| # taz.de -- Kommentar Spahn und Migrationspakt: Profilierung um jeden Preis | |
| > „Ich liebe Vielfalt“, hat Jens Spahn einmal gesagt. Und nun, da sich | |
| > etwas bewegt, stellt er selbst den kleinsten gemeinsamen Nenner zur | |
| > Diskussion. | |
| Bild: Jens Spahns Strategie lässt Übles befürchten | |
| „Notfalls unterzeichnen wir eben später.“ [1][Dieser Satz von | |
| CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn] soll maximale Kommunikationsbereitschaft | |
| an seine Parteibasis signalisieren. Die Botschaft des Kandidaten auf den | |
| CDU-Vorsitz lautet: Ich bin so dermaßen euer Mann, für eure Stimme schrotte | |
| ich selbst internationale Verträge. | |
| Vordergründig geht es Spahn um den UN-Migrationspakt. Das Dokument wird | |
| seit 2016 verhandelt, es soll Mitte Dezember, also nach dem Hamburger | |
| Wahlparteitag der CDU, verabschiedet werden. 192 Staaten verständigen sich | |
| in dem Dokument auf Regeln „für eine sichere, geordnete und reguläre | |
| Migration“. Jens Spahn aber findet, dass die betroffenen MigrantInnen ruhig | |
| noch ein bisschen warten sollen. Und zwar so lange, bis eine deutsche | |
| 420.000-Mitglieder-Partei wirklich alles restlos ausdiskutiert hat. Also | |
| nie. | |
| [2][Der schwächste der drei CDU-KandidatInnen] versucht mit dieser | |
| Hinhaltetaktik das Naheliegende zu erreichen: Abgrenzung von Annegret | |
| Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz. Jens Spahn, der harte Hund aus dem | |
| Münsterland, versucht, das abgelatschte Migrationsthema noch einmal | |
| gewinnbringend aufzuwärmen. Doch nicht nur ihm müsste klar sein, dass diese | |
| Strategie weit hinter seinem eigenen Anspruch zurückbleibt. | |
| Als rebellischer Abgeordneter hat Spahn zig Mal gefordert, dass die Politik | |
| das Thema Migration pragmatisch und human lösen müsse. „Ich will die offene | |
| Gesellschaft, ich liebe Vielfalt“, hat er im taz-Interview einmal gesagt. | |
| Und nun, da sich etwas bewegt, stellt er selbst den kleinsten gemeinsamen | |
| Nenner zur Diskussion. Aufmerksamkeit um jeden Preis, auch um den der | |
| Menschlichkeit. | |
| Diese Strategie lässt Übles befürchten. Im Moment scheint es alles andere | |
| als wahrscheinlich, dass der nächste CDU-Vorsitzende Jens Spahn heißen | |
| wird. Aber vielleicht ist es schon in zwei, in vier Jahren so weit. Spahn, | |
| Jahrgang 1980, hat etwas, was Merz und Kramp-Karrenbauer fehlt: jede Menge | |
| Zeit. Die nutzt er, um sich politisch und kommunikativ auszuprobieren, und | |
| sei es auf Kosten jener, die globalpolitische Entscheidungen am nötigsten | |
| haben. | |
| Beim Parteitag wird man begutachten können, wohin sich die CDU bewegt. Die | |
| Vorsitzende, die seit 18 Jahren die Partei führt, tritt ab. Merkels | |
| NachfolgerIn wird einen neuen Ton, einen eigenen Zugang zu den Delegierten | |
| finden müssen. Schaut man sich die überaus muntere erste Regionalkonferenz | |
| an, scheint der Fokus eher auf Sachpolitik denn auf billigen Effekten zu | |
| liegen. | |
| [3][Der UN-Migrationspakt: Der vollständige Vertragstext – kommentiert von | |
| ExpertInnen für Migration.] | |
| 20 Nov 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anja Maier | |
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