# taz.de -- Abo-Kampagne für baskische Zeitung: Plötzlich drei Millionen Euro… | |
> Weil die „Gara“ die „ideologische Nachfolgerin“ eines ETA-nahen Blatts | |
> sei, soll sie dessen Schulden zahlen. Nun startet eine Rettungskampagne. | |
Bild: Demonstration für die Unabhängigkeit des Baskenlandes, Pamplona 2013 | |
MADRID taz | Spaniens Starrichter [1][Baltazar Garzón] war einfallsreich, | |
wenn es um Urteile gegen die baskischen Linksnationalisten ging. Das darf | |
jetzt, lange nachdem Garzón nicht mehr im Dienst ist, die Tageszeitung Gara | |
erdulden. Das linke, nationalistische Blatt muss als Folge eines Urteils | |
von Garzón von vor mehr als 18 Jahren 3 Millionen Euro Schulden abstottern, | |
den Großteil bei der Sozialversicherung. | |
Das Ganze hat allerdings einen Haken. „Es sind nicht unsere Schulden“, | |
beschwert sich Gara-Mitherausgeber Mikel Jauregi. „Es sind die Schulden der | |
1998 verbotenen und geschlossenen Tageszeitung Egin.“ | |
Aber: Garzón sah in Gara das direkte Nachfolgeblatt der Egin, die er 1998 | |
wegen ihrer vermeintlichen Nähe zur damals noch aktiven bewaffneten | |
baskischen Separatistenorganisation ETA schließen ließ. „Dabei ist Gara ein | |
völlig neues Projekt“, beschwert sich Jauregi. | |
Das Geld für die Tageszeitung Gara wurde per weit gestreuter Anteilsscheine | |
von Tausenden Unterstützern eingesammelt. Die Belegschaft war großteils | |
nicht die alte, und Gebäude sowie Technik mussten ebenfalls neu erstanden | |
werden. | |
## „Gara“ als „ideologische Nachfolgerin“ | |
Warum Gara dennoch das Nachfolgeblatt von Egin und damit für deren Schulden | |
verantwortlich sein soll? „Garzón sieht in uns eine ‚ideologische | |
Nachfolge‘“, erklärt Jauregi. Und nach jahrelangem Rechtsstreit werden die | |
Schulden jetzt vom Staat eingetrieben. Für Gara, die vor wenigen Wochen | |
ihren 20. Geburtstag feierte, wird es eng, sehr eng. Denn nun werden alle | |
sechs Monate eine halbe Million Euro fällig. „Das ist mehr als das gesamte | |
Lohn- und Honorarvolumen von Gara pro Jahr“, sagt Jauregi. | |
Was am schwersten wiegt: Die Schließung von Egin wurde Jahre später vom | |
Obersten Gerichtshof Spaniens für nicht rechtmäßig erklärt. Der Schaden an | |
Gebäude und Besitztümern des Blatts, das auch ein Radio betrieb, war da | |
aber schon entstanden. Die Schulden, die per Verkauf der Egin-Passiva | |
hätten zum Großteil beglichen werden können, waren konsolidiert. „Gara lebt | |
seit 15 Jahren unter strikter Finanzaufsicht durch die Justiz“, berichtet | |
Jauregi, dessen Blatt täglich 86.000 Leser zählt und damit zu den | |
wichtigsten Tageszeitungen im Baskenland gehört. | |
In den letzten Jahren waren es vor allem die Abonnent*innen, die Gara über | |
Wasser hielten. Jetzt will das Blatt in einer breit angelegten Kampagne | |
10.000 zusätzliche Abonnent*innen – für die gedruckte wie auch die digitale | |
Ausgabe – für die kommenden zwei Jahre werben, um aus dem Schuldenloch zu | |
kommen. Unterstützerkomitees gegen den #ExpolioGARA – Plünderung Gara – | |
überall im Baskenland sollen dabei helfen. | |
Und auch von anderer Seite gibt es Unterstützung: „Wir wollen die | |
Pressefreiheit und die Meinungsvielfalt unterstützen“, heißt es in einem | |
Schreiben, das von über 700 Menschen aus der Medienbranche aus dem In- und | |
Ausland unterzeichnet wurde. „Wir Journalisten und Journalistinnen haben | |
genug Probleme aktuell und was die Zukunft angeht. Da brauchen wir nicht | |
auch noch die Gespenster der Vergangenheit“, endet die | |
[2][Solidaritätsnote]. | |
22 Feb 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Nach-dem-Urteil-gegen-Garzon/!5101022 | |
[2] http://solidaridadcongara.eus/ | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
## TAGS | |
Baltazar Garzón | |
Spanien | |
Baskenland | |
ETA | |
Gara | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
Spanien | |
Spanien | |
Katalonien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Nach verlorener Haushalts-Abstimmung: Spanien wählt am 28. April neu | |
Umfragen sagen Ministerpräsident Sánchez den Sieg voraus. Doch könnte auch | |
ein konservatives Bündnis mit den Rechten eine Mehrheit erlangen. | |
Kommentar Spaniens Separatismus: Verlierer ist die Demokratie | |
In Madrid beginnt der Prozess gegen die katalanischen Separatisten. Damit | |
ist der Unabhängigkeitsbewegung aber nicht beizukommen. | |
Referendum in Katalonien: Rundfunk-Chefs müssen vor Gericht | |
In Katalonien sind zwei Direktoren öffentlich-rechtlicher Sender angeklagt. | |
Die Programme hatten für das Unabhängigkeitsreferendum geworben. |