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# taz.de -- Messverfahren für Schadstoffe: Behörde verteidigt NO2-Messungen
> Stickoxid wird teilweise zu nah an Kreuzungen gemessen. Am Gesamtbild
> ändert das nach Ansicht des Umweltbundesamtes aber nichts.
Bild: Wird zu nah oder zu fern einer Kreuzung gemessen, können sich die Werte …
Berlin taz | Nach Berichten über falsch platzierte Messstationen für
Stickoxid hat das Umweltbundesamt die ermittelten Werte verteidigt, die
auch Grundlage für Fahrverbote sind. „Es gibt einige Messstationen, die
schon betrieben wurden, bevor die EU-Vorgaben aufgestellt wurden“, sagte
Ute Dauert, Expertin für Luftschadstoffe beim Umweltbundesamt, der taz.
„Auch wenn einige die Kriterien nicht erfüllen, nutzen wir diese Daten
weiter, weil sie uns langfristige Trends liefern.“
Die EU gibt vor, dass in Wohngebieten ein Jahresmittelwert von maximal
[1][40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft] eingehalten werden muss.
Die Messungen sollen in der Regel mindestens 25 Meter von einer Kreuzung
entfernt erfolgen. Denn einerseits können anfahrende Autos vor einer
Kreuzung die Werte der Schadstoffe steigern; andererseits wird an
Kreuzungen die Luft stärker verwirbelt als in Straßenschluchten, was auch
geringere Werte zur Folge haben könnte.
Die [2][Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung] hatte am Wochenende von
fünf Messstationen in verschiedenen Städten berichtet, an denen die
vorgeschriebene Entfernung nicht eingehalten wird. Tatsächlich ist das noch
bei deutlich mehr Stationen der Fall. Eine Übersicht zu allen 278
verkehrsnahen deutschen Messstationen, deren Daten an die EU gemeldet
werden, zeigt insgesamt 24 Messpunkte, bei denen der 25-Meter-Abstand zu
einer Kreuzung unterschritten wird.
Aus Sicht von UBA-Expertin Dauert stellt das aber kein Problem dar. „Die
betroffenen Messstationen sind nicht das Zünglein an der Waage, auf das es
bei Entscheidungen über Fahrverbote ankommt“, sagt sie. In Berlin etwa
werden in der Silbersteinstraße, wo die Messstation mit 21 Metern etwas zu
nah an einer Kreuzung steht, 48 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft
gemessen. In der Karl-Marx-Straße, wo der Abstand korrekt ist, sind es mit
49 Mikrogramm aber noch mehr. Ähnlich in München: Hier werden am Stachus,
nur fünf Meter von einer Kreuzung entfernt, 53 Mikrogramm gemessen. An der
Landshuter Allee, wo der Mindestabstand eingehalten wird, sind es hingegen
78 Mikrogramm.
In Mainz, wo ein [3][Gericht im Oktober wegen der überhöhten Stickoxidwerte
Fahrverbote angeordnet hat], könnte es hingegen tatsächlich ein Problem
geben. Der höchste Wert von 48 Mikrometer, auf den sich das Urteil vor
allem stützte, wurde in der Parcusstraße gemessen. Laut FAS liegt auch
dieser Messpunkt näher an einer Kreuzung als von der EU vorgegeben. Dem
widerspricht das Umweltbundesamt: In der Datenbank sei für diesen Standort
ein Kreuzungsabstand von 27 Metern verzeichnet – er sei also größer als
gefordert.
Neben dem Wunsch, alte Messpunkte aus Gründen der langfristigen
Vergleichbarkeit weiter zu nutzen, ergeben sich manche der geringfügig
dichteren Abstände zu Kreuzungen laut Umweltbundesamt teilweise auch
aufgrund der erforderlichen Standfläche für die Messcontainer. Denn einfach
irgendwo aufstellen dürfen die Kommunen diese auch nicht, erklärt Dauert.
„Gemessen werden soll laut EU-Vorgaben grundsätzlich am Ort der höchsten
Belastung, an dem sich Menschen langfristig aufhalten.“ Sie müssen demnach
schon an besonders stark befahrenen Straßen aufgestellt werden.
Vor allem FDP und AfD hatten in der Vergangenheit immer wieder Zweifel an
der Korrektheit der deutschen Messergebnisse geäußert. Die
Landesverkehrsminister haben bereits im April eine Überprüfung der
Standorte gefordert, doch Ergebnisse liegen bisher nicht vor – auch weil
mehrere Bundesländer eine erneute Überprüfung offenbar für unnötig halten.
20 Nov 2018
## LINKS
[1] /Messungen-zu-gefaehrlichen-Stickoxiden/!5492370
[2] http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diesel-affaere/diesel-fahrverbote-mit…
[3] /!5543074/
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
## TAGS
Stickoxide
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Diesel-Nachrüstung
Andreas Scheuer
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Abgase
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