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# taz.de -- Kommentar 8. März als Feiertag: Mehr Welt, weniger Kirche
> Das Land Berlin will den Frauentag zum Feiertag machen. Gut so, nur
> bräuchte es noch viel mehr säkulare und weniger religiöse Feiertage.
Bild: Soll in Berlin ein Feiertag werden: der 8. März
Berlin bekommt einen Tag frei: Am Donnerstag beschließt das
Abgeordnetenhaus voraussichtlich, [1][den 8. März als Frauentag] zum
Feiertag zu machen. Eine gute Nachricht ist das aus drei Gründen: Erstens
werden die Berliner ArbeitnehmerInnen entlastet, die im deutschlandweiten
Vergleich bisher die meisten Arbeitstage hatten. Zweitens wird der Tag den
Diskurs darüber befördern, warum die [2][Gleichstellung der Geschlechter]
noch immer nicht erreicht ist. Und drittens wird er das Ungleichgewicht
zwischen christlichen und säkularen Feiertagen zumindest ein Stück weit
korrigieren.
Die deutsche Gesellschaft ist in den vergangenen Jahrzehnten
multikultureller und säkularer geworden. Nur noch knapp über die Hälfte der
Bevölkerung ist in christlichen Kirchen organisiert, Tendenz sinkend. Mehr
als ein Drittel ist konfessionslos, Tendenz steigend. In einigen
Bundesländern gehören nur noch Minderheiten einer Religionsgruppe an.
Trotzdem haben noch immer fünf der acht bundesweiten Feiertage einen
christlichen Hintergrund, genauso wie fast alle länderspezifischen
Feiertage. Besonders skurril ist das in einem Bundesland wie
Sachsen-Anhalt, das am Reformationstag frei gibt, obwohl nur 13 Prozent der
EinwohnerInnen protestantisch sind.
Zeitgemäß ist das nicht. Zum einen werden ein Großteil der Bevölkerung und
deren Weltanschauungen durch das Übergewicht christlicher Feiertage nicht
repräsentiert. Zum anderen können solche partikularen Feiertage nicht die
Funktion erfüllen, die ihnen in einer zunehmend heterogenen Gesellschaft
eigentlich zukommen sollte: die Verständigung darüber, was diese
Gesellschaft dann doch noch prägt und verbindet.
Diese Funktion können nur [3][weltliche Feiertage] erfüllen. Und für sie
gäbe es neben dem Frauentag noch genug Potenzial: Tag der Befreiung statt
Pfingsten. Volkstrauertag statt Allerheiligen. Und statt Weihnachten
vielleicht eine Feier zum Internationalen Tag der menschlichen Solidarität.
Der findet jedes Jahr am 20. Dezember statt. Eine Nordmanntanne könnte man
zu der Gelegenheit sicher auch aufstellen.
24 Jan 2019
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## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Frauenkampftag
Gleichstellung
Feiertage
Berliner Senat
Kirche
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Feiertagsdebatte
Frauen
Der 9. November
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