| # taz.de -- Berufsausbildung für Migranten: Eine Frage der Folgeperspektive | |
| > Junge Geflüchtete müssen in Hamburg an einer Vorbereitungsmaßnahme für | |
| > eine spätere Ausbildung teilnehmen. Der Schulsenator zieht Bilanz. | |
| Bild: Ausbildung von Geflüchteten: So sieht es bei Siemens in Leipzig aus | |
| Hamburg taz | Elektromeister Stefan Schmelzer war von Dlovan Osey angetan. | |
| „Er war immer pünktlich, er war nie krank, er war da und er war | |
| wissbegierig und hungrig, den Job zu erlernen“, sagt der Meister über den | |
| heute 21-Jährigen, der 2015 allein aus Syrien nach Deutschland geflüchtet | |
| war. | |
| Zweimal hat Osey ein Praktikum in Schmelzers Betrieb gemacht, auf | |
| Endmontage geholfen. „Er macht seine Arbeit fertig. Man muss ihn nicht auf | |
| der Baustelle suchen“, hebt sein Chef scherzhaft weitere Vorzüge hervor. | |
| Nun ist Osey sein Azubi, einer von 340 Schülern des Bildungsgangs | |
| „Ausbildungsvorbereitung für Migranten“ (AvM-Dual), der das schaffte. | |
| Schulsenator Ties Rabe (SPD) sprach am Donnerstag beim Pressetermin in | |
| Schmelzers Betrieb von einem „schönen Erfolg“ der Maßnahme, die aus drei | |
| Tagen Schule und zwei Tagen Praktikum besteht. 1.299 junge Geflüchtete | |
| haben im Jahr 2016 die Ausbildungsvorbereitung unter dem Dach des Instituts | |
| für Berufliche Bildung (Hibb) begonnen. Rabe zählt noch jene 75 Abgänger, | |
| die eine Beschäftigung haben, und 160, die eine Oberstufe besuchen, hinzu, | |
| und sagt, „44,3 Prozent haben eine Folgeperspektive“. | |
| Dank der Maßnahme sei es gelungen, 260 Ausbildungsplätze mehr zu besetzen. | |
| „Jeder sechste Auszubildende im Handwerk hat Fluchthintergrund“, so Rabe. | |
| Für die übrigen 55,7 Prozent sei nicht mehr der Schulbereich, sondern die | |
| Arbeitsagentur zuständig. Sie sind in neuen Maßnahmen, belegen | |
| Deutschkurse, lassen sich beraten oder gehen allein ihren Weg. | |
| Die Ausbildungsvorbereitung sei für Geflüchteten „eine Art Landeplatz“ | |
| gewesen, ergänzte Hibb-Chefin Sandra Garbade. Wer minderjährig ist, werde | |
| „unabhängig vom Aufenthaltsstatus“ in die Maßnahme integriert. Dort fanden | |
| sie einen Klassenverband, konnten die Sprache lernen und wurden in ihren | |
| Praktika von Helfern begleitet. | |
| Und in einer Ausbildung gelte die „Drei plus zwei“-Regel, ergänzte Rabe. | |
| Das bedeutet: Während der Ausbildung und zwei Jahre danach wird nicht | |
| abgeschoben. Allerdings habe dieses Gesetz in der Praxis „die ein oder | |
| andere Lücke“, etwa bei bestimmten Herkunftsländern, so Rabe. So verließen | |
| von den im Jahr 2016 gestarteten Jugendlichen 168 im ersten Jahr den | |
| Bildungsgang ohne Abschluss. Als „mögliche Gründe“ nennt der Senat „Umz… | |
| Abschiebungen, Rückkehr ins Herkunftsland“. | |
| Die CDU-Politikerin Franziska Rath findet die Ergebnisse mager. „Die Hälfte | |
| der jungen Menschen weiß aktuell nicht, wie es mit ihnen weiter geht“, sagt | |
| sie. AvM-Dual sei „nicht optimal aufgestellt“. Die Maßnahme sei „viel | |
| Halbes, nichts Ganzes“ und schlicht zu kurz, kritisiert auch die Linke | |
| Sabine Boeddinghaus. | |
| Das Problem der „Unversorgten“ gibt es auch beim Geschwister-Programm für | |
| hier aufgewachsene Schüler, dem „AV-Dual“ (siehe Kasten). Die Linke hat | |
| deshalb im Schulausschuss eine Expertenanhörung beantragt, um das System | |
| auf den Prüfstand zu stellen. | |
| 8 Feb 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
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