# taz.de -- Neues Frauenmagazin „Guido“: Glänzend, golden und ganz viel Gu… | |
> Nach Barbara Schöneberger und Joko Winterscheid schenkt Gruner + Jahr | |
> auch Guido Maria Kretschmer ein Magazin. Shopping Queen in Print? | |
Bild: Jetzt darf jede*r mal Guido anfassen | |
Der Bahnhofskiosk – unendliche Weiten: Knapp 1.600 Publikumszeitschriften | |
schwappen regelmäßig in die Regale. In loser Folge und streng nach dem | |
Zufallsprinzip stößt das taz-Medienressort in Parallelwelten vor, die | |
manche menschliche Wesen regelmäßig aufsuchen, auf der Suche nach genau der | |
Zeitschrift, die ihrem Leben den ganz speziellen Sinn gibt. Heute: „Guido“ | |
– quasi die gedruckte Version der TV-Show „Shopping Queen“ mit Guido Maria | |
Kretschmer. | |
„Einmal die Liebe bitte.“ So hat Modedesigner Guido Maria Kretschmer es | |
sich vorgestellt, wenn jemand sein neues Magazin am Kiosk kauft. Doch statt | |
Liebe heißt das Heft jetzt Guido. Nach [1][Barbara Schöneberger (Barbara)] | |
und [2][Joko Winterscheidt (JWD)] also ein erneutes Persönlichkeitsmagazin | |
aus dem Hause Gruner + Jahr (G+J). Geplant sind zehn Ausgaben pro Jahr, die | |
jeweils 3,80 Euro kosten, mit einer Auflage von 250.000. Gewagt! Die erste | |
Ausgabe von Barbara wurde zwar mehr als eine Viertelmillion mal verkauft, | |
doch zwei Jahre später liegt die Auflage nur noch bei knapp 83.000. Die | |
Guido ist das erste Magazin von einem Mann für Frauen gemacht. Doch so | |
revolutionär, wie der Verlag es anpreist, kommt es nicht daher. | |
Wie schaut’s aus? Glänzend, golden und ganz viel Guido. Wer es aufschlägt, | |
sieht erst einmal Werbung für Pads, die die Augenpartie verjüngen sollen. | |
Und so geht es direkt weiter. Von den knapp 200 Seiten sind mehr als ein | |
Viertel als Anzeigen deklariert. Zählt man die Produktseiten dazu, auf | |
denen beispielsweise die sieben schönsten Leopardenmäntel vorgestellt | |
werden, bleibt nicht mehr viel Inhalt im Heft übrig. | |
Was steht drin? „Du bist schön, so wie du bist …“ sind die ersten Worte … | |
Modedesigners. Eine Message, die sich durch das Heft ziehen soll. Das | |
gelingt, wenn eine querschnittsgelähmte Braut porträtiert wird oder die | |
Transaktivistin Jennifer Finnley Boylan über ihre Erfahrungen im Sommercamp | |
schreibt. Doch Guidos Forderungen wie „Zeig deine Cellulite“ oder auch | |
„Größe 42 ist total okay“ werden in den Modestrecken nicht umgesetzt. | |
Ansonsten geht es um Liebe, Mode, Beauty, Kochrezepte und | |
Einrichtungstipps, was Frauen eben interessiert – oder so. | |
Wer liest es? Guido ist vor allem wegen seiner frechen Sprüche als | |
Fernsehmoderator der Doku-Soap „Shopping Queen“ bekannt. Wem knapp vier | |
Stunden Guido pro Woche im Fernsehen nicht genügen, liest vermutlich gerne | |
sein Magazin. | |
Wer macht es? Chefredakteurin Brigitte Huber ist auch für Barbara und die | |
Brigitte-Group verantwortlich. Unter hinter ihr steht eine weiblich | |
dominierte Redaktion und natürlich Guido selbst. Der gibt Styling-Tipps, | |
führt ein Interview, schreibt ein Essay über das Wahre im Leben und verrät | |
im Editorial Persönliches. Zum Beispiel, was sein Lieblingsbuchstabe ist – | |
überraschend: G. | |
Warum kauft man es (k)ein zweites Mal? Die freche lustige Art Guidos aus | |
„Shopping Queen“ kommt im Heft nicht durch. Da helfen auch die ganzen „so | |
cooool“ und „suuuuperperfekt“ nicht, die in den Texten stehen. Wer mehr | |
Guido in seinem Leben haben will, kann ihm einfach bei Instagram folgen. | |
Auf dem großen Markt der Frauenmagazine hebt sich die Guido auf jeden Fall | |
nicht besonders ab. Vielleicht kommt die Überraschung ja mit „Boa“, das | |
Persönlichkeitsmagazin von Jérôme Boateng, das G + J diesen Herbst noch auf | |
den Markt bringen will. Ein Nationalspieler, der ein Fußballheft für Frauen | |
macht? Das wäre schon eher revolutionär. | |
25 Oct 2018 | |
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## AUTOREN | |
Carolina Schwarz | |
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