| # taz.de -- Kommentar weltweites Wildtiersterben: Die Lethargie muss enden | |
| > Um dem Artensterben entgegenzuwirken müssen die Sanktionen für Wilderer | |
| > steigen. Und unser Fleischkonsum muss schnell sinken. | |
| Bild: Wilderei und Handel mit bedrohten Arten muss weltweit geächtet und mit S… | |
| Die Zahl ist erst mal schwer zu glauben. 60 Prozent – um diesen Wert ist | |
| [1][der Bestand an Wirbeltieren in den letzten 46 Jahren zurückgegangen]. | |
| Wo früher noch zehn Vögel, Fische, Säugetiere oder Reptilien lebten, sind | |
| heute im Schnitt also nur noch vier zu finden. Das ist ein absolut | |
| dramatischer Trend. Denn auch wenn sich nicht bei jedem Tier dessen Nutzen | |
| für den Menschen unmittelbar erschließt, ist die schwindende Vielfalt nicht | |
| nur ein Problem von Ethik und Ästhetik. | |
| Der Rückgang der Tierbestände, der vor allem am Schwinden ihrer Lebensräume | |
| und am menschlichen Eintrag von Schadstoffen liegt, [2][bedroht ganze | |
| Ökosysteme]. Und auf die sind auch die Menschen angewiesen – nicht nur als | |
| Lieferanten von Nahrung, Wasser und Sauerstoff, sondern auch in Form von | |
| Rohstoffen und Energie sind die natürlichen Systeme der Erde | |
| überlebenswichtig. | |
| Doch trotz ihrer Dramatik werden auch die jüngsten Zahlen keine allzu große | |
| Aufmerksamkeit finden. Denn der Rückgang von Arten und Individuen ist ein | |
| schleichender Prozess, an den sich viele längst gewöhnt haben – zumal zwar | |
| die Summe beeindruckend ist, die Veränderungen von Jahr zu Jahr hingegen | |
| eher klein wirken. | |
| Diese Lethargie, mit der die Welt auf das bedrohliche Sterben reagiert, | |
| muss enden. Dazu braucht es zum einen mehr Aufklärung. Damit sich etwas | |
| ändert, muss ein relevanter Teil der Menschheit verstehen, wie groß die | |
| Nachteile des Nichthandelns sind – und welche Lösungsoptionen es gibt. | |
| [3][Beim Klimawandel hat es die Welt ja auch geschafft], das Problem | |
| gemeinsam anzuerkennen und zumindest einen Plan zur Lösung zu erarbeiten. | |
| Das muss endlich auch beim Verschwinden von Lebensräumen geschehen, denn | |
| hier steht ähnlich viel auf dem Spiel. | |
| Für Fatalismus besteht dabei kein Anlass, denn Abhilfe ist durchaus | |
| möglich. Ohne viel Geld und Änderungen beim eigenen Lebensstil wird es aber | |
| nicht gehen. Entwicklungs- und Schwellenländer brauchen einen finanziellen | |
| Anreiz dafür, bestehende Wälder zu erhalten und neue aufzuforsten. Wilderei | |
| und der Handel mit bedrohten Arten muss weltweit geächtet und mit | |
| Sanktionen belegt werden. | |
| [4][Vor allem aber muss unser Fleischkonsum deutlich sinken]. Denn die | |
| intensive Landwirtschaft, die damit einhergeht, bedroht sowohl eine | |
| vielfältige Landschaft hierzulande als auch die Urwälder in Südamerika, die | |
| für den Anbau des Futters gerodet werden. | |
| Eigentlich ist es nicht schwer zu verstehen: Um mehr Tiere in der Natur zu | |
| behalten – und damit die Lebensräume zu sichern, auf die auch wir | |
| angewiesen sind –, brauchen wir weniger Tiere auf unseren Tellern. Und zwar | |
| schnell. | |
| 31 Oct 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Massives-Wildtiersterben-seit-1970/!5543981 | |
| [2] /Artenvielfalt-und-Oekosysteme-in-Gefahr/!5491214 | |
| [3] /Debatte-Erfolg-der-Umweltbewegung/!5545859 | |
| [4] /CO2-Emissionen-hoeher-als-bei-Oelmultis/!5522650 | |
| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
| ## TAGS | |
| Artensterben | |
| WWF | |
| Umweltschutz | |
| Wildtiere | |
| Tierschutz | |
| Wilderei | |
| Fleischkonsum | |
| Frosch | |
| Schwerpunkt Bio-Landwirtschaft | |
| Fleisch | |
| Ozonloch | |
| Zugvogel | |
| Artensterben | |
| Windkraft | |
| Landwirtschaft | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Gefährdeter Frosch aus Bolivien: Quakender Bachelor im Liebesglück | |
| 10 Jahre lang glaubten Biolog*innen, der Sehuenca-Frosch Romeo sei der | |
| letzte seiner Art. Bis man seine Julia im bolivianischen Wolkenwald fand. | |
| Mehr Ökologie in der Landwirtschaft: Naturschutz auf Kirchenäckern | |
| Die Kirchen verpachten viel Land an Bauern. Eine evangelische Gemeinde in | |
| Schleswig-Holstein zeigt, wie Artenschutz auf den Feldern gelingt. | |
| Gesundheitsgefahr durch Fleisch: Steaksteuer könnte Tausende retten | |
| Wäre Wurst um 166 Prozent und Steak um 28 Prozent teurer, würden pro Jahr | |
| 18.000 Deutsche weniger sterben. Das zeigt eine Studie. | |
| Kommentar Gestopftes Ozonloch: Fakten für den Erfolg | |
| Aus dem Erfolg beim Ozonloch kann man etwas lernen: Alarmrufe aus der | |
| Wissenschaft müssen wieder todernst genommen werden. | |
| Größter Kranichrastplatz Europas: Fluch und Segen zugleich | |
| Zehntausende Zugvögel, Zehntausende Touristen: Im Dorf Linum im | |
| Brandenburgischen dreht sich in diesen Wochen alles um den alljährlichen | |
| Kranichzug. | |
| Massives Wildtiersterben seit 1970: Wildtiere bald nur noch im Zoo? | |
| Die Anzahl der Wirbeltiere ist seit 1970 weltweit um rund 60 Prozent | |
| zurückgegangen, berichtet der WWF – und fordert Gegenmaßnahmen. | |
| 100 Prozent Ökostrom: Energiewende auch für Vögel | |
| Der WWF hat errechnet: Vollversorgung mit Grünstrom braucht 2 bis 2,5 | |
| Prozent der Fläche Deutschlands. Und es geht sogar naturverträglich. | |
| CO2-Emissionen höher als bei Ölmultis: Fleisch und Milch ruinieren das Klima | |
| Eine Studie legt nahe, dass die globale Viehwirtschaft ihre | |
| Treibhausgasemissionen verschleiert. Die nämlich sind viel höher als | |
| gedacht. |