# taz.de -- 9. November in Berlin: Für ein würdiges Gedenken | |
> Ausgerechnet am 80. Jahrestag der Reichspogromnacht wollen Rechtsextreme | |
> durch Berlin ziehen. Das Berliner Bündnis gegen Rechts will das | |
> verhindern. | |
Bild: Auch gegen die letzte rechtsextreme Demonstration in Berlin am 3. Oktober… | |
Ausgerechnet am 9. November. Ausgerechnet an diesem 9. November, an dem | |
sich die Reichspogromnacht zum 80. Mal jährt, wollen Rechtsextreme erneut | |
durch Berlin ziehen. Die Organisation „Wir für Deutschland“, hinter der die | |
umtriebigen Rechtsextremen Enrico Stubbe aus Marzahn und Kay Hönicke aus | |
Brandenburg stecken, hat für den Abend einen „Trauermarsch“ angemeldet, man | |
wolle „allen Opfern der Politik“ gedenken. Treffpunkt ist um 18.30 Uhr, wie | |
bei Veranstaltungen von Wir für Deutschland üblich am Washingtonplatz vor | |
dem Hauptbahnhof. Die genaue Route steht laut Polizei noch nicht fest. | |
Dem letzten Aufruf von Wir für Deutschland waren am Tag der Deutschen | |
Einheit rund 1.300 Menschen gefolgt, deutlich mehr als bei den | |
vorangegangenen Demonstrationen des Bündnisses, das seit Frühling 2016 | |
regelmäßig zu Aufmärschen aufruft. Allerdings war für diesen Tag auch | |
überregional mobilisiert worden, etwa bei rechtsextremen Veranstaltungen in | |
Chemnitz. Für den 9. November geht die Mobile Beratung gegen | |
Rechtsextremismus von einer niedrigeren Teilnehmerzahl aus. | |
Das Berliner Bündnis gegen Rechts ruft zu Gegenprotesten auf. „Sich diesem | |
Aufmarsch entgegenzustellen, ist gerade in Zeiten des wieder erstarkenden | |
Antisemitismus für alle Pflicht“, so der Bündnissprecher David Kiefer. „W… | |
wollen, dass an diesem Tag ein würdiges Gedenken an die ermordeten Jüdinnen | |
und Juden möglich ist, und werden nicht zulassen, dass Neonazis dieses | |
Gedenken stören“, sagt Kiefer. Das Bündnis rufe deswegen zu Protesten auf, | |
die „bunt, kreativ und dem Anlass angemessen“ sein sollen. | |
Bei der letzten Demonstration von Wir für Deutschland am 3. Oktober hatten | |
einige Teilnehmer den Hitlergruß gezeigt. Das Teilnehmerspektrum reichte, | |
wie bei Veranstaltungen dieses Bündnisses üblich, von organisierten | |
Neonazis und Kameradschaftlern bis zu rechten Hooligans, Reichsbürgern und | |
Mitgliedern der am rechten Rand der AfD angesiedelten Patriotischen | |
Plattform. Da die Demonstrationsroute weiträumig abgesperrt war, war es den | |
Gegendemonstranten nicht gelungen, den Aufmarsch zu blockieren. | |
Das Berliner Bündnis gegen Rechts übt auch Kritik am rot-rot-grünen Senat. | |
Die in der Regel erst sehr kurzfristig erfolgende Veröffentlichung der | |
rechten Aufmarschrouten, die oft weiträumigen Absperrungen sowie | |
polizeiliche Gewalt gegen Demonstranten würden Gegenproteste erschweren. | |
Insbesondere die SPD-geführte Senatsverwaltung für Inneres sei deswegen | |
„mitverantwortlich dafür, dass Berlin für Neonazis und Faschisten aller | |
Schattierungen – trotz erheblichen gesellschaftlichen Widerstandes – ein | |
attraktives Aufmarschgebiet darstellt.“ Die rot-rot-grüne Regierung habe | |
ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag, bei rechten Aufmärschen | |
Gegenproteste in Hör- und Sichtweite zu ermöglichen, bislang nicht | |
umgesetzt. | |
26 Oct 2018 | |
## AUTOREN | |
Malene Gürgen | |
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