# taz.de -- Kommentar Digitalpakt: Am Ende verlieren die Schüler | |
> Der Streit um den digitalen Ausbau der Schulen ist ideologisch aufgeladen | |
> und wird von Kampfbegriffen wie Kooperationsverbot geprägt. | |
Bild: Komplizierte Formel: der Digitalpakt für deutsche Schulen | |
[1][Der Vermittlungsausschuss] hat sich am Mittwochabend vertagt, | |
SchülerInnen und LehrerInnen müssen also weiter auf schnelles WLAN, | |
intelligente Lernplattformen und neue Laptops warten. Der längst | |
ausverhandelte und in den Haushalt eingepreiste Digitalpakt liegt auf Eis, | |
weil sich Bund und Länder nicht auf die passende Formulierung im | |
Grundgesetz einigen können, um auch rechtlich auf der sicheren Seite zu | |
sein. Das klingt gaga, [2][war aber erwartbar]. | |
Die Diskussion um den Digitalpakt und die zugrunde liegende | |
Grundgesetzänderung ist ideologisch aufgeladen. Die einen, vor allem die | |
südlichen Bundesländer, sprechen von „Einheitsschule“, die anderen, heißt | |
vor allem Bundespolitiker von SPD, Grünen und FDP, von | |
„Kooperationsverbot“. Derzeit prägen also Kampfbegriffe die Debatte, nicht | |
sachliche Argumente. Die Situation ist festgefahren. | |
Im Grundgesetz ist kein „Kooperationsverbot“ verzeichnet. Wohl aber werden | |
einer Einflussnahme des Bundes in die Bildungshoheit der Länder sehr enge | |
Grenzen gesetzt. | |
Dieser Spielraum soll erweitert werden, Bund und Länder sollen künftig | |
enger kooperieren, aktuell beim digitalen Lernen, perspektivisch auch beim | |
weiteren Ausbau von Ganztagsschulen. Deshalb gleich von einem | |
„Bundesschulamt“ und einer drohenden „Einheitsschule“ zu sprechen, wie | |
zuletzt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, ist populistisch. | |
## Gemeinsame Länderfront | |
Überzeugte Föderalisten wie Söder und der baden-württembergische | |
Ministerpräsident Winfried Kretschmann haben es aber geschafft auch Länder | |
auf ihre Seite zu ziehen, die nichts dagegen haben, dass der Bund sich | |
stärker im Bildungsbereich engagiert. Denn als der Bundestag Ende November | |
die Grundgesetzänderung diskutierte und verabschiedete, hatten die | |
Haushaltspolitiker in letzter Minute ins Gesetz hineinverhandelt, dass die | |
Länder Finanzhilfen des Bundes künftig „in jeweils mindestens gleicher Höhe | |
durch Landesmittel für den entsprechenden Investitionsbereich“ ergänzen | |
sollen. | |
Aus Sicht der Haushälter sinnvoll – die Länder sollen das Bundesgeld | |
schließlich nicht nutzen, um im Gegenzug zu sparen –, aus Sicht klammer | |
Länder fatal. Insofern schafften es Kretschmann und Co. eine gemeinsame | |
Länderfront gegen die gesamte Grundgesetzänderung aufzubauen. Obwohl der | |
Digitalpakt von der fifty-fifty-Regelung gar nicht betroffen wäre. | |
Die Lage ist vertrackt und lässt sich nicht in einer nächtlichen Sitzung | |
entspannen. Das jetzt eine Arbeitsgruppe ran soll, ist vernünftig. | |
Vielleicht wird so doch noch zeitnah eine pragmatische Lösung gefunden. | |
Vernünftig wäre es nämlich, wenn Bund und Länder künftig nicht nur | |
zusammenarbeiteten, wenn es um Computer geht, sondern auch beim gemeinsamen | |
Lernen behinderter und nicht behinderter Schüler. Auch bei der Inklusion | |
liegt Deutschland noch weit hinter anderen Ländern zurück. | |
31 Jan 2019 | |
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[1] /Digitalpakt-im-Bundesrat/!5556252 | |
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## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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