| # taz.de -- Kommentar Datenschutz in Deutschland: Zu Unrecht gelobt | |
| > Anstatt sich vehement für einen stärkeren Datenschutz einzusetzen, | |
| > trödelt Deutschland absichtlich. Denn: Wir wollen uns den guten Ruf | |
| > ruinieren. | |
| Bild: Deutschland gibt sich alle Mühe, unambitioniert aufzutreten | |
| International hat Deutschland immer noch den Ruf, ganz vorne dran zu sein | |
| in Sachen Datenschutz. Dabei arbeitet die Bundesregierung schon seit Jahren | |
| daran, diesem bösen Vorurteil endlich die Grundlage zu entziehen. Und wie | |
| das so ist bei Vorurteilen, man kann nicht einfach sagen: Wir sind doch gar | |
| nicht so pünktlich, so fleißig, so privatsphärefreundlich, schaut doch mal! | |
| Man muss etwas subtiler vorgehen. | |
| Erprobt hat die Bundesregierung dieses Verhalten bei der | |
| [1][Datenschutz-Grundverordnung]. Hier ein bisschen bremsen, da | |
| weiterverhandeln und am Ende aufweichen, was aufweichbar ist. Und nun, bei | |
| der [2][E-Privacy-Verordnung], quasi der kleinen Schwester, spezialisiert | |
| auf digitale Kommunikation, ist es fast schon Routine: Hier mal | |
| Gesprächsbedarf anmelden, dort auf die nationale Regelungskompetenz | |
| verweisen, und falls gar nichts mehr geht, weiterdiskutieren. | |
| Vielleicht reicht der Atem bis zur eigenen Ratspräsidentschaft, dann lässt | |
| sich ein Abschluss noch als Erfolg verkaufen, und sei es einfach, weil man | |
| alle endlich zusammengebracht hat. Das Problem ist nur: Wenn andere | |
| Mitgliedsstaaten noch weniger darauf setzen, die Nutzer*innen zu schützen | |
| – dann steht man ja immer noch als datenschutzfreundlich da. Mist! | |
| Zynismus Ende. Eigentlich ist es viel zu enttäuschend. Vor allem deshalb, | |
| weil strenge Datenschutzregeln die Schwächsten schützen würden. Die, die | |
| nicht wissen, wie sie ihren Browser so hochrüsten, dass Tracking zumindest | |
| ziemlich schwierig wird. Die keine Ahnung davon haben, wie man Cookies | |
| löscht oder Browser-Fingerprinting ein Schnippchen schlägt, und auch | |
| niemanden, den sie fragen können. So nimmt die Ohnmacht zu. | |
| Wer glaubt, eh nichts ändern zu können, beruhigt sich dann lieber damit, | |
| nichts zu verbergen zu haben, weil alle sowieso schon alles wissen. | |
| Deutschland als eines der mächtigsten EU-Länder könnte hier einiges reißen, | |
| setzte es sich bei den Verhandlungen für einen starken Datenschutz ein. | |
| Könnte. Doch das könnte ja den guten Ruf nicht ruinieren. | |
| 21 Dec 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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