| # taz.de -- Unnütze Küchenutensilien: Die Wenigkönner | |
| > Für jede Küchentätigkeit gibt es ein Spezialgerät. Oft benutzt man es | |
| > genau einmal – und danach nie wieder. 13 Dinge, die beim nächsten Umzug | |
| > nicht mitmüssen. | |
| Bild: Seien wir ehrlich, beim Kochen ist einfach oft am Besten | |
| ## Wohin mit dem Löffel? | |
| Nie wieder hässliche Soßenflecken auf der Küchenarbeitsfläche, den | |
| Kochlöffel immer schnell zur Hand. Griffbereit lehnt er im formschönen | |
| Kochlöffelhalter, der zeitlose Eleganz ausstrahlt. Soßenreste tropfen in | |
| den praktischen Auffangbehälter ab, ein praktisches Utensil für | |
| anspruchsvolle Hobbyköche … Halt, Stopp, das ist ja ein unerträgliches | |
| Marketinggeschwurbel! Natürlich ist der Kochlöffelhalter das sinnloseste | |
| Ding, das jemals für die Küche erfunden wurde. Wer wirklich schon alles | |
| hat, der wird ihn sich auch noch hinstellen. Für alle anderen ist er | |
| Ausdruck einer Gesellschaft, die jedes Maß verloren hat. Felix Zimmermann | |
| ## Wie so ein Kaffeefahrtopfer | |
| Die Demonstration auf dem Flohmarkt sah so toll aus: Das Safti ist eine Art | |
| Rohr mit Deckelchen, das man in die Zitrone bohrt und aus dem oben dann der | |
| Saft herausläuft. Für den Fall, dass man nicht allen Saft braucht, kann man | |
| die Zitrone auf ein kleines Podest stellen, für später. Wie so ein | |
| Kaffeefahrtopfer schlug ich zu. Aber gleich die erste Zitrone mit Safti | |
| drin wurde sehr schnell schimmelig, und fortan traute ich Safti nicht mehr. | |
| Michael Brake | |
| ## Ein Turm aus Plastik | |
| Zu Beginn der 2010er-Jahre hatte sich auf verschlungenen Wegen der | |
| Küchentrend des Dampfgarens eingeschlichen. „Total easy und super gesund“, | |
| schwärmten Freunde. Sie verfügten über ein Landhaus, ihre saalartige Küche | |
| war im früheren Stall situiert, dort stand der Dampfgarer, ein Turm aus | |
| Plastik, harmonisch zwischen der Fünf-Meter-Tafel, den Stühlen, Hockern, | |
| Bänken, der Topf-und-Bräter-Sammlung und dem Manufactum-Entsafter. Als ich | |
| wenig später bei Aldi einen Dampfgarer sichtete (30 Euro, kannste nicht | |
| meckern!), kaufte ich ihn. Und als ich zu Hause meine Küche betrat, wusste | |
| ich: Das wird hier nix. Für den Dampfgarer hätte ich die Küchenmaschine | |
| abbauen müssen; nur in ihre Ecke hätte der Plastikturm hingepasst. Ich | |
| wuchtete den Aldi-Karton auf den obersten Küchenschrank. Und dort, eh klar, | |
| steht er noch heute. Anja Maier | |
| ## Garnelencurrywurst, hallo!? | |
| Zum Auszug bei meinen Eltern schenkte mir irgendwer ein Anfängerkochbuch – | |
| weil ich, so wohl der Gedanke dahinter, bis dahin noch nie einen Kochlöffel | |
| in der Hand gehabt hätte. Die Rezepte darin sind so fancy | |
| (Garnelencurrywurst, hallo!?), dass ich bis heute keines davon gekocht | |
| habe. Meine Studienzeit bestand dann doch sehr unkreativ aus Pommes, | |
| Spaghetti mit Käse, mehr Pommes und viel Tiefgekühltem. Für alles andere | |
| fragte ich kurz Mama. Oder das Internet. Tine Stöckel | |
| ## Vorsicht, Klinge im Gesicht | |
| Ich hatte irgendwann in einer Pizzeria gesehen, wie elegant der | |
| Pizzameister die Pizza schnitt, mit einem Gerät mit einer kreisförmigen, | |
| frei rotierenden Klinge, und habe mir dann so einen Pizzaschneider | |
| zugelegt. Das Problem war nur, dass man Tiefkühlpizza damit kaum | |
| auseinanderbekommt, vor allem wenn man den Boden kross mag. Und nicht nur | |
| das; wenn man nicht genau im richtigen Winkel ansetzt, hat das | |
| gegenübersitzende Rendezvous ganz schnell die Klinge im Gesicht. Ein | |
| schweres, langes Messer ist viel besser. Also für die Pizza. Ulf Schleth | |
| ## Das Rätsel aus der Startbox | |
| Der Umzug nach Berlin, die erste eigene Wohnung, die erste eigene Küche und | |
| die erste eigene Ikea-Küchen-Startbox. 77 oder so Teile, vom Brettchen bis | |
| zur Knoblauchpresse, von der Pfanne bis zur Kochgabel. Kochgabel? Genau: | |
| ein Plastikding im Format eines Kochlöffels, aber mit Zinken, die jedoch | |
| stumpf sind. Keine Ahnung, was man damit aufgabeln soll, seit 17 Jahren | |
| liegt und hängt sie unbenutzt in meiner Küche. Michael Brake | |
| ## Das ist soooo 90er | |
| Wenn dieses Teil doch wenigstens zusammenklappbar wäre. Sich also der Spieß | |
| aus dem Brett ziehen ließe und die Plastikglocke faltbar wäre. Dann ließe | |
| sich der Tête-de-Moine-Hobel wenigstens kleinräumig verstauen. Tut er aber | |
| nicht. Er braucht im Küchenschrank Platz wie ein großer Kochtopf, seine | |
| Bestimmung aber ist solitär. Er dient dazu, Rosetten vom Mönchskopf | |
| abzuschaben, eine Käsesorte aus der Schweiz, was in den 90ern modern wurde, | |
| damals, als auch die Raclette-Welle ins Land hineinschmolz. Klar, man | |
| könnte auch anderen Hartkäse darauf packen oder Rosetten aus Schokolade | |
| schleifen. Aber um auf so was zu kommen, braucht man schon viel Fantasie. | |
| Jörn Kabisch | |
| ## Wie beim Topfschlagen | |
| In Prenzlauer Berg liegen immer schöne und nützliche Dinge auf der Straße – | |
| zum Mitnehmen. Eines Tages lag da, in Originalverpackung!, ein | |
| Granatapfelentkerner. Musste ich haben. Man halbiert den Granatapfel, legt | |
| ihn auf ein Sieb in einer Schale, stülpt ein Gummiding darüber und klopft. | |
| Mit einem Kochlöffel zum Beispiel. Es macht Lärm und man fühlt sich wie als | |
| Kind beim Topfschlagen. Und mit viel Glück fällt dann sogar mal ein | |
| Granatapfelkern durch die Löcher in die Schüssel. Oder auch nicht. Nicola | |
| Schwarzmaier | |
| ## Jeden Tag kein Pesto | |
| Ein Wiegemesser ist eine gute Idee, dachte ich. Endlich arbeiten wie ein | |
| Profikoch, dachte ich. Knoblauch und Kräuter werden in Sekunden | |
| kleingehackt, jeden Tag gibt es ein Pesto, mindestens, dachte ich. Reell | |
| habe ich eine Sperre im Kopf: Ich müsste das Wiegemesser mal in Ruhe | |
| ausprobieren, aber wenn es ans Kochen geht und ich doch wieder nur eine | |
| kleine Zwiebel und eine Möhre würfeln muss, dann nehme ich lieber schnell | |
| das normale Messer. Schade. Michael Brake | |
| ## Bestialisch backen | |
| Manchmal tauchen Dinge in der Küche auf, von denen man nicht weiß, woher | |
| sie kommen. Wie diese gebogene Metallstange mit einem Silikonlappen am | |
| Ende. Nachforschungen ergeben, dass es sich dabei um einen Teigschaber | |
| handelt, man verteilt damit den Teig beim Kuchenbacken. Es gibt auch | |
| Teigschaber ohne Stiel, die heißen Schlesinger, weil in früheren Zeiten der | |
| Schlesinger-Knochen, der Schulterblattfortsatz des Kalbes, dazu benutzt | |
| wurde. Bestialisch. Mit meinem Teigschaber kriege ich gar nichts | |
| gleichmäßig verteilt, die Backmischung klebt am Silikon. Ich mache das | |
| jetzt mit einem Löffel. Geht genauso gut. Ulf Schleth | |
| ## Herzloser Kaffeegenuss | |
| Weihnachten 2016 bekam ich einen Milchaufschäumer geschenkt. Cool dachte | |
| ich, jetzt gibt’s Cappuccino wie im Café, und sah schon in Schaum gemalte | |
| Blätter und Herzen vor mir. Geklappt hat's natürlich nicht. Der Schaum fiel | |
| nach spätestens 30 Sekunden in sich zusammen, es sah trauriger aus, als | |
| wenn ich nur schnöde Milch in den Kaffee gekippt hätte. Keine Ahnung, woran | |
| es liegt. Cappuccino trinke ich jedenfalls wieder im Café und der Schäumer | |
| verstaubt im Schrank. Tine Stöckel | |
| ## Im ökologischen Ungleichgewicht | |
| Zu den wichtigen Orten für Hausstandsgründer zählen die | |
| Krimskramsangebotsecken diverser Super- und Drogeriemärkte, in denen man in | |
| Fernost hergestellte Geräte für unter 10 Euro erwerben kann. Da entdeckte | |
| ich eine elektronische Küchenwaage und nahm sie mit. Doch bereiten ihre | |
| Knopfzellbatterien ökologische Gewissensbisse. Überall gibt es sie nur in | |
| Zehnerpacks. Bis aber die erste Batterieladung verbraucht ist, sind die | |
| anderen nicht mehr auffindbar. Außerdem kosten sie genauso viel wie eine | |
| neue Waage, sodass sich irgendwann vier Waagen bei mir angesammelt hatten. | |
| Ich habe sie jetzt alle auf dem Flohmarkt verkauft und mir vom Erlös eine | |
| geholt, die ohne Strom funktioniert. Die gibt es nämlich. Ulf Schleth | |
| ## Was ist rot, rund und aus Silikon? | |
| Es war mein Geburtstag. Jemand brachte jemanden mit, ich kannte die Frau | |
| nicht. Und ich sah sie hernach auch nie wieder. Als die Lady mir die auf | |
| wertig getrimmte Verpackung überreichte, sagte sie so was wie „Hier bitte, | |
| ein Knoblauchschäler. Herzlichen Glückwunsch!“ Als ich das Präsent am | |
| nächsten Morgen unter die Lupe nahm, dachte ich erst an einen | |
| Scherzartikel: es war rot, rund und aus Silikon. Warum sollte man köstlich | |
| riechende Knoblauchzehen in eine Plastikröhre stecken? Um diese dann mit | |
| der flachen Hand auf einer festen Unterlage zu rollen und anschließend den | |
| massakrierten Knoblauch wieder rauszufummeln? Nicht dein Ernst?! Und bei | |
| genau dieser Frage ist es dann auch geblieben. Anja Maier | |
| 23 Oct 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulf Schleth | |
| Anja Maier | |
| Michael Brake | |
| Jörn Kabisch | |
| Felix Zimmermann | |
| Christine Stöckel | |
| Nicola Schwarzmaier | |
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