können. | |
„Von den vorgesehenen 185 Personen sind bereits 89 in die Bundesrepublik | |
eingereist“, heißt es jetzt in der Antwort des Innenministeriums. | |
Dazu gehören die 66 Personen, die im August und September 2018 von dem | |
privaten Seenotrettungsschiff „Aquarius“ in Malta an Land gehen durften. | |
Ebenfalls schon in Deutschland sind 23 der 50 Personen aus dem | |
italienischen Pazzallo, bei denen Deutschland die Aufnahme im Juli 2018 | |
zugesagt hatte. Damals ging es um Gerettete von zwei Frontex-Schiffen. | |
## Andere harren in Italien aus | |
Die restlichen 27 dieser Geretteten harren allerdings noch immer in Italien | |
aus, genauso wie die Menschen, zu deren Aufnahme sich Deutschland im Januar | |
bereit erklärt hatte. Darunter sind Menschen, die nach tagelangen | |
Irrfahrten von den privaten Rettungsschiffen „Sea Eye“, „Prof. Albrecht | |
Plenck“ und „Sea Watch 3“ in Malta und Italien an Land gehen durften. | |
„Die Bundesregierung verkündet vollmundig, dass sie sich auf europäischer | |
Ebene für eine Lösung bei der Aufnahme aus Seenot geretteter Flüchtlinge | |
einsetzt“, sagte die Linken-Innenpolitikerin Ulla Jelpke der taz. Doch | |
viele der Schutzsuchenden, deren Aufnahme Deutschland zugesagt habe, | |
„warten seit Monaten unter widrigen Bedingungen auf ihre Überstellung“. Die | |
Flüchtlinge in den Erstaufnahmestaaten „versauern“ zu lassen sei „nichts | |
als schäbig“. | |
Deutschland spiele „eigentlich eine gute Rolle bei der Verteilung von | |
Geretteten aus privater Seenotrettung“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete | |
Frank Schwabe, der die „Sea Watch3“ im Januar selbst besucht hatte. „Die | |
Glaubwürdigkeit der deutschen Position wird aber ausgehöhlt, wenn dann die | |
reale Überführung nach Deutschland so lange dauert.“ Das „kann und muss | |
deutlich schneller gehen“, sagte Schwabe der taz. | |
## Kommunen außen vor | |
Die Linken-Abgeordnete Jelpke kritisierte zudem, dass Städte und Kommunen, | |
die zur Aufnahme von Geflüchteten bereit seien, in der Praxis so gut wie | |
keine Rolle spielten. Mehr als 40 Städte haben sich inzwischen öffentlich | |
zum „sicheren Hafen“ erklärt. Viele von ihnen kritisierten, [2][dass die | |
Bundesebene sie ignoriere.] | |
Die Verteilung von Geflüchteten innerhalb Deutschlands erfolge allgemein | |
nach dem Königsteiner Schlüssel, erklärte das Innenministerium. Man habe | |
dem Bamf die Schreiben und Hinweise der Gemeinden aber weitergeleitet, | |
damit deren Aufnahmebereitschaft, „soweit möglich, berücksichtigt werden | |
kann“. Jelpke reicht das nicht. Die Bundesregierung müsse „jetzt handeln“ | |
und einen Gesetzentwurf vorlegen, der es Städten und Kommunen ermögliche, | |
Geflüchtete „eigenverantwortlich aufzunehmen“, sagte Jelpke. | |
19 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
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