# taz.de -- Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz: Brav in Lübeck | |
> Artig und fast ohne Seitenhiebe antworten sich Kramp-Karrenbauer, Merz | |
> und Spahn durch die erste CDU-Regionalkonferenz. | |
Bild: Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn: alle bester La… | |
LÜBECK taz | Das war doch schon ganz ordentlich, das mit der | |
christdemokratischen Debattenkultur am Donnerstagabend in Lübeck. | |
„Demokratie erleben“ prangte als Slogan über der Bühne, auf der sich die | |
drei KandidatInnen für den Parteivorsitz der norddeutschen Basis aus | |
Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern stellten. Und in | |
diesen in der Union sonst eher seltenen Genuss kamen die rund 800 | |
Parteimitglieder in der Kulturwerft, einer 120 Jahre alten Backsteinhalle | |
im Lübecker Hafen, zumindest ansatzweise. „Echte Aufbruchstimmung in | |
unserer Partei“ wollte der Gastgeber, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident | |
und CDU-Landeschef Daniel Günther, auf dieser ersten von acht | |
[1][CDU-Regionalkonferenzen] erlebt haben. | |
Etwas vollmundig war das vielleicht, auch wenn [2][Annegret | |
Kramp-Karrenbauer], [3][Friedrich Merz] und Jens Spahn unisono „Erneuerung“ | |
und einen „Neustart“ beschworen und mehr innerparteiliche Demokratie und | |
Diskussionen einforderten. „Die Mitmachpartei“ stellt Spahn sich vor, eine | |
Willensbildung „von der Partei zur Regierung und nicht umgekehrt“ will | |
Kramp-Karrenbauer wieder herstellen, und Merz schwärmt von „einer | |
Volkspartei der Mitte für Liberale und Wertkonservative“, die „keine | |
unkontrollierte Einwanderung“ duldet, die innere und äußere Sicherheit „a… | |
Markenkern der CDU“ ernst nimmt und so ganz nebenbei auch noch „die AfD | |
halbiert“. | |
Und alle drei reden immer wieder von „Freiheit“, die es zu verteidigen | |
gelte: gegen Linke und Gleichmacher, gegen Populisten und Ideologen, gegen | |
Islamisten und Terroristen. Da gibt es viel zu klatschen für | |
ChristdemokratInnen – vor allem pro Merz, viel auch für Kramp-Karrenbauer, | |
deutlich weniger für Spahn, sofern das ein Gradmesser sein kann. Offenbar | |
schon, denn pünktlich zum Kurzauftritt in der einstigen Königin aller | |
Hansestädte wurde der neue ARD-Deutschlandtrend bekannt. Eine Befragung der | |
CDU-Anhänger Anfang der Woche ergab demnach, dass 46 Prozent der Befragten | |
sich für Kramp-Karrenbauer aussprechen, 31 Prozent für Merz und nur zwölf | |
Prozent für Spahn. | |
Und es gab wenig zu mäkeln in der schmucklosen, unverputzten Werkhalle, die | |
seit zwei Jahren zu einem Kulturzentrum umgebaut wird. Eher galt es, mit | |
ausgesuchter Höflichkeit und in moderater Tonlage harmlose Fragen an die | |
Vorsitzenden in spe zu stellen, die diese ebenso artig und fast ohne | |
Seitenhiebe auf die MitbewerberInnen beantworteten. | |
Um „den Mittelstand“ sorgten sich die Fragenden, um die „überbordende | |
Bürokratie“, um Steuererleichterungen und die noch immer nicht erfolgte | |
Abschaffung des Soli oder auch um die Frage, ob die Digitalisierung „die | |
Fliehkräfte in Familie und Gesellschaft“ verstärke – Steilvorlagen für a… | |
drei, Antworten zu geben, die sich nur in Nuancen voneinander | |
unterscheiden. | |
Auf eine Richtungswahl um den Parteivorsitz am 7. Dezember auf dem | |
Bundesparteitag in Hamburg weist zumindest an diesem Abend in Lübeck kaum | |
etwas hin. Denn so einfach geht es dann doch nicht in der Union, nach 18 | |
Merkeljahren voller wegmoderierter Konflikte Streitkultur zu entwickeln, | |
zumindest wieder sprechfähig zu werden. Es war ein erster Ansatz da ganz | |
oben im Norden, und für manche ChristdemokratInnen war das schon sehr viel. | |
„Wir können stolz sein auf diesen Abend“, befand der frühere | |
schleswig-holsteinische Landtagsabgeordnete Thomas Stritzl. Die CDU sei | |
zurzeit „die interessanteste Partei Deutschlands“, hatte schon vor der | |
Konferenz Mecklenburg-Vorpommerns Parteichef Vincent Kokert behauptet. Das | |
aber muss man nach diesem Abend nicht zwingend so sehen. | |
16 Nov 2018 | |
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## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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