| # taz.de -- Fünf-Punkte-Plan gegen Plastikmüll: Trendwende beim Thema Kunstst… | |
| > Umweltministerin Schulze (SPD) will die Folgen der Wegwerfgesellschaft in | |
| > den Griff kriegen. Ihr Plan reißt Umweltschützer aber nicht vom Hocker. | |
| Bild: Abfall an der Ostsee: Umweltministerin Schulze will mit Fünf-Punkte-Plan… | |
| Berlin dpa | Im Einkaufswagen landen Gurken und Bananen ohne Verpackung, | |
| auf dem Heimweg ruht man sich auf einer Bank aus Recyclingkunststoff aus | |
| und füllt seine Trinkflasche am öffentlichen Leitungswasser-Spender auf: | |
| Bundesumweltministerin Svenja Schulze will eine „Trendwende“ im Umgang mit | |
| Plastikmüll einläuten. Die SPD-Politikerin setzt dafür vor allem auf | |
| freiwillige Vereinbarungen mit dem Handel, Öko-Bewusstsein der Bürger und | |
| EU-weite Regelungen. Umweltschützer vermissten im Fünf-Punkte-Plan der | |
| Ministerin am Mittwoch verbindliche Vorgaben und frische Ideen. | |
| Vögel und Fische hätten Plastik im Magen, über die Nahrungskette gelange es | |
| in den menschlichen Körper, sagte Schulze. „Vieles davon ist noch nicht | |
| erforscht. Aber wir wissen bereits genug, um zu erkennen, dass wir | |
| umsteuern müssen.“ Zwar stamme der Müll in den Weltmeeren eher nicht aus | |
| Deutschland, sondern vor allem aus zehn Flüssen in Asien und Afrika. „Aber | |
| wir produzieren in unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft einfach auch zu | |
| viel Plastik. Auch wenn wir es gar nicht wollen, exportieren wir diese | |
| Konsummuster in Schwellen- und Entwicklungsländer.“ In Deutschland fielen | |
| 2016 rund 220,5 kg Verpackungsabfall pro Kopf an – [1][deutlich mehr als im | |
| EU-Durchschnitt]. | |
| Die Ministerin stellte in Berlin einen Fünf-Punkte-Plan mit zahlreichen | |
| Unterpunkten vor. Ein paar Beispiele: Schulze will, dass in allen Städten | |
| an öffentlichen Orten Leitungswasser zur Verfügung steht. „Trinkwasser aus | |
| dem Wasserhahn, das ist nahezu überall verfügbar und die Qualität wird | |
| flächendeckend von den Wasserwerken überwacht“, sagte sie. Anfang des | |
| Jahres will Schulze einen Dialog mit dem Handel starten, damit unnötige | |
| Verpackungen – etwa Plastik um Gurken oder Bananen – aus Läden | |
| verschwinden. Vorbild ist die Selbstverpflichtung, Plastiktüten nicht mehr | |
| umsonst anzubieten. | |
| Auf EU-Ebene will Schulze erreichen, dass Hersteller eine Lebensdauer ihres | |
| Produkts garantieren müssen, damit Kunden sich für Langlebigkeit | |
| entscheiden können. Zudem will sie, dass Produkte besser reparierbar und | |
| recycelbar werden, Ersatzteile vorrätig sein müssen und der Einsatz von | |
| Recycling-Kunststoff zur Pflicht wird. Die Anforderungen an Kompost und zur | |
| Entsorgung verpackter Lebensmittel sollen strenger werden, damit weniger | |
| Plastikpartikel im Biomüll, in Biogas- und Kläranlagen landen. | |
| ## Mehr Recycling | |
| Damit Hersteller mehr sogenannte Rezyklate verwenden, also recycelten | |
| Kunststoff, soll es auch dazu einen Dialog mit der Wirtschaft geben. Bund, | |
| Länder und Kommunen sollen mit ihren Anschaffungen Vorbild werden. Vor | |
| allem die Staaten, aus denen viel Müll in die Meere gelangt, will Schulze | |
| beim Aufbau von Sammel- und Recyclingsystemen unterstützen. Ab 2019 sind | |
| dafür über zehn Jahre insgesamt 50 Millionen Euro eingeplant. | |
| Anderes aus Schulzes Konzept ist bereits beschlossen und bekannt. [2][Etwa | |
| das neue Verpackungsgesetz], das ab Januar 2019 gilt. Es regelt, dass | |
| künftig „Mehrweg“ und „Einweg“ an Getränkeregalen im Supermarkt stehen | |
| muss. Zudem schreibt es steigende Recyclingquoten vor, verbessert die | |
| Erfassung von in den Verkehr gebrachten Verpackungen und legt fest, dass | |
| Hersteller für recyclingfreundliches Design künftig weniger Gebühren zahlen | |
| – wie viel weniger, ist allerdings dem Recycling-Markt überlassen. Bekannt | |
| ist auch, dass die EU gerade dabei ist, überflüssiges Einweg-Plastik wie | |
| Strohhalme und Wegwerf-Teller zu verbieten. | |
| ## Kein Plan B | |
| [3][Umweltschützer reagierten zurückhaltend] auf Schulzes Plan. Er schwimme | |
| „oft im Fahrwasser der ohnehin laufenden EU-Strategie mit“, sagte etwa | |
| Heike Vesper vom WWF. „Insgesamt sind wenig neue Akzente der | |
| Umweltministerin zu sehen.“ Rolf Buschmann vom BUND sagte, es fehle an | |
| Verbindlichkeit für den Fall, dass die „Dialoge“ nicht fruchteten: „Der | |
| Plan B fehlt.“ Auch er sieht „wenig Neues“. | |
| Auch dem Bundesverband der Entsorgungswirtschaft (BDE) gehen die Pläne | |
| nicht weit genug. Eine „Verpflichtung zu Mindestmengen von Rezyklaten in | |
| neuen Produkten“ könnten einen „echten Markt“ für das wiederverwertete | |
| Material schaffen, sagte BDE-Präsident Peter Kurth. | |
| Von den Stadtwerken kam Lob zum Leitungswasser-Vorstoß: Es brauche „keinen | |
| Vergleich zu scheuen, nur weil kein Etikett draufklebt“, sagte ein Sprecher | |
| der Bundesverbands Kommunaler Unternehmen. | |
| 27 Nov 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Archiv-Suche/!5541261&s=plastikm%C3%BCll/ | |
| [2] /Archiv-Suche/!5531050&s=Verpackungsgesetz/ | |
| [3] /Archiv-Suche/!5535287&s=plastikm%C3%BCll/ | |
| ## TAGS | |
| Plastikmüll | |
| Svenja Schulze | |
| Recycling | |
| Umweltschutz | |
| Müll | |
| Plastiktüten | |
| Tübingen | |
| Plastikmüll | |
| Online-Petition | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Mehrweg | |
| Mehrweg | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Handel mit Plastikmüll: Nur sauberer Abfall ist eine Ware | |
| 187 Staaten haben sich darauf geeinigt, dass nur sortierter und sauberer | |
| Plastikmüll in Entwicklungsländer exportiert werden darf. Umweltverbände | |
| begrüßen das. | |
| „Plastic Attack“-Aktivistinnen über Müll: „Jeder Schritt hilft“ | |
| Die Aktivist*innen der Bremer Initiative „Plastic Attack“ packen im | |
| Supermarkt die Einkäufe der Kund*innen aus, um zu zeigen, wie viel | |
| Verpackungsmüll dabei entsteht. | |
| Kommune gegen Abfall: Tübingen will Müll besteuern | |
| Tübingen beschließt, Einwegverpackungen finanziell zu belasten. Zugleich | |
| will die Kommune Mehrwegsysteme für Essensbuden entwickeln. | |
| Plastikverbot von der EU beschlossen: Einweg-Plastik soll weg | |
| Die EU bringt drastische Maßnahmen gegen Müllberge aus Plastik auf den Weg. | |
| Einige Alltagsprodukte werden in Zukunft verschwinden. | |
| Petition der Woche: Es regnet Kerosin | |
| Über dem Pfälzerwald lassen Flugzeuge tonnenweise Kerosin ab, ohne dass die | |
| Menschen informiert werden. Eine Initiative fordert Transparenz. | |
| Sommertour von Svenja Schulze: Glanz und Elend der Ökorepublik | |
| Bundesumweltministerin Svenja Schulze inspiziert ihre Aufgabengebiete | |
| Klima, Artenschutz und Abfall. Eine Tour der Widersprüche. | |
| Änderung der Mehrwegquote: Dosenpfand ist abgebrannt | |
| Der Bundestag debattiert ein neues Verpackungsgesetz. Umweltverbände | |
| kritisieren das Streichen einer Zielvorgabe für Mehrwegflaschen. | |
| Abfallgesetzgebung in Deutschland: Europameister? Von wegen | |
| Die Bundesregierung blockiert in Brüssel die Förderung von Mehrwegsystemen. | |
| Und plant, Mehrwegquoten für Verpackungen zu streichen. |