# taz.de -- Kommentar Spaniens Separatismus: Verlierer ist die Demokratie | |
> In Madrid beginnt der Prozess gegen die katalanischen Separatisten. Damit | |
> ist der Unabhängigkeitsbewegung aber nicht beizukommen. | |
Bild: Es sind politische Antworten gefragt: Ein Polizist im Einsatz gegen einen… | |
Nein, auch wenn sich die spanische Politik und fast alle Medien noch so | |
bemühen dies Glauben zu machen: Es ist kein [1][normales Verfahren,] das da | |
vor dem Obersten Gerichtshof in Madrid beginnt. | |
Dort stehen zwölf Verfechter der Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien vor | |
Gericht. Unter ihnen ein Großteil der ehemaligen katalanischen Regierung | |
sowie die Parlamentspräsidentin. Ihnen wird in Zusammenhang mit dem von | |
Madrid untersagten Unabhängigkeitsreferendum am 1. Oktober 2017 | |
„Rebellion“, „Aufstand“ und „Veruntreuung öffentlicher Gelder“ vor… | |
Bis zu 25 Jahre Haft drohen. Diejenigen, die nicht auf der Anklagebank | |
sitzen, befinden sich, wie der ehemalige Regierungschef Carles Puigdemont | |
im Ausland. | |
Rebellion ist – egal in welchem Land – ein organisierter, gewalttätiger | |
Akt, um eine bestehende Ordnung über den Haufen zu werfen. Und von dieser | |
Gewalt war in den Monaten der Vorbereitung des | |
[2][Unabhängigkeitsreferendums] nichts zu sehen. Dass neun Angeklagte | |
dennoch so lange in Untersuchungshaft sitzen ist deshalb alles andere als | |
normal. Und dass eine rechtsextreme Partei wie VOX, die der Franco-Diktatur | |
hinterher trauert, als Nebenkläger einen festen Platz im Verfahren hat, ist | |
auch nicht leicht zu vermitteln. | |
Sicher sind die Verfechter der Unabhängigkeit Kataloniens, weit – für viele | |
zu weit – gegangen. Aber es handelt sich um eine politische Bewegung. Und | |
politische Bewegungen verlangen nach politischen Antworten statt nach | |
strafrechtlicher Verfolgung. | |
Doch genau dazu ist Spaniens Politik nicht in der Lage. Die Justiz – zumal | |
der stark politisierte Oberste Gerichtshof – schien ein bequemer Weg, um | |
„die Unabhängigkeitsbewegung zu enthaupten“, wie das die damalige Regierung | |
unter Mariano Rajoy nannte. Und auch die jetzt regierenden Sozialisten | |
unter Pedro Sánchez besitzen nicht den Mut, eine echten Dialog ohne | |
Tabuthemen – wie zum Beispiel eine Volksabstimmung in beiderseitigem | |
Einvernehmen, wie einst in Quebec oder Schottland – einzuleiten. | |
Wer glaubt, dass durch [3][harte Urteile die Unabhängigkeitsbewegung] | |
geschwächt werden wird, täuscht sich gewaltig. Genau das Gegenteil wird der | |
Fall sein. Heute zu Beginn der Hauptverhandlung steht nur ein Verlierer | |
fest: Die Demokratie in Spanien. | |
12 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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