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# taz.de -- Kommentar Gestopftes Ozonloch: Fakten für den Erfolg
> Aus dem Erfolg beim Ozonloch kann man etwas lernen: Alarmrufe aus der
> Wissenschaft müssen wieder todernst genommen werden.
Bild: Vielleicht können wir bald den nächsten Erfolg nach dem Vorbild des Ozo…
Erfolge soll man feiern, wie sie fallen. Und die Umweltbewegung kann sich
nicht so häufig über echte Fortschritte freuen. Nächste Woche beginnt die
UN-Konferenz zum Schutz der Artenvielfalt – die Aussichten sind trübe.
Nächsten Monat trifft sich die Welt wieder zum Klima – auch da gibt es mehr
Probleme als Lösungen. [1][Da kommt die Meldung vom „Ozonloch“ wie ein
Geschenk des Himmels]: Endlich ist die lebenswichtige Schutzschicht des
Planeten wieder auf dem Weg der Besserung.
Das ist nicht nur eine gute Nachricht, weil es ein lebenserhaltendes System
an Bord des Raumschiffs Erde repariert. Sondern weil es zeigt, was auch auf
der globalen politischen Ebene machbar ist. Nicht umsonst gilt das
Montreal-Protokoll, das 1987 den Ausstieg aus den Ozonkillern in
Kühlschränken und Spraydosen vorschrieb, als bislang bester Umweltvertrag
aller Zeiten.
Die Lösung war zwar einerseits einfacher als bei anderen Öko-Problemen.
Denn die Zahl der Ozonkiller-Produzenten war begrenzt, es gab Ersatzstoffe
und großen Druck der Öffentlichkeit. [2][Ein Ausstieg aus den Brennstoffen
Kohle], Öl und Gas ist dagegen ungleich schwieriger.
Der große Unterschied aber ist die Sichtweise auf das Problem. Der damalige
US-Präsident Ronald Reagan war in dieser Öko-Frage kein Ideologe. Seiner
Regierung und den anderen Staaten reichten die dringenden Warnungen der
Wissenschaftler, um zu handeln. 30 Jahre später ist die Wissenschaft viel
weiter. Wir wissen etwa beim Klimawandel, [3][aber auch beim Artensterben],
dem Verlust von Wäldern und Böden, der Überdüngung, der Wassernot oder der
Zerstörung der Ozeane viel mehr als damals zum Ozonloch. Wir kennen die
Gegenmaßnahmen und haben oft sogar das Geld dazu.
## Die Industrie ist oft flexibler als es scheint
Warum passiert trotzdem heute zu wenig und das auch noch zu langsam?
Einerseits ist die Welt durch den wirtschaftlichen Aufstieg der
Schwellenländer komplizierter als im Industrieländerklub von 1987.
Andererseits ist das Umweltthema in den USA, aber auch in anderen Ländern
wie Brasilien, Polen und Ungarn inzwischen so ideologisch aufgeladen, dass
Kompromiss als Verrat gelten.
Und es geht nicht nur darum, aus der Produktion einer einzelnen Chemikalie
auszusteigen – sondern darum, unser gesamtes System von Produktion,
Energie, Ernährung und Transport umzustellen: Weg vom Raubbau an den
Ressourcen und Überlastung der Mülldeponien wie Atmosphäre, Umwelt und
Meeren, hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Und wer das gesamte
System einmal umkrempeln will, der trifft nicht nur auf begeisterte
Zustimmung.
Aber aus dem Erfolg beim Ozonloch kann man durchaus etwas lernen: Alarmrufe
aus der Wissenschaft müssen wieder todernst genommen werden. Die Industrie
ist oft flexibler als es scheint, wenn sie klare Vorgaben bekommt. Und
Politiker müssen von möglichst lautstarkem Protest immer mal wieder daran
erinnert werden, mutig den Job zu machen, für den sie gewählt wurden:
Schaden abzuwenden. Wenn das zusammenkommt, können wir vielleicht bald den
nächsten Erfolg nach dem Vorbild des Ozonlochs feiern.
7 Nov 2018
## LINKS
[1] /Neue-Studie-zur-Ozonschicht/!5545235
[2] /Norwegen-kauft-mehr-RWE-Aktien/!5544778
[3] /Kommentar-weltweites-Wildtiersterben/!5543933
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## TAGS
Ozonloch
Umweltschutz
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Klima
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Schwerpunkt Klimawandel
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Ökostrom
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