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# taz.de -- Schutzschicht über der Arktis: Erstes Ozonloch über dem Nordpol
> Während sich das Ozonloch über der Antarktis langsam schließt, dünnt sich
> nun die Ozonschicht über der Arktis aus. Mögliche Ursache: der
> Klimawandel.
Bild: Ein Eisbär steht im Nordpolarmeer auf eine Eisscholle
Berlin taz | Über der Arktis klafft ein Loch. Die Ozonschicht ist dort
dieser Tage ausgedünnt, und zwar auf einer Fläche, die der dreifachen Größe
von Grönland entspricht. Forscher:innen des [1][Deutschen Zentrums für
Luft- und Raumfahrt (DLR)] und des Alfred-Wegener-Instituts haben das
unabhängig voneinander gemeldet. Während sich das Ozonloch über der
Antarktis langsam schließt, gibt es nun erste Mal ein Ozonloch über dem
Nordpol.
Wie auch über der Antarktis hat die [2][Entstehung des aktuellen Ozonlochs]
mit der hohen Chlorkonzentration in der Atmosphäre zu tun. Den hat die
Menschheit zu verantworten durch ihre lange und intensive Nutzung von
Fluorkohlenwasserstoffen (FCKW), etwa in Kühlschränken. Das
Montreal-Protokoll von 1987 sollte dem einen Riegel vorschieben. Hat das
nicht geklappt? Doch, heißt es beim DLR.
„Aus heutiger Sicht und bei strenger Einhaltung der bestehenden
Schutzmaßnahmen können wir davon ausgehen, dass sich bis Mitte dieses
Jahrhunderts die Ozonschicht wieder vollständig erholen wird“, sagt Martin
Dameris vom DLR-Institut für Physik der Atmosphäre.
Um das Ozonloch in der Arktis zu erklären, reichen die schädlichen Gase
aber nicht aus. Es wurde auch durch eine außergewöhnliche Wetterlage
begünstigt: von langanhaltenden und starken Winden über der Arktis. Ein
ungestörter Polarwirbel ermöglicht wiederum die Bildung von Perlmuttwolken,
die aus kleinen Kristallen bestehen, an deren Oberfläche zahlreiche
chemische Reaktionen ablaufen können. Zum Beispiel der Abbau von Ozon.
## „Weiter im Blick“
Das kann zum Problem werden, schließlich absorbiert die Ozonschicht einen
Großteil der schädlichen UV-Strahlung der Sonne. Wird sie zu durchlässig,
verliert sie ihre Funktion als Schutzmantel. Das DLR verspricht deshalb in
seiner Mitteilung, die Ozonschicht und die globalen Klimaveränderungen
„weiter fest im Blick“ zu behalten.
Wird die arktische Wetterlage, die ein weiteres Ozonloch begünstigt, nun
mit der Klimakrise häufiger? Wie man es nimmt.
Tendenziell ist sogar eher mit dem Gegenteil zu rechnen. „Im Zuge des
Klimawandels werden wir häufiger die gegenteilige Lage erleben, wie es in
den Vorjahren auch der Fall war“, erklärt Markus Rex vom
Alfred-Wegener-Institut „Der Jetstream – ein Starkwindband, das
normalerweise den Polarwirbel in Schach hält – fällt zunehmend schwächer
aus und lässt den Polarwirbel zerfransen.“ Das mache die aktuelle
Wetterlage umso außergewöhnlicher.
## Polarwirbel extrem stark
Auch der Klimawissenschaftler Hartmut Graßl spricht von einem „normalen
Extremwert“. Das heißt: Wetter ist chaotisch – manchmal gibt es eben
Ausreißer, die nicht zum sonstigen Trend passen.
Eines passt aber wiederum gut in die wissenschaftliche Klimadebatte: dass
der Polarwirbel nicht nur irgendwie stärker war, sondern eben extrem stark.
„Es deutet einiges darauf hin, dass die Ausreißer aus dem globalen Trend
mit Fortschreiten der Klimakrise extremer werden“, erklärt Rex, der seit
mehr als 15 Jahren genau diesen Zusammenhang untersucht. „Das muss noch
weiter erforscht werden, bestätigt sich aber aktuell: Der Index der
sogenannten arktischen Oszillation, zu der der Polarwirbel beiträgt, lag im
Durchschnitt des Februars noch nie so hoch wie dieses Jahr.“
26 Mar 2020
## LINKS
[1] https://www.dlr.de/content/de/artikel/news/2020/01/20200325_ozonloch-in-der…
[2] /Neue-Studie-zur-Ozonschicht/!5545235
## AUTOREN
Susanne Schwarz
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