| # taz.de -- Neue E-Privacy-Verordnung der EU: Datenschutz à la Facebook und Co. | |
| > Wie gut geschützt Nutzer kommunizieren, soll eine neue EU-Verordnung | |
| > regeln. Sehr ambitioniert ist die Bundesregierung jedoch nicht. | |
| Bild: Wer im Netz unterwegs ist, soll mehr Kontrolle über die eigenen Daten be… | |
| Berlin taz | Bei den Verhandlungen um einen besseren Schutz von | |
| Nutzer:innen im Netz setzt die Bundesregierung vor allem auf Beratung aus | |
| der Wirtschaft. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der | |
| Linksfraktion im Bundestag hervor, die der taz vor Veröffentlichung vorlag. | |
| Demnach haben Regierungsvertreter seit Januar 2017 an 37 Terminen | |
| teilgenommen – darunter Gesprächen und Vorträgen –, „bei denen zumindest | |
| nicht ausgeschlossen werden kann, dass das Thema E-Privacy Gegenstand war“. | |
| Nur acht davon lassen sich eindeutig Verbraucher- oder Datenschützern | |
| zuordnen. Das Gros der Termine fand mit Vertreter:innen aus der Wirtschaft | |
| statt, etwa von Facebook, Amazon oder dem Bundesverband digitale | |
| Wirtschaft. | |
| [1][Die E-Privacy-Verordnung ist bereits seit mehr als zwei Jahren in der | |
| Vorbereitung,] aktuell laufen die Verhandlungen im Europäischen Rat. Sie | |
| soll die aktuell geltende E-Privacy-Richtlinie ablösen. Diese ist nicht nur | |
| etwas in die Jahre gekommen, sondern – im Gegensatz zu einer Verordnung – | |
| nicht unmittelbar geltendes Recht in den EU-Mitgliedstaaten. | |
| [2][Wie auch die Datenschutz-Grundverordnung soll die E-Privacy-Verordnung | |
| ein ambitioniertes Großprojekt werden] und spezifisch den Datenschutz bei | |
| digitaler Kommunikation regeln. Die Idee: Wer im Netz unterwegs ist, soll | |
| mehr Kontrolle über die eigenen Daten bekommen. | |
| ## Keine Zwangseinwilligung | |
| Kritiker:innen bemängeln die Haltung der Bundesregierung in den | |
| Verhandlungen. „Die Bundesregierung versteckt sich geschickt hinter den | |
| völlig abstrusen datenschutzfeindlichen Positionen Österreichs und versucht | |
| so zu kaschieren, dass auch sie auf Druck der Lobbyisten an etlichen | |
| Stellschrauben dreht, um die E-Privacy-Reform zu verwässern“, kritisiert | |
| Jan Korte, Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion. | |
| Und Lina Ehrig vom Verbraucherzentrale Bundesverband sagt zwar: | |
| „Deutschland ist mit seiner Position relativ datenschutzfreundlich im | |
| Vergleich zu den anderen EU-Staaten.“ Doch einige wirklich ambitionierte | |
| Ansätze seien bereits vom Tisch. | |
| Das betrifft unter anderem den Umgang mit Cookies. Internetnutzer:innen | |
| kennen diesen und ähnliche Sprüche: „Wir nutzen Cookies, um unsere Dienste | |
| zu erbringen und zu verbessern. Mit Nutzung dieser Seite akzeptieren Sie | |
| Cookies.“ Eine solche Zwangseinwilligung sollte es laut dem Entwurf des | |
| EU-Parlaments nicht mehr geben. | |
| Doch schon in der Position der EU-Kommission ist davon keine Rede mehr, und | |
| auch die Bundesregierung stellt in der Antwort auf die Kleine Anfrage klar: | |
| „Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass werbefinanzierte | |
| Onlinedienste die Möglichkeit haben sollten, die Nutzung solcher Dienste | |
| von der Einwilligung in Cookies für Werbezwecke abhängig zu machen (…)“. | |
| Verbraucherschützerin Ehrig kritisiert: „Das bleibt hinter den Regeln der | |
| Datenschutz-Grundverordnung zurück.“ | |
| ## Kein Widerspruch | |
| Die enthält ein sogenanntes Kopplungsverbot. Nutzung nur gegen Daten darf | |
| es demnach nicht geben. Die Bundesregierung scheint das anders zu sehen: | |
| Als die Grüne Abgeordnete Tabea Rößner im Oktober nachfragte, teilte | |
| Staatssekretär Ulrich Nußbaum vom Wirtschaftsministerium mit, dass man da | |
| keinen Widerspruch sehe. | |
| Daran – Nutzer:innen weiterhin tracken zu dürfen – haben vor allem die | |
| Werbewirtschaft und Unternehmen, die auf ihren Webseiten Werbung | |
| ausspielen, ein Interesse. Denn Werbung im Netz ist heute in der Regel | |
| personalisiert, auf Grundlage der zuvor gesammelten persönlichen Daten. Die | |
| Unternehmen befürchten daher ein Einbrechen der Werbeeinnahmen. | |
| Verbraucherschützer:innen sehen dagegen eine Chance, datenschutzfreundliche | |
| Werbeformen zu entwickeln. | |
| 20 Dec 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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